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Lot 277 D

Heinrich Nauen - Madonna mit den Tieren

Auction 910 - overview Köln
28.11.2007, 00:00 - Moderne Kunst
Estimate: 30.000 € - 35.000 €
Result: 24.000 € (incl. premium)

Heinrich Nauen

Madonna mit den Tieren
1940

Öl auf Leinwand, dazu 2 gerahmte Bleistiftzeichnungen: Kind an der Brust/Hände 185,5 x 152 cm Unten links schwarz signiert H. Nauen - Am oberen Rand mit fachmännisch hinterlegter Retusche

1937 wurde Heinrich Nauen aus dem Lehramt an der Düsseldorfer Kunstakademie entlassen und erhielt von den Nationalsozialisten Berufsverbot. Neben Johannes Geller, für den er bereits 1931 eine "Madonna mit den Tieren" für den Musiksaal geschaffen hatte (Drenker-Nagels/Malcomess 368), war Walter Schmitt mit Heinrich Nauen befreundet und berichtet zur Entstehung seiner Komposition:
"Sodann kam er auf meinen Wunsch zurück. Er habe einen Entwurf zu einer Maria mit Tieren als Hochformat. Diese Skizze hatte ihre Vorgeschichte. Wie erwähnt, hatte Nauen für Geller bereits eine Maria mit Tieren als Querformat gestaltet. Hierbei war ihm der Gedanke gekommen, das Thema nochmals zum Bild zu gestalten, jedoch in pyramidenhaftem Aufbau, also im Hochformat. [...] Wir kamen überein, daß der Entwurf ausgeführt werde. Das Bild sollte das letzte vollendete des Künstlers werden. [...] Am 10. März 1940 schrieb Nauen, er sei nun seit einigen Tagen mit meinem Bild beschäftigt. 'Mir macht die Arbeit viel Freude und ich wünschte jetzt nur, der Tag hätte 2 x 24 Stunden. Für die erste Zeit wird das Bild mich restlos beschäftigen und ich habe alles andere zurückgestellt.' Mit Brief vom 14. Juli 1940 meldete Nauen mir dann das Fertigstellen des Bildes, 'ich kann Ihnen schon den Ton der Wand wo es hängen soll bestimmen. Der Ton des Bildes ist in vielen Abstufungen ein leuchtendes Gelb. Dieses Gelb wird überstrahlt [...] vom Blau der Maria - Als Note dazu das Grau - Schwarz - Rot - Braun in den Tieren - aber das Blau-Geld ist dominierend. Dazu denke ich mir den Raum in einem lichten warmen Braun [...]'." (Schmitt 1981, op.cit., S. 65 f.)
In der Tat ist der gelbe Bildgrund eine Reminiszenz an die Goldgrundmalerei der italienischen Frührenaissance und wird wie auch der blaue Marienmantel bereits in der früheren, erwähnten Fassung von 1931 eingesetzt. Ebenso wie das Motiv der 'Maria lactans', der stillenden Maria - die sich auch im Sinne einer Caritasikonographie assoziieren läßt, - sind dort bereits Assistenztiere paarweise in der Mutter-Kind-Konstellation beigegeben. Allerdings ist in der frühen Fassung ein konkreter Bildraum in einer Landschaft beschrieben, auf den bei der vorliegenden Fassung von 1940 vollständig verzichtet wurde, zugunsten einer mit dem Renaissance-Goldgrund angestrebten freien Reflexionsfläche - der auch der frühe Strahlenkranz Mariens zum Opfer gefallen ist. Die zweite Fassung der "Madonna mit den Tieren" ist daher als die reduziertere und mithin 'modernere' Umsetzung dieses heilsgeschichtlichen Themas anzusehen, indem sie auf konkrete ikonographische Zeichensetzung verzichtet.
Dazu: KINDERSTUDIE MIT WIEDERHOLUNG DES OHRES und HANDSTUDIE ZUR MADONNA, IHRE BRUST HALTEND
Zwei Bleistiftzeichnungen auf glattem Papier 40,6 x 33,4 cm bzw. 27,2 x 35,5 cm, jeweils unter Glas gerahmt. Einzeln unten rechts mit Bleistift signiert und datiert H. Nauen 0.40. - Mit geringfügigen Atelier- und Altersspuren.
Malcomess/Drenker-Nagels 377, 378

Catalogue Raisonné

375 Drenker-Nagels/Malcomess 375, 377, 378

Provenance

Dr. Walter Schmitt; Rheinische Privatsammlung
Dr. Walter Schmitt; Rheinische Privatsammlung

Literature

Helmut May, In memoriam Heinrich Nauen. Ansprache zum Gedächtnis des Akademieprofessores Heinrich Nauen, Neuss 1941, S. 10; Paul Wember, Heinrich Nauen, Düsseldorf 1948, S. XV; Paul Wember, Heinrich Nauen. Der niederrheinische Beitrag zur Malerei des Expressionismus, in: Niederrheinisches Jahrbuch, 2/1949, S. 62, Abb. 11; Walter Schmitt, Erinnerungen an Heinrich Nauen, in: die Heimat - Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege, Jg. 52, Dezember 1981, S. 64 - 66

Exhibitions

Düsseldorf 1946 (Hetjens-Museum), Lebendiges Erbe. Gedächtnisausstellung, Kat. Nr. 10; Krefeld 1948 (Kaiser Wilhelm Museum), Heinrich Nauen. Gedächtnisausstellung, Kat. Nr. 84