Emil Nolde - Amaryllis mit rotem Mohn - image-1

Lot 1221 Dα

Emil Nolde - Amaryllis mit rotem Mohn

Auction 867 - overview Köln
04.12.2004, 00:00 - Moderne Kunst
Estimate: 100.000 € - 140.000 €
Result: 130.900 € (incl. premium)

Emil Nolde

Amaryllis mit rotem Mohn

Aquarell 49,5 x 35,5 cm signiert

In einem an die Vorbesitzer 1982 gerichteten Schreiben führte Martin Urban zu dem Aquarell aus: "Es dürfte eines der schönen großen Blumen-Aquarelle mit der Darstellung der Amaryllis sein, die Nolde in verschiedenen Variationen öfter gemalt hat. Wir besitzen in Seebüll mehrere Blätter mit diesem Motiv; bisweilen hat er die Amaryllis mit Figuren seiner Sammlung kombiniert, ein solches Aquarell ist in dem Nolde-Band 'Blumen und Tiere' reproduziert." (Brief vom 15. Dezember 1982, vgl. Martin Urban, Emil Nolde, Blumen und Tiere, Köln 1979, Farbtafel Nr. 6)
Den rot-weiß geäderten Amaryllis-Blüten, die hier wie schwebend vor blauen Farbgründen erscheinen, ist eine farbenprächtige Masse dicht gedrängter roter und violetter Mohnblüten oder auch Anemonen beigegeben. Die freie Gestaltung und versierte Handhabung der Naß-in-Naß-Technik bewirkt wie so oft bei Noldes Meisterblättern, daß man bezaubert vor der Kombination der fließenden Farben auf dem Papier, der Genese des fragilen und leuchtenden Blütenwunders aus dunkleren, diffus bleibenden Raumzusammenhängen steht und die Sicherheit in der Verteilung der Formen bewundern muß, die sich wie von selbst und der Natur analog zu ergeben scheinen.
"Nolde hat eine unmittelbare sinnliche, erotische Beziehung zur Farbe, sie ist sein eigentliches Kommunikationsmittel in der menschlichen Begegnung. Stimmen der Menschen werden als Farbe erlebt [...] 'Und sind nicht Träume wie Töne und Töne wie Farben und Farben wie Musik. Ich liebe die Musik der Farben.' Von der Farbe nicht zu trennen, mit ihrer Wirkung unlöslich verbunden ist die Form; sie ist gleichzeitig da, fast immer groß und beherrschend, nah gesehen, als wollte sie den Rahmen sprengen, oft mit zwingender, eindringlicher Gebärde, eine Art Hieroglyphe, die der Maler aus dem Gegenstand gewinnt, jedesmal neu und anders, auch wenn der Gegenstand gleichbleibt. [...] Der Gegenstand ist nie unwichtig, manche Blumenaquarelle sind wie Porträts, sie haben Individualität [...]." (Martin Urban, op. cit., S. 36)

Provenance

Beim Künstler in den späten zwanziger Jahren erworben, Privatsammlung Berlin; seitdem in Familienbesitz