Carl Georg Adolph Hasenpflug
THE GENDARMENMARKT IN BERLIN
Oil on canvas. 84 x 131,7 cm.
German catalogue text:
Mit diesem großen Gemälde debütierte der zwanzigjährige Karl Hasenpflug 1822 in der Berliner Akademie-Ausstellung. Das war ein kühner, selbstbewusster Akt, den Börsch-Supan als "Geniestreich eines jungen, noch ganz unfertigen Künstlers" bezeichnete (Ausstellungskatalog 2002). Tatsächlich ist dieses Erstlingswerk des jungen Berliner Malers großartig und unvollendet zugleich. Denn die grandiose Erscheinung des Gendarmenmarktes, der mit Schinkels ein Jahr zuvor eingeweihtem Schauspielhaus gerade erst vollendet worden war, wird von einem überproportional großen Himmel derart überwölbt, dass sie den Begriff der reinen Vedute übersteigt. Was sich zunächst jedoch als kompositorische Ungereimtheit präsentiert, gibt dem Bild andererseits einen symbolischen Charakter, auf den Börsch-Supan ebenfalls hingewiesen hat. Dieser bezieht sich auf das frühe, vom Osten kommende Licht dieses Himmels. In dem Morgenlicht nämlich, das einen neuen Tag ankündigt, sieht er einen Hinweis auf den Beginn einer neuen Ära in der Kunst und eine Huldigung an Schinkel. Übrigens ist in dessen Gemälde "Gotische Kirche auf einem Felsen am Meer" von 1815 das Licht der aufgehenden Sonne ebenfalls als Metapher für das neue Zeitalter nach den Freiheitskriegen gesehen worden.
Der Blick auf den Platz geht von der nordöstlichen Ecke nach Südwesten. Rechts erscheint der 1785 vollendete Französische Dom, in der Mitte das Schauspielhaus, gefolgt von dem ebenfalls 1785 fertiggestellten Deutschen Dom. Hasenpflug wird im Laufe seines Lebens noch mehrfach Stadtansichten mit bedeutenden Bauwerken malen. Keines dieser Werke besitzt jedoch den Charme und die Poesie dieses Frühwerks, dass durch sein helles, die Kühle des Morgens suggerierendes Kolorit besticht.
Literature
F. von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Leipzig 1891, no. 1. - I. Wirth: Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrich des Großen bis zum ersten Weltkrieg, Berlin 1990, p. 203. - S. Gramlich: Architekturmalerei im 19. Jahrhundert in Deutschland. Künstler, Themen, Käufer in Berlin und in München. Dissertation Berlin 1990, p. 297. - H. Börsch-Supan: Carl Hasenpflug. In: Im Lichte Caspar David Friedrichs. Frühe Freilichtmalerei in Dänemark und Norddeutschland, exh. cat. Hamburger Kunsthalle 2000.
Exhibitions
Exhibition of the Academy, Berlin 1822, no. 429. - Stadtbilder, Berlin Museum, no. 91. - Städtisches Museum Halberstadt 2002, exh. cat. p. 190/191.