Lot 636 Dα

Das angebotene Stilleben stammt aus der besten Schaffenszeit Peter August Böckstiegels, Mitte der 1920er Jahre. Die kontrastreiche, starke Farbigkeit in ihrem plastischen Auftrag und spontanem Duktus verrät ebenso wie die bäuerliche Motivik von Sonnenblumen und Arbeitsschuhen Böckstiegels Interesse am Werk van Goghs; selbst seinen Sohn nennt er 1925 ihm zu Ehren Vincent. Doch ist Böckstiegel diesem Themenkreis nicht nur künstlerisch, sondern auch biographisch eng verbunden, da seine Eltern und nächsten Verwandten, mit denen er zusammenlebt, Bauern sind. In diesen Jahren entstehen zahlreiche 'Berufsporträts' mit "Meine Eltern bei der Kornernte", "Kartoffelernte" von 1921 (v. Wedel 94, 95), "Bauern am Abend", "Kopf eines Bauern" von 1922 (v. Wedel 98, 100", "Meine Eltern", "Sensendengelnder (Mein Vater)", "Mein Vater (Der Sämann)" von 1925 (v. Wedel 135, 137, 138).
"Das Unverständnis, das manche Nachbarn Böckstiegels drastischer und starkfarbiger Malerei entgegenbringen, nimmt er nicht weiter zur Kenntnis - er erfreut sich an ihren spontanen Reaktionen: 'Die Bauern sehen sich gern meine Arbeiten an, ein frohes, und heiteres Lachen, der treffende Ernst über diese und jene Arbeit, beglückte sie. [...] Von literarischer überkultivierter Kritik war hier nichts zu Hause. Ob im Gesicht grüne oder blaue Schatten waren, das aufleuchtende Licht des Fleisches gelb oder rot, sie erlebten die Ausstrahlung der Handlung, also sahen den Menschen in seiner ganzen Echtheit und geistigen Haltung, sie sahen sich selbst.'" (Jutta Hülsewig-Johnen/Vita v. Wedel (Hg.), Peter August Böckstiegel. Menschen und Landschaften. Monographie und Werkverzeichnis, S. 37).