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Lot 606 D

Lyonel Feininger - Lokomotive (1 Lok, 3 Waggons)

Auction 905 - overview Köln
02.06.2007, 00:00 - - 900. Auktionen - Moderne Kunst
Estimate: 12.000 € - 15.000 €
Result: 21.420 € (incl. premium)

Lyonel Feininger

Lokomotive (1 Lok, 3 Waggons)
1913

4-teiliges Holzobjekt, farbig gefaßt Höhe 6 cm, Breite 55,5 cm, Tiefe 3,3 cm - Die Kanten partiell berieben, das Lokdach mit kurzem Materialausbruch. Der rote Waggon mit kleiner fachmännischer Restaurierung, der vordere Schornstein ergänzt

"'Ich kriege jedes Jahr diesen Rappel und will wieder Holz zersägen und bemalen! Und die Jungx [sic] warten doch mit tödlicher Gewißheit, daß ich ihnen Männekens mache!'" (Lyonel Feininger, zit. nach T. Lux Feininger, Lyonel Feininger. Die Stadt am Ende der Welt, München 1965, S. 54)
Etwa 1911 hatte das Ehepaar Feininger den Münchner Fabrikanten Karl Löwenstein in Paris kennengelernt, der in der Spielwarenfabrik Otto Löwenstein mit seinem Vater die zuerst für Feiningers Sohn Andreas geschnitzten Züge industriell fertigen wollte.
Bei der angebotenen Lokomotive handelt es sich vermutlich um einen für die Fabrikation vorgesehenen Prototyp. Lyonel Feininger hatte großen Spaß an der Entwicklung der für die maschinelle Fertigung geeigneten Arbeitsabläufe und der farblichen Fassung der Holzspielzeuge. Neben dem reformerischen Aspekt im Vorfeld der Bauhaus-Ideen versprach er sich auch einen wirtschaftlichen Erfolg und plante - da die Lokomotive an sich auch einen nostalgischen Apekt für ihn beinhaltete - alte Eisenbahnmodelle entsprechend etikettiert zu entwerfen, wie "Rocket", "Lady of the Lake" oder "John Bull".
"Er stand in reger Korrespondenz mit dem Hersteller; es handelte sich um technische Details der Fabrikation und um den nötigen gesetzlichen Schutz der Erfindung. Ein Patent war beantragt und wurde schließlich gewährt, es handelte sich um den 'Gleitklotz' der Spiel-Eisenbahn. Dies war ein an den Seiten mit Rädern bemalter, hölzerner Block, der das Fahrgestell des betreffenden Stückes darstellte." (ebenda S. 27)
"Ich bin ganz feste bei den Modellen jetzt und baue ganz raffinierte Sachen und ganz sorgfältig durchgedacht in allen Stücken [...]. Ich bin in dieser Arbeit wieder einmal der frohe Boy von 15 Jahren, und jetzt hats einen Zweck obendrein," schreibt Lyonel Feininger an seine Frau am 26. Mai 1913 und ein Jahr darauf: "Und doch mit frohem Unterbewußtsein, etwas wie ein Werk zu tun, welches bald vor Hunderttausenden sichtbar und wirklich erfreulich sein wird; nicht wie 'lumpige Ölbilder!'. (zit. nach ebenda S. 28, 30 f.)
Leider kam eine umfangreichere Produktion durch den Beginn des I. Weltkrieges nicht zustande.
"Nicht nur Kinder spielen. So manches Spielzeug wurde überhaupt nicht für Kinder geschaffen. Anderes gibt es, was für manche, aber nicht für alle paßt. Statt nur an Kinder, richtet es sich an alle, die im Herzen jung geblieben sind. Und aus einem solchen mag es auch entstanden sein. Von einem Künstler geschaffenes Spielzeug kann durchaus einen Einblick in seine Formideen geben." (ebenda, S. 10)

Certificate

Wir danken Ulrich Luckhardt, Hamburg, für freundliche Auskünfte

Provenance

Karl Leo Kasimir Berson, Neffe des Künstlers und Sohn von Helene, der Schwester Feiningers; seitdem Privatbesitz Rheinland