Keramik & Porzellan aus europäischen Privatsammlungen Auktion 1265 Online-Katalog 16. Mai 2025 Köln
Lot 689
Keramik und Porzellan 16. MAI 2025 KÖLN LEMPERTZ AUKTION 1265
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Keramik aus europäischen Privatsammlungen
8 658 Safawidische cuerda seca Fliese Hellroter Scherben, blasige Farbglasuren in Gelb, Kobaltblau, Grün und opakem Purpur, Mangankonturen. Ränder bestoßen, einige offene Glasurblasen, vor allem im Purpur. 20,7 cm x 20,7 cm. Iran, zweite Hälfte 17. Jh. Provenienz Sammlung Johannes Lehmann, Leipzig. Prof. Hans-Siegfried und Jutta Schuster, Köln, verst. Lempertz Köln Auktion 938 am 15. Mai 2009, Lot 444. € 1 500 – 2 000 657 Neun spanische Fliesen Irdenware, glasiert in Weiß, Mangan, Blau, Grün und Ocker, in CuencaTechnik. Ohne Marke. Bestoßen. Ca. 14,2 cm x 14 cm. Valladolid, zugeschrieben, 16. Jh. € 1 000 – 1 500 656 Vier spanische Bordürenfliesen Irdenware, glasiert in Weiß, Mangan, Blau, Grün und Ocker, in CuencaTechnik. Ohne Marke. Randchips, Berieb, Risse. Ca. 13,5 cm x 16,2 cm. Toledo, zugeschrieben, 16. Jh. € 800 – 1 000
9 661 Apostelkrug als Hochzeitsgabe für einen Schuster und seine Frau Salzglasiertes Steinzeug mit brauner Oberfläche, polychromer Emaildekor mit Resten von Vergoldung. Umlaufend zwölf reliefierte und farbig staffierte Apostelfiguren. Auf der Front ein Rundmedaillon mit den Zunftzeichen und der Beschriftung „Johann Georg Must. Anna Ursula Mustin 1692“. Mit gemarktem Klappdeckel und Fußring aus Zinn H 20,3 cm. Creussen, 1692. € 2 000 – 3 000 660 Frechener Bartmannkrug mit Messingdeckel Graues Steinzeug mit braun gefleckter Salzglasur. Leicht brandschief, eine Delle unten, Glasurberieb. H 21 cm. Köln, zweite Hälfte 16. Jh. € 1 000 – 1 500 659 Frechener Bartmannkrug mit Silberdeckel Graues Steinzeug mit mattbrauner, wenig lüstrierender Oberfläche, Spuren von Versinterung. Henkelband und Klappdeckel mit einem kleinen, plastisch gegossenen Zecher als Daumenrast. H 16,6 cm. Frechen, 16. Jh. € 1 000 – 1 500
10 Literatur Vgl. Glaser, Majolika. Die italienischen Fayencen im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg 2000, Kat. Nr. 131. Vgl. Richter (Hg.), Götter, Helden und Grotesken. Das Goldene Zeitalter der Majolika, München, 2006, S. 152, Nr. 110. Vgl. Hausmann, Fioritura. Blütezeit der Majolika. Eine Berliner Sammlung, Berlin 2002, Kat. Nr. 72 f. Vgl. Swietlicka, Raphael’s Ware. Istoriato Maiolica from Polish Collections, Warschau 2010, Kat. Nr. 14, in ähnlichem Duktus, dem Atelier des Domenego da Venezia zugeschrieben. € 4 000 – 6 000 662 Teller (Tondino) mit Neptun und Venus Majolika, Scharffeuerbemalung in Blau, Gelb, Grün, Ocker, Mangan und Schwarz. Gemuldet, mit breitem Rand. Die Oberseite vollständig ausfüllendes Motiv des ein Meeresungeheuer reitenden römischen Gottes und der Göttin der Schönheit mit Gefolgschaft in einem Muschelboot rechts. Auf der Unterseite zwei konzentrische gelbe Kreise und bezeichnet „la bela Venara e, Nutuno in maro“. Minimale punktuelle Farbabplatzungen. D 24 cm. Herzogtum Urbino oder Venedig, zweite Hälfte 16. Jh. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf.
