Arnulf Rainer - Ohne Titel - image-1

Lot 408 Dα

Arnulf Rainer - Ohne Titel

Auction 876 - overview Köln
10.06.2005, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Estimate: 35.000 € - 40.000 €
Result: 48.790 € (incl. premium)

Arnulf Rainer

Ohne Titel
1961

Öl und Kreide auf Leinwand. 70,5 x 101 cm. signiert

Zu seinen Übermalungen äußerte Arnulf Rainer: "Ich wußte nicht wozu, wohin, wie lange, als ich 1952 begann, über fremde oder eigene Bilder zu malen. Erst langsam im Laufe der Jahre entwickelten sich geschlossene schwarze Flächen oder Strichbündel, in denen ich mich selber erkannte.
Diese Bilder korrigiere ich heute noch, immer weiter zu einer völligen Verdunklung, obwohl ich längst vergessen habe, was darunter war. Am liebsten arbeite ich an der Übermalung einer Übermalung. Ich wollte nie zerstören, sondern vervollkommnen. Ein gewisser positiver Kontakt zur überarbeiteten Bildform war für mich allerdings notwendig. Obwohl nicht ausschließlich, so betreibe ich die künstlerische Arbeit in erster Linie als Selbstgespräch. Wie sich etwa der Traum im Tiefschlaf fortsetzt, so ist die Übermalung die Entwicklung dieses Selbstgespräches in ein Schweigen. Ein kommunizierbares, denn sonst würden mir andere nicht vor allem jene Bilder entreißen, welche ich aus reiner Selbstkommunikation schaffe und von denen ich hoffe, sie eines Tages zum Ausdruck einer gänzlichen Ruhe, eben jenes Tiefschlafs, führen zu können.
Je bedeckter das Bild, um so schwieriger ist jeder weitere Schritt bis zur völligen Geschlossenheit. Erst jahrelange Arbeit an einem Werk löscht alle billigen oder kostbaren Effekte. Heute, auch mit anderen künstlerischen Problemen beschäftigt, male ich an diesen Werken, soweit sie noch in meinem Besitz sind, durchschnittlich einen Pinselstrich im Monat. Bis zu meinem Ableben werden sie sich so noch stark verändern.
Bilder, die schon aus meinem Atelier sind, nehme ich jederzeit zur Vervollkommnung, d.h. abermaliger Übermalung zurück." (Arnulf Rainer, in: Arnulf Rainer, Übermalungen 1954-1964, Ausst.Kat., Galerie Schöttle, München 1970, o.S.).

Provenance

Galerie Müller, Köln (mit rückseitigem Aufkleber)
Süddeutsche Privatsammlung