Edvard Munch - Stanislaw Przybyszewski - image-1

Lot 867 Rα

Edvard Munch - Stanislaw Przybyszewski

Auction 891 - overview Köln
02.06.2006, 00:00 - Moderne Kunst
Estimate: 20.000 € - 25.000 €
Result: 23.800 € (incl. premium)

Edvard Munch

Stanislaw Przybyszewski
1895 (?)

Original-Lithographie auf glattem Velin 54,8 x 44,3 cm (71,8 x 55,1 cm) Signiert - - Gebräunt, mit winzigen Stockflecken und einem hinterlegten Einriß am linken Rand; das Blatt wurde gerollt, mit Falten und Questschfalten.

Dargestellt ist der polnische Schriftsteller Stanislaw Przybyszewski (1868-1927), eigentlich ein studierter Mediziner, der wie viele kreative Europäer im ausgehenden 19. Jahrhundert, - und wie heute auch wieder -, nach Berlin zog, um Freiräume auszuprobieren und Gleichgesinnten zu begegnen. Gerade Przybyszewksi hat sehr früh das hervorragende Talent Edvard Munchs erkannt, wie er ein Suchender in der deutschen Hauptstadt. Er würdigte den norwegischen Künstler als einer der ersten.
Man erkennt dieses Gesicht des Polen sofort aus anderen Zusammenhängen: zwar nicht als einzelnes, selbständiges Porträt, aber als Hauptdarsteller in einem Beziehungsdrama mit drei Personen, einer „ménage à trois“: er ist der einsame Verlierer. In zwei 1896 entstandenen Lithographien (Woll 68, 69), beide „Eifersucht“ betitelt, ist Przybyszewski die einzige Figur „en face,“ einen Großteil der Komposition ausfüllend und beanspruchend.
"In den Romanen von Przybyszewksi spielt gerade die Eifersucht eine vorherrschende Rolle. Dies trifft auch auf ‚Vigilien' (1894) zu, dessen Umschlag eine der Madonna-Zeichnungen von Munch zeigt. Auf diesem Hintergrund ist es möglich, das Bild als ein Porträt des Verfassers Przybyszewksi zu sehen, in dem er masochistisch - wie in der Wirklichkeit - seine Frau als lebendes Modell für seine Dichtung benutzte. Deshalb gestattete er ihr wohl auch, andere sexuelle Partner - selbst nachdem sie sich verheiratet hatten - frei zu wählen. Selbst wenn man ‚Eifersucht' also als ein Verfasserporträt betrachten kann, wäre diese Deutung zu eng, da Munch ein Sinnbild des Wesens der Eifersucht schuf und diesem menschlichen Gefühl allgemeingültige Züge verlieh.“ (Arne Eggum, „Eifersucht“, Munch: Liebe, Angst, Tod, Kunsthalle Bielefeld, 1980, S. 103)

Catalogue Raisonné

Woll 45 III; Schiefler 105