11 663 Schüssel mit Groteskendekor aus dem Atelier der Patanazzi Majolika, Scharffeuerbemalung in Blau, Weiß, Gelb, Grün, Ocker und Schwarz. Gemuldet, mit breitem Rand. Zentral ein Medaillon mit einem zwei Lorbeerkränze haltenden Amor vor gelbem Grund. Konzentrisch gerahmt von zweizonigem Dekor aus grotesken Mischwesen. Auf der Unterseite konzentrische gelbe Ringe. Ohne Marke. Drei Besitzer-/Ausstellungsetiketten, eines „Accademia Raffaello/Maioliche Rinascimentali/Dello Stato di Urbino/1987/No. 57“. Kurzer Radialriss auf drei Uhr, Randchip hinten unten. D 30,5 cm. Herzogtum Urbino, um 1600. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. Literatur Vgl. Norman, Wallace Collection. Catalogue of Ceramics I. Pottery, Maiolica, Faience, Stoneware, London 1976, Kat. Nr. C 147, mit gleichem Dekor auf der Fahne, Alfonso Patanazzi zugeschrieben. Vgl. Richter (Hg), Götter, Helden und Grotesken. Das Goldene Zeitalter der Majolika, Dresden-München 2006, Kat. Nr. 133 ff. Zu Form und Grotesken vgl. Louvre Paris, OA 1854 und Victoria & Albert Museum London, acc. no. 8956-1863, die Schüssel Alfonso Patanazzi, zugeschrieben. € 10 000 – 15 000
12 664 Coppa mit Familie im Garten Majolika, Scharffeuerpolychromie in Blau, Gelb, Grün, Ocker und Manganschwarz, Pinselvergoldung. Leicht gemuldete Schüssel mit schmalem stilisierten Blattrapport um den Rand. Dicht und äußerst fein bemalter Spiegel. Die Familie porträtartig vor einer Gartenlandschaft mit einer Villa. Ohne Marke. Minimaler Berieb. D 28 cm. Castelli d‘Abruzzo, Grue Werkstatt zugeschrieben (Carlo Antonio oder Francesco Grue?), um 1700. Literatur Vgl. Rasmussen, Italienische Majolika. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1984, Kat. Nr. 201 und Tafel XIV, Inv. Nr. 1910.85. Auf dem rückseitig angebrachten Etikett eines Vorbesitzers ist der Teller Antonio Marco Grue zugeschrieben. € 7 000 – 9 000
13 665 Coppa mit Dornauszieher-Motiv Majolika, Scharffeuerpolychromie in Blau, Gelb, Grün, Ocker und Manganschwarz, Pinselvergoldung. Leicht gemuldete Schüssel mit schmalem stilisierten Blattrapport um den Rand. Dicht und äußerst fein bemalter Spiegel mit den Hauptfiguren im Vordergrund, im Hintergrund Architekturlandschaft mit Figurenstaffage. Links neben der Baumkrone in Gold monogrammiert D.G.M. Minimal krakeliert. Randglasur berieben. D 28,2 cm. Castelli d‘Abruzzo, Grue-Werkstatt (Carlo Antonio oder Francesco Grue), um 1700. Provenienz Ehemals Julius Arnstein (1879 – 1965), Los Angeles. Literatur Vgl. Rasmussen, Italienische Majolika. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1984, Kat. Nr. 201 und Tafel XIV, Inv. Nr. 1910.85. € 7 000 – 9 000
668 Schüssel mit Vogel Hafnerware, krakelierte Zinnglasur mit Scharffeuerglasur in Blau, Kupferoxidgrün mit Mangankonturen. Unglasierter Boden ohne Marke. Randberieb. D 30,3 cm. Schweiz/Simmental, zugeschrieben, um 1700. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. € 1 200 – 1 500 667 Datierte Breitrandplatte mit Blütenmotiven Fayence, krakelierte Zinnglasur mit kupferoxidgrüner Bemalung, Mangankonturen. Unglasierte Unterseite mit Drehrillen, ohne Marke. Wenige Chips, Glasurberieb. D 32,5 cm Zittau, 1701. Literatur Vgl. Wunderlich, Zittauer Fayencen. Sammlung Sonja und Gert Wunderlich, Leipzig 2016, Kat. Nr. 62 ff. € 2 000 – 2 500 666 Runde Platte mit Amorknabe Majolika mit zweitonigem Blaudekor. Spiegelfüllende mythologische Darstellung, gerahmt von sechs vegetabil gefüllten Reserven. Auf der Unterseite konzentrische Ringe, stilisierter Blattdekor. Randchips. D 32,2 cm. Turin, Manifattura del Regio Parco, zweite Hälfte 17. Jh. € 800 – 1 000
