Lot 156 D

Als Landsmann von Soutine und Kikoïne war Krémègne seinen jüdischen Künstlerfreunden schon an der Kunsthochschule in Wilna begegnet. Sie folgten ihm nach Paris, Krémègne war als erster von ihnen in den Ateliers der Künstlerkolonie "La Ruche" am Montparnasse heimisch geworden. Nach bildhauerischen Anfängen wandte er sich nach 1914/1915 der Malerei zu und entwickelte eine expressive Farbigkeit, die durch die Freundschaft mit André Derain und Maurice de Vlaminck und die Kenntnis fauvistischer Arbeiten unmittelbar angeregt war (vgl. Ausst. Kat. Ahlen/Würzburg 2004, op. cit., S. 180). Das vorliegende Männerbildnis in farbigem Interieur mit gelbem Fensterausschnitt ist ein typisches Frühwerk aus dieser Epoche, das sich durch seine interessante malerische Qualität auszeichnet.
"Vor allem die Begegnung mit der neueren Kunstentwicklung, mit der wilden Farbigkeit der Fauvisten, mit den strengen Strukturen des Kubismus, mit den sublimen Landschaften und Stilleben von Cézanne und Matisse bewirkte bei vielen jungen russischen Künstlern einen kreativen Durchbruch, der allgemein charakteristisch war für die russische Avantgarde dieser frühen Zeit." (Evelyn Weiss, Erinnerung und Metamorphose, Bildgewordene Erzählungen jüdischer Künstler, in: ebenda S. 74).