Kohlezeichnung (88 x 61 cm) auf dünnem gelblichen Papier 92,7/94 x 64,8/65,2 cm, unter Glas gerahmt. Unten links in Sütterlin signiert, datiert und bezeichnet Albert Birkle Zeichnung zum Farbbild "Unter den roten Fahnen" 1919. - Der Bogen unregelmäßig geschnitten mit unebenen Rändern, auf die Kartonunterlage aufgezogen und insgesamt gleichmäßig gebräunt.
Wesentliche Vorzeichnung, die Darstellung fest umrissen, zu dem gleichnamigen Ölgemälde von 1921 "Selbstbildnis unter roten Fahnen" (vgl. Ausst.Kat. Wem gehört die Welt - Kunst und Gesellschaft in der Weimarer Republik, N.G.B.K. Berlin 1977, Abb. 27 S. 213).
"Von den wenigen, Revolutionen und Aufbruch des Proletariat thematisierenden Expressionisten war Albert Birkle auf der 1. deutschen Kunstausstellung ["1. Allgemeine deutsche Kunstausstellung", Moskau 1924] vertreten. (Abb. II/2, Farbseite, u. 27). Auf einer Variante seines Demonstrationsbildes (Abb. 27) stellt sich der Künstler, den Blick nach oben in den Nachthimmel gerichtet, in zeittypischer Seherpose dar. Während die Arbeiter finster-entschlossen, das Kleinbrügertum im Hintergrund mürrisch vor sich hinstarren, 'erschaut' der Künstler mit weit aufgerissenen Augen den tieferen Sinn der Ereignisse, ganz im Sinne von Lunacarskijs Feststellung: 'Die Expressionisten behaupten hartnäckig, der Künstler müsse ein Seher sein, der Künstler sei ein Mensch voll tiefen Wesensgehaltes und sein Gemälde eine Predigt, doch eine besondere, die das Gefühl unmittelbar erschüttere.'" (Eckhart Gillen, Die Sachlichkeit der Revolutionäre, Die Bedeutung von 'Verismus', 'Konstruktivismus' und 'Neuer Sachlichkeit' für die revolutionäre Kunst der 20er Jahre in Deutschland und in der Sowjetunion, in: Ausst. Kat. Berlin, op. cit., S. 213)
Provenance
Galerie Hasenclever, München; Privatbesitz Frankreich