15 670 Jubiläumsteller Majolika, Scharffeuerbemalung in Blau, Grün, Ocker und Mangan. Spiegelfüllender Dekor mit geflügelter Siegesgöttin, Lorbeerkränze in Form einer 80 haltend. Um die Fahne Maskenkartuschen und vier Putti. Ohne Marke. Randchip auf 7 Uhr. D 17,5 cm. Castelli d‘Abruzzo, Carlo Antonio Grue, Nachfolge, erste Hälfte 18. Jh. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. € 1 000 – 1 500 669 Datierte Schweizer Wappenplatte Fayence, Scharffeuerdekor in Mangan, Blau, Gelb, Grün. Auf der Fahne vier Früchte, Birne, Pflaume, Granatapfel und Traube. Über dem Wappen monogrammiert FF, darunter datiert. Unglasierter Boden ohne Marke. Wenige Chips, Glasurberieb. D 34,3 cm. Winterthur, 1690. € 2 000 – 3 000
16 673 Sirupkanne aus einer Klosterapotheke Fayence, Blaudekor. Vakante Kartusche mit Akanthusblattbehang, darüber IHS-Monogramm. Blaumarke B.K., rote Lackbeschriftung. Kratzer, Glasurberieb, Randchips. H 18,5 cm. Bayreuth, Knöllerperiode, 1728 – 44. € 1 000 – 1 500 672 Sirupkanne „Sir de Fumaria.S“ Fayence, kleisterblaue Glasur, Blaudekor. Blaumarke bekröntes Wappenschild mit B und A. Y-Riss im Boden, Chips. H 22 cm. Savona, Manufaktur der Familie Guidobono, zugeschrieben, Ende 17. Jh. € 1 000 – 1 500 671 Arnstädter Sirupkanne Fayence, Blaudekor. Vegetabiler Dekor mit Granatapfelmotiv. Unglasierter Boden, Ritzzeichen (später?). Henkel wieder angefügt, Chips am Tüllenrand restauriert. H 23 cm. 17. Jh. € 1 500 – 2 000
17 675 Vorratstopf Fayence, brillanter Blaudekor. Umlaufender vegetabiler Spiralrankendekor mit Tulpen und Türkenbundlilien. Unglasierter Boden ohne Marke, Pinselmarken (Besitzer). Wieder eingefügter Ausbruch, Randchips. H 25,5 cm. Arnstadt, zugeschrieben, 17. Jh. € 1 500 – 2 000 674 Datierter Habaner Albarello Fayence, dicht krakelierte Glasur mit Scharffeuerdekor in Blau, Grün und Mangan. Abgestrichener Boden ohne Marke. Randchips, ein Vertikalriss. Westslowakei, zugeschrieben, 1698. € 1 500 – 2 000
18 676 Kleiner Birnkrug mit Hausmalerdekor Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Ovalkartusche mit zwei Wanderern vor einer Flusslandschaft in Sepiacamaieu. Gerahmt von einem blauen Band, Akanthusranken und Blumen. Unglasierter abgedrehter Boden ohne Marke. Henkelriss, kleiner Glasurchip. Gemarkter Klappdeckel mit Daumenrast aus Zinn. H 20,3 cm. Nürnberg, Abraham Helmhack, zugeschrieben, um 1700. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. Literatur Abgebildet bei Glaser, Malerei und Feuerkunst. Fayencen der Sammlung Neuner, Bd. III, Neustadt a. d. Aisch 2020, Kat. Nr. 70. Vgl. Bosch, Die Nürnberger Hausmaler, München 1984, S.254 ff. Nr. 183-186, dort die Bildfelder in Purpurcamaieu. € 12 000 – 15 000
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20 677 Bedeutender Hausmalerkrug mit dem Porträt einer Königin Fayence, Aufglasurdekor. Leicht konisch, Bandhenkel mit langem Dornansatz. Zwischen Blattranken in Purpurcamaieu die ganzfigurige Darstellung der Königin mit Zepter und Hermelinmantel. Neben ihr ein Knabe mit Wappenschild. Unglasierter abgedrehter Boden ohne Marke. Henkel wieder angefügt, restaurierte Chips, Riss. Späterer teilvergoldeter Klappdeckel aus Silber. H 18,8, mit Daumenrast 29 cm. Die Fayence süddeutsch (Frankfurt?), der Dekor Augsburg oder Nürnberg, zugeschrieben, um 1700 / Anfang 18. Jh. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. Literatur Abgebildet bei Glaser, Malerei und Feuerkunst. Fayencen der Sammlung Neuner, Bd. III, Neustadt a. d. Aisch 2020, Kat. Nr. 75. Vgl. Pazaurek, Deutsche Fayence- und Hausmaler, Leipzig 1925, Bd. 1, Abb. 71 ff. Vgl. Feulner, Frankfurter Fayencen, Berlin 1935, Abb. 140 ff. Vgl. Bosch, Die Nürnberger Hausmaler. Emailfarbendekor auf Gläsern und Fayencen der Barockzeit, München 1984, Kat. Nr. 148 f. Vgl. Brattig/Hesse (Hg), Der schöne Schein, HeidelbergBerlin-Köln 2013, Kat. Nr. 65. € 15 000 – 20 000
