Willi Baumeister
Konstruktivistisch V
1920
Öl und Sand auf Karton
Eine von sechs kleinformatigen Arbeiten der Folge "Konstruktivistisch", die als Teile und aus einer größeren "Komposition der Flächenkräfte" herausgeschnitten, als neue Kompositionen ihre künstlerische Selbstständigkeit erhielten (vgl. Beye/F. Baumeister, Angaben zu 234).
Diese frühe abstrakte "Miniatur" aus der Reihe der um 1920 entstandenen, heute extrem selten gewordenen Arbeiten, erwächst nach Grohmann "aus harmonikalen, geometrischen Flächenverspannungen, bei denen man an Mondrian und den 'Stijl' denkt, an eine Kunst als Mittel zum Ausdruck fundamentaler Gesetzmäßigkeiten. [...] Einige Bilder arbeiten mit kleingeteilten Flächen wie Mondrian 1917, andere mit rektangulären, verschieden großen Flächen und einfachen Farbenkontrasten, wieder andere mit straffen Fluchtlinien, die aber mehr die Richtung der Spannungen angeben als daß sie die schwebende Ruhe aus dem Gleichgewicht brächten. Ab und zu rauht Baumeister die eine oder andere der Flächen durch Sand oder Spachtelkitt auf und erreicht dadurch eine belebende Vibration.
Es sind Bilder von größter Einfacheit und Strenge, die Abstraktion ist bis zum äußersten getrieben. Aber wie bei Mondrian ist die Abstraktion nicht leer; Flächenteilung, Farbe und Rhythmus begleichen die Vorstellung des Malers von dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. [...] Baumeister selbst bezieht sich in seinen damaligen Äußerungen [Willi Baumeister, Das Mauerbild und einiges über die Fläche, 1923, publiziert in: Die Baugilde 1925] nicht auf Mondrian, sondern auf Cézanne (abschätzbare Tiefe), den Kubismus (zusammenwachsende Teile zur Fläche) und den Nachkubismus (Organisation der Flächen in der Fläche) [...]. Er erwähnt in diesem Zusammenhang auch seine 'Mauerbilder' und setzt sie in Beziehung zur neuen funktionellen Architektur." (Will Grohmann, Willi Baumeister, Leben und Werk, Köln 1963, S. 40)
Catalogue Raisonné
Beye/F. Baumeister 238
Provenance
Johannes Schubert, Stuttgart; Galerie Wolfgang Werner, Bremen; Rheinische Privatsammlung
Literature
Will Grohmann, Willi Baumeister, Leben und Werk, Köln 1963, Nr. 126 (o. Abb.)
Exhibitions
Bremen 1973 (Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner), Kat. Nr. 5 mit Abb. (rückseitiger Ausstellungsaufkleber)