Gerhard Richter - Ohne Titel (braun-rot) - image-1

Lot 441 Rα

Gerhard Richter - Ohne Titel (braun-rot)

Auction 881 - overview Köln
02.12.2005, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Estimate: 50.000 €
Result: 45.220 € (incl. premium)

Gerhard Richter

Ohne Titel (braun-rot)
1971

Öl auf Leinwand. 60 x 50 cm. rückseitig signiert

In einem Interview zum Entstehungsprozess der Vermalungen beschreibt Gerhard Richter, dass er die noch frische Farbe mit dem Pinsel in endlosen, kurvigen Bahnen so lange malte, bis nichts mehr vom Untergrund zu sehen war. [...] Die Pinselspuren durchdringen sich dabei zu einem dichten Dschungel, der dem Auge des Betrachters keinen festen Halt gibt. Ruhelos durchwandert der Blick das Geschlinge, folgt einzelnen Kurven, die sich wieder verlieren, versucht, in dem sich überlagernden Gewirr einzelne Schichten voneinander zu trennen, doch eine Orientierung ist nicht möglich.

Zunächst beschäftigte sich Gerhard Richter mit „Grauen Vermalungen“ und erweiterte wenig später das Konzept auf die drei Grundfarben. Rot, Blau und Gelb vermalte er so, dass sich die Farben unterschiedlich mischten bis ein bräunlicher Ton entstand, in dem die Primärfarben schließlich nicht mehr zu erkennen waren.

In den Vermalungen wird nichts abgebildet. Die gestisch anmutende Malerei ist nicht Spiegel einer subjektiven Befindlichkeit des Künstlers. Sie bedeutet nur sich selbst. Vorgeführt wird der Akt des Malens als solcher, mit der Lust am Verschmieren der weichen, cremigen Ölfarbe, deren materielle Beschaffenheit hier sichtbar wird.

Richter entwickelte dieses Konzept der Vermalung aus Arbeiten nach Fotografien einer Düsseldorfer Parklandschaft. Dort lösen sich Bäume, Büsche und Rasen in abstrakte grüne Farbbahnen auf, je näher der Betrachter an die Leinwand herantritt. Der Künstler betonte schon Mitte der 1960er Jahre die malerische Qualität seiner Bilder nach Fotos: „Von der Oberfläche her, Ölfarbe auf Leinwand, konventionell aufgetragen, haben meine Bilder wenig mit dem Foto zu tun, sondern sind ganz Malerei...“ Andererseits ist selbst die ungegenständliche Vermalung nicht gänzlich frei von Illusionismus: Die ineinander verschlungenen Pinselbahnen erhalten durch Überlagerungen und wechselnde Schattierungen räumliche Tiefe. (vgl. K20K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (Hg.), Gerhard Richter, Begleitheft zur Ausstellung, Düsseldorf 2005, o.S.).

Catalogue Raisonné

293/5