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22 679 Seltener Enghalskrug mit Samson und dem Löwen Fayence, farbiger Scharffeuerdekor. Die Darstellung von Samson, der dem Löwen das Maul zerreißt, hinterfangen von einer blauen Landschaft und gerahmt von prächtiger Architektur zwischen Bäumen. Teilglasierter Boden mit Blaumarke F. Klappdeckel aus Zinn mit Daumenrast. Ausbruch am Fußrand, wieder eingefügter dreieckiger Ausbruch am Hals, Chips an den Spiralenden des Zopfhenkels. H 37,5 cm. Frankfurt, zugeschrieben, um 1700. Literatur Vgl. Feulner, Frankfurter Fayencen, Berlin 1935, Abb. 1434, ein gleicher Krug, damals im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums, Vermächtnis von Dr. Paul Heiland, Potsdam. € 1 000 – 1 500 678 Walzenkrug mit Karl XII. und Martin Luther Fayence, krakelierte Glasur, Blaudekor. Der schwedische König mit einem kauernden Löwen und der Reformator mit einer Gans zu seinen Füßen links und rechts eines Altars mit Krone und Zepter stehend, darüber in Frakturschrift „Gottes Wort und Luthers Lehr vergeht nun nimmer mehr“. Unglasierter Boden mit Drehrillen, ohne Marke. Zinnmontierung aus Stand-, Lippenring und Klappdeckel. Rand restauriert. H 24,1 cm. Nürnberg, zugeschrieben, 1720 – 30. Literatur Vgl. Glaser, Nürnberger Fayencen. Geschichte und Erzeugnisse einer Manufaktur in der Reichsstadt, Nürnberg 2017, Kat. 144. Die Zuschreibung dieses Krugs an die Nürnberger Manufaktur ist nicht gesichert. Silvia Glaser vermutet, dass eine mittig über dem Altartisch angeordnete Inschrift eher auf Nürnberg als Herstellungsort hindeutet. Sie erwähnt weitere Exemplare mit diesem Motiv aus anderen Manufakturen, die ebenfalls nicht eindeutig Hanau oder Ansbach zugeordnet sind. € 2 000 – 3 000
23 680 Schüssel mit der Opferung Isaaks signiert von Georg Friedrich Grebner Fayence, lavierter Blaudekor. Spiegelfüllendes Motiv, gerahmt von acht konzentrischen Vierpasskartuschen. Auf der Rückseite Blatt- und Vierpunktdekor. Signiert und datiert „Grebner 1720“. Wenige Randchips. D 35,5 cm. Nürnberg, 1715 – 31. Literatur Vgl. Glaser, Nürnberger Fayencen. Geschichte und Erzeugnisse einer Manufaktur in der Reichsstadt, Nürnberg 2017, S. 110 ff. Georg Friedrich Grebner gehörte zu den herausragenden Malern der Nürnberger Fayencemanufaktur. Zu seinen Dekoren wurde bereits sehr viel publiziert, auch schon von Gustav Pazaurek. Silvia Glaser erwähnt eine zweite, etwas kleinere Schüssel in der Sammlung Museum für Franken Würzburg. Ein nahezu identisch dekorierter Teller mit der Taufe Christi befindet sich in der Sammlung Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum, Inv. Nr. 1882,1423. € 4 000 – 6 000
24 682 Deckelgefäß mit Beraindekor Fayence, Blaudekor. Glasierter Boden ohne Marke. Minimale Chips, Glasurberieb. H 14,5 cm. Lille, zugeschrieben, zweites Viertel 18. Jh. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. € 900 – 1 200 681 Oktogonale Platte und ein Teller mit Lambrequindekoren Fayence mit leicht krakelierter Glasur, Blaudekor. Blaumarke k unter der Platte. Wenige Randchips und Berieb. Platte B 43,3, Teller D 23,8 cm. Strasbourg, Charles François, Paul oder Balthazar Hannong, 1721 – 1754. € 1 000 – 1 500
25 685 Paar Teller „à rocaille figuré“ Fayence, farbiger Scharffeuerdekor. Ohne Marke. Minimale Randchips und Risse. D 24,3 cm. Turin, Manufaktur Rossetti, um 1750. € 1 000 – 1 500 684 Platte mit Berain-Dekor Fayence mit Blaudekor. Ohne Marke. Kleine Randchips. B 46 cm. Turin, Manufaktur Rossetti, zugeschrieben, um 1730 – 35. € 600 – 800 683 Ovale Platte mit konzentrischem Dekor Fayence, krakelierte Glasur, farbiger Scharffeuerdekor. Randchips. B 41,5 cm. Caserta, Reale Manifattura San Carlo alle Mortelle, nach 1738. € 800 – 1 000
