Lot 1318 Dα

German catalogue text:
Jean Baptiste Vanmour wurde im Jahr 1679 in Valenciennes geboren und lernte bei Jacques-Albert Gérin, in dessen Werkstatt er auf Charles, Marquis de Ferriol, traf. Es war ein Aufeinandertreffen, das entscheidend für die Karriere des Künstlers werden sollte, denn der Marquis nahm Vanmour mit nach Konstantinopel, als er von Ludwig XIV. als Gesandter an den Hof des Sultans entsandt wurde. Vanmour malte Szenen aus dem Leben im Osmanischen Reich, wobei seine Schilderungen von Prozessionen, Empfängen und Festen die für Europäer fremden Kostüme, Sitten und Bräuche der Osmanen detailliert festhielten. Dies ist auch in der Darstellung eines Hochzeitszuges der Fall. Der Künstler stellt diesen Hochzeitszug mit Geistlichen und Würdenträgern dar, wobei er sein Hauptaugenmerk auf die verschleierten Frauen richtet, die - zum Teil in Begleitung ihrer Kinder - am Ende der Prozession gehen. Insbesondere diese verschleierten Frauen stellten für westliche Augen ein Faszinosum dar. Lady Montagu, die sich als Gattin des Britischen Gesandten zur gleichen Zeit wie Vanmour in Konstantinopel aufhielt. Sie schrieb über die Schleier, die nur die Augen der Frauen sichtbar ließen: „No woman, of what rank so ever being permitted to go to streets without two muslins, one that covers her face all but her eyes and another that hides the whole dress of her head, and hangs half way down her back and their shapes are also wholly concealed by a thing thy call a ferace which no woman of any sort appears without." (The Turkish Embassy Letters)
Jean Baptiste Vanmours Bilder wurden im Jahr 1712 mit dem Titel “Recueil de cent estampes représentant differentes nations du Levant” gestochen und hatten einen großen Einfluss auf die Mode und den Geschmack der Zeit.