688 Altenburger Perlkrug Steinzeug mit Reduktionsglasur, Dekor in Kobalt, Mangan und Weiß, teilweise über eingefügten Steinen. Zinnmontierung mit geschlossenem Fuß, Lippenring und gemarktem Klappdeckel mit Monogramm und Datum 1790. Minimaler Glasurberieb. H 32 cm. Um 1790. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. Literatur Abgebildet bei Glaser, Malerei und Feuerkunst. Fayencen der Sammlung Neuner, Bd. III, Neustadt a. d. Aisch 2020, Kat. Nr. 2. Vgl. Horschik, Steinzeug von Bürgel bis Muskau 15. Bis 19. Jahrhundert, Dresden 1978, s. 153 ff. € 1 800 – 2 000 687 Albarello mit dem Wappen der Abtei und des Reichstiftes St. Emmeram Fayence, Blau- und Mangandekor. Doppeladler mit Wappenschild, gerahmt von Lorbeer- und Schilfzweig, unter einer vakanten Banderole. Abgestrichener Boden ohne Marke. Vergilbte Rissrestaurierung auf der linken Seite. H 25,8, D 17,3 cm. Amberg, nach 1759. Provenienz Rheinische Privatsammlung, 1965 erworben bei Huelsmann, Hamburg. € 1 500 – 2 000 686 Albarello für eine Apotheke des Malteserordens Fayence, Blaudekor. Beschriftet „PVM. LAP.“ für Pumex Lapis (Bimsstein). Ohne Marke. Randchips, Riss. H 25 cm. Spanien, Talavera, zugeschrieben, 18. Jh. Literatur Vgl. Feit/Feit, Spanische Fayencen 15. bis 19. Jahrhundert, Bonn-München 2012, S. 110. € 1 000 – 1 500
689 13 Fliesen für Schloss Falkenlust Fayence, Blaudekor. Fein dekoriert mit zwölf verschiedenen und zwei identischen Motiven: fliegende und sitzende Falken, ein Jäger mit Falken auf der Cage, fliegende Reiher und ein sitzendes Damenpaar. Auf den Hauben der Falken ligiertes Bestellermonogramm CA. Randchips, Reste von Mörtel. Jeweils ca. H 13, B 13 cm, 10 montiert in einen modernen Holzrahmen H 68,5, B 28,5 cm. Rotterdam, De Bloempot, zugeschrieben, um 1730. Literatur Vgl. Hansmann/Joliet, Die Bildfliesen im Treppenhaus von Schloss Falkenlust zu Brühl, in: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege, Band 37, Köln 1996. Fliesen mit allen hier abgebildeten Motiven sind noch im Treppenhaus von Schloss Falkenlust in situ zu bewundern. Das kleine Brühler Jagdschloss wurde ab 1729 im Auftrag des Kölner Kurfürsten Clemens August errichtet und ausgestattet. Wilfried Hansmann und Wilhelm Joliet haben nach der Restaurierung von 10.000 Fliesen im Jahr 1970 Produktion und Ausführung recherchiert. Sie fanden keine Unterlagen, die den kurfürstlichen Auftrag an das Fayenceatelier De Bloempot belegen, aber eine Rechnung für eine Anlieferung der Fliesen von 1731: „Denen Erben deß Johann Baptist Dulman in Cöln für fracht von 26 Kisten voll porcellaine plattgen so auß Hollant kommen seynt lauth bey-lag zahlt 78 (Reichstaler) 581/2 (Stüber)“. Eine weitere noch vorhandene Rechnung schickte der „Holländische Mäurersgesell“ Cornelius van Kleeff 1732 für die „aufsetzung der porcelaine plättgen“. Was die Vorlagen dieser einzigartigen Gestaltung betrifft, so wurden die beiden Autoren im Gemeentearchief Rotterdam fündig. Auf zwei aquarellierten Landschaftsverduten mit Falkenjagd konnten sie 22 Fliesenmotive identifizieren. Die Umsetzung der Motive für die Durchstaubschablonen der Fliesen schreiben sie dem „Churfürstl. Rath und Cabinetsmähler“ Stephan Laurenz de la Rocque (vor 1695 – 1742) zu, der auch als Schöpfer des Deckengemäldes im Treppenhaus überliefert ist. Diese Zuschreibung mag ein Grund dafür sein, warum die malerische Ausgestaltung der Motive so einzigartig ist. € 2 000 – 3 000
28 690 Seltener Künersberger Fassreiter Fayence, polychromer Aufglasurdekor, Weichholz, Messing. Aus zwei Teilen gebrannt. Fass auf Schollensockel, darauf rittlings sitzend der Trinker mit Traubenkrone als Personifikation des Bacchus. Ohne Marke. Wenige Glasurverluste, kleinere ältere Retuschen und Chips. H 33 cm. Um 1750. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. Literatur Abgebildet bei Glaser, Malerei und Feuerkunst. Fayencen der Sammlung Neuner, Bd. III, Neustadt a. d. Aisch 2020, Kat. Nr. 99. Ein weiteres Exemplar in der Sammlung Bayerisches Nationalmuseum München, Inv. Nr. 78/63. € 15 000 – 20 000
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692 Schaugericht mit Feigen und Birnen Fayence, farbiger Scharffeuerdekor. Ohne Marke. Randchips, einer restauriert. D 24 cm. Alcora, 1764 – 1784. € 2 000 – 3 000 691 Schaugericht mit Traubendolden und Salamander Fayence, farbiger Mischdekor. Auf der fassonierten, rot anstaffierten Platte vier plastische Weinblätter mit Traubendolden, darauf zwei Salamander. Grüne Marke x. Restaurierungen an den Blättern. H 6,5, B 39 cm. Holíc, zugeschrieben, zweite Hälfte 18. Jh. € 1 000 – 1 500
694 Schaugericht mit grünen Oliven Fayence, farbiger Scharffeuerdekor. Ohne Marke. Wenige Randchips. D 23 cm. Meillonnas, zugeschrieben, zweite Hälfte 18. Jh. € 2 000 – 3 000 693 Schaugericht mit grünen Tomaten Fayence, polychromer Scharffeuerdekor. Ohne Marke. Minimale Randchips. D 24 cm. La Rochelle, zugeschrieben, zweite Hälfte 18. Jh. € 2 000 – 3 000
32 696 Artischockenterrine auf Teller Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Die oberen vier Blattreihen als Deckel abnehmbar. Ohne Marke. Deckel restauriert, Randchips. H 16,3, D 22,5 cm. Frankreich (Sceaux?), zweite Hälfte 18. Jh. € 2 000 – 3 000 695 Spargelbündel als Dose aus dem Clemenswerther Jagdservice Fayence, naturalistischer Aufglasurdekor. Schaugericht bestehend aus 19 Spargelstangen, die oberen vier als Deckel abnehmbar. Unter den Spargelspitzen zwei kleine eckige Brandstützen. Ohne Marke. Bruch im Deckel und zwei Spargelenden älter restauriert, Chips. L 17,5 cm. Strasbourg, Paul Hannong, 1749 – 54. € 3 000 – 4 000
33 698 Vogeljäger mit Hund Fayence, farbiger Mischdekor. Auf rechteckigem Terrainsockel, an einen Baumstamm gelehnt. Ohne Marke. Vogel, Flinte und Schirm der Kappe restauriert, rechte Hand wieder angefügt. H 19,5 cm. Niderviller, zweite Hälfte 18. Jh. € 800 – 1 000 697 Paar seltene Orangendosen Fayence, polychromer Aufglasurdekor. Die oberen Hälften jeweils als Deckel abnehmbar. Jeweils drei kleine Blättchen als Standfüßchen. Ohne Marken. Restaurierungen an den Blättern. D ca. 8 cm. Strasbourg, Paul Hannong, um 1751. € 6 000 – 8 000
34 701 Huhn als Terrine Fayence, farbiger Scharffeuerdekor. Das Oberteil mit Flügeln als Deckel abnehmbar. Das Unterteil mit der ovalen Platte verbacken. Beide Teile mit Gabelmarke in Schwarz. H 19 cm. Abtsbessingen, zugeschrieben, zweite Hälfte 18. Jh. € 1 000 – 1 200 700 Rebhuhn als Terrine Fayence, Scharffeuerdekor in Gelb, Braun und Ziegelrot mit feinen Binnenkonturen in Mangan. Manganmarke kursives G (Deckel und unglasierter Boden). Restaurierte Brüche. H 13,8 cm. Glinitz/Glinica, um 1770 – 90. € 1 000 – 1 500 699 Singvogelnest als Terrine Fayence, farbiger Scharffeuerdekor. Das Gefäß außen als Korbgeflecht gestaltet, innen blauer Lambrequindekor. Ein vollplastischer, naturalistisch staffierter Vogel im Nest als Einsatzdeckel. Ohne Marke. Kleine Chips, u.a. am Schnabel. H 15,2 cm. Ostseeraum (Kopenhagen?), zugeschrieben, um 1730. € 1 500 – 2 000
35 702 Eberkopfterrine auf Kohlblatt Schaugericht für eine Jagdtafel Fayence, farbiger Scharffeuerdekor. Aus drei Modeln, das gemuldete Blatt verbacken mit dem Unterkiefer als Dose, die obere Kopfhälfte als Deckel abnehmbar. Glasierter Boden ohne Marke. Ein Ohr und die Hauer wieder angefügt, Retuschen am Blattrand. H 18, B 31, T 26 cm. Zweite Hälfte 18. Jh. Literatur Vgl. Pietsch, Französische Fayencen des 18. Jahrhunderts. Sammlung Carabelli, München 2009, Kat. Nr. 244. Die berühmteste Eberkopfterrine wurde in Strasbourg bei Hannong produziert. Kleinere Manufakturen in Frankreich und Deutschland kopierten das Modell. In der Sammlung auf Gut Hohen Luckow steht eine sehr ähnliche trompe l‘oeil-Terrine ohne Kohlblatt mit Schrezheimer Marke. In der Sammlung Carabelli befindet sich ein weiteres Exemplar ohne Kohlblatt aus der Manufaktur Saint-Omer in Nordfrankreich, um 1760 datiert. € 4 000 – 6 000
36 704 Kleiner liegender Mops Fayence, farbiger Unterglasurdekor. Ohne Marke. H 5,2 cm. Schrezheim, zugeschrieben, Mitte 18. Jh. € 1 000 – 1 500 703 Liegende Katze als Dose Fayence, Scharffeuerdekor in Mangan. Kopf und Rücken als Deckel abnehmbar. Manganmarke AB. Ohren und Chip an der Schnauze älter restauriert. H 10,7, L 16,5 cm. Amberg, zweite Hälfte 18. Jh. € 1 000 – 1 200
37 706 Seltene Papageienkanne Fayence, Scharffeuerbemalung in Grün, Gelb, Blau mit manganschwarzen Konturen. Die obere Hälfte des Kopfes als Deckel abnehmbar. Ohne Marke. Henkel und Schnabelspitze restauriert, wenige feine Risse. H 22,5 cm. Glinitz/Glinica, um 1770 – 90. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. € 1 500 – 2 000 705 Huhn über Gelege Fayence, Scharffeuerdekor in Manganviolett und Grün mit schwarzen Konturen. Marke kursives schwarzes G. H 21,5 cm. Glinitz/Glinica, um 1770 – 90. € 2 000 – 3 000
38 709 Paar Budai Fayence, weiße krakelierte Glasur. Kleine Glasurchips. H ca. 19 und 17,5 cm. Mailand, Manifattura di Felice Clerici, zugeschrieben, zweite Hälfte 18. Jh. € 1 000 – 1 500 708 Seltene Figur einer Chinesin Fayence, Blaudekor, Kaltdekor in Rot, Schwarz und Gold. Innen blau glasiert, ohne Marke. Berieb an der Kaltbemalung. H 12,2 cm. Mailand, Manifattura di Felice Clerici, zugeschrieben, zweite Hälfte 18. Jh. € 1 500 – 2 000 707 Husar als Schachfigur Fayence, farbiger Unterglasurdekor. Manganmarke C(?). Glasurchips. H 9 cm. Schrezheim, zugeschrieben, zweite Hälfte 18. Jh. Provenienz Rheinische Privatsammlung. € 1 000 – 1 500
39 711 Seltene Deckelvase mit Chinoiserie Fayence, Scharffeuerdekor in Mangan. Umlaufend vier Reserven mit demselben Motiv eines teetrinkenden Mannes. Manganmarke 15/1 und Z. Deckel und Hals restauriert. H 39 cm. Zerbst, Mitte 18. Jh. € 800 – 1 000 710 Großer Ingwertopf mit blauen Senfblumen Fayence, lavierter Blaudekor. Glasierter Boden ohne Marke. Deckel fehlt, Rand und Glasurfehlstelle restauriert, Risse. H 38,5 cm. Delft oder Frankfurt, Ende 17. Jh. € 1 000 – 1 500
40 713 Ovale durchbrochene Unterplatte mit fleurs fines Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Gelb staffiertes Korbgeflecht mit braunen Konturen. Im Fond der Platte ein fein gemaltes Bouquet. Blaumarke ligiertes PH. Glasurchips, minimal berieben. B 28, T 22 cm. Strasbourg, Paul Hannong, 1754 – 62. € 800 – 1 000 712 Zwei Platten und ein Teller mit fleurs des indes Fayence, farbiger Scharffeuerdekor bzw. Mischdekor. Ohne Marke. Glasurberieb. Platten B 41 und 33, Teller D 24,5 cm. Strasbourg, Paul Hannong, 1735 – 48. € 1 000 – 1 500
41 715 Ovale Schale mit fleurs esseulées Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Blaumarke ligiertes PH. Randchips. H 4, B 26,2 cm. Strasbourg, Paul Hannong, 1754 – 1762. € 800 – 1 000 714 Fünf Platten mit fleurs des indes Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Vier ovale Platten, eine runde Dessertplatte mit Flechtrandmotiv. Kleine Randchips und Retuschen. B 46, 38,5, 28,5 cm und D 28 cm. Strasbourg, Paul Hannong bzw. Joseph Hannong, nach 1748 bzw. 1762. € 1 500 – 2 000
42 717 Ovalkorb mit Tulpe und Päonie Fayence, krakelierte Glasur, farbiger Aufglasurdekor. Ohne Marke. Wenige kleine Chips. H 10,5, B 37 cm. Sceaux, Periode Jacques Chapelle, 1748 – 63. € 800 – 1 000 716 Fünf Ovalkörbe mit fleurs des indes Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Zwei der kleinen Körbe mit schwarzer Emailmarke fleur de lys. Minimale Chips. H 8,2, B 27,3 cm und H 10, B 36,5 cm. Sceaux, Periode Jacques Chapelle, 1748 – 63. € 4 000 – 6 000
43 718 Terrine mit plastischem Fisch- und Hummerknauf Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Oblonge Form, seitlich Handhaben in der Gestalt von Leoparden. Purpur anstaffierte Reliefrocaillen um Bouquets mit fleurs fines. Purpurmarke ligiertes VP, schwarz II. Glasurchips, kurzer Riss im Deckel. H 23,2, B 36 cm. Marseille, Veuve Perrin, um 1765 – 1770. € 1 000 – 1 500
44 721 Jardinière mit fleurs fines Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Blaumarke ligiertes iH und Modellnr. 924. Deckel fehlt, Restaurierungen an zwei Ecken, feine Glasurrisse. H 16,7, B 22, B 15,5 cm. Strasbourg, Joseph Hannong, 1762 – 70. € 1 000 – 1 500 720 Terrine mit Papageienknauf Fayence, polychromer Aufglasurdekor. Ohne Marke. Der Deckel restauriert, Setzrisse im Boden. H 24, B 32, T 22,5 cm. Niderviller, um 1760 – 70. Eine Terrine desselben Models, nur mit einem Früchteknauf, befindet sich in der Sammlung Victoria & Albert Museum London, acc. no. C.249&A-1951. € 1 000 – 1 500 719 Drei kleine Kannen mit Blumen nach Jacques Vauqueur Fayence, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Mit zugehörigen Deckeln. Grüne Marke ligiertes AB und i, im Deckel unterglasurblaues i, das Paar mit Blaumarke ligiertes DoppelC. Randchips, Risse. H 14,4 und 17 cm. Niderviller, zugeschrieben, 18. Jh. € 600 – 800
45 722 Tischpyramide mit fleurs fines Fayence, polychromer Aufglasurdekor, brauner Randstreifen. Fassonierte Schale auf vier Delfinbeinen mit Karyatidenköpfen und gestufter Basisplatte. Innen ein Bouquet mit Rosen und Hyazinthen. Blaumarke ligiertes iH, Modellnr. 837. Restaurierungen am Schalenrand und einem Delfinschwanz. H 19,8, B 24,5, T 22 cm. Strasbourg, Joseph Hannong, 1770 – 73. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. Literatur Abgebildet bei Ziffer, Malerei und Feuerkunst. Fayencen der Sammlung Neuner, Bd. II, Wolfratshausen 2012, Kat. Nr. 92. € 5 000 – 7 000
46 725 Zwei Fruchtkörbe Fayence, Scharffeuerbemalung in Grün, Blau, Gelb und Mangan in leicht abweichendem Dekorschema. Ein Korb mit Manganmarke No 1 und W mit Unterstrich, wohl für Johann Friedrich Wagner (tätig in Zerbst zwischen 1737-1772). Der andere Korb mit M und j. Jeweils ein Henkel wieder angefügt, eine ältere Randrestaurierung. H 8,8 cm. Zerbst, um 1750 – 60. € 800 – 1 000 724 Pique fleurs mit Holzschnittblumen und Insekten Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Schwarze Radmarke, Malermarke P. Randchips. 10 x 18 x 12 cm. Höchst, um 1750. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. € 2 000 – 2 500 723 Teller mit Rose, Schmetterling und Ackerwinde Fayence, Mangandekor. Manganmarke K/B/L. Randchips, Berieb. D 25,2 cm. Kiel, der Dekor Johann Leihamer zugeschrieben, 1768 – 1771. € 500 – 800
47 726 Tafelaufsatz mit konturierten Blumen Fayence, Scharffeuerdekor in Blau, Gelb, Grün, Manganviolett. Auf einem geschweiften Tablett mit Muschelhandhaben vier Rocaillenstützen unter einer quadratischen Sockelplatte. Manganmarke ligiertes Doppel-C. Wenige Glasurchips. H 23,3, B 35, T 26 cm. Ludwigsburg, zweite Hälfte 18. Jh. Literatur Vgl. Flach, Ludwigsburger Porzellan. Fayence, Steingut, Kacheln, Fliesen. Ein Handbuch, Stuttgart 1997, Nr. 1628. € 2 000 – 3 000
48 728 Becher in Form eines Baumstumpfs Fayence, naturalistischer Aufglasurdekor. Mit applizierten kleinen Ästen, Eichenblättern, Eicheln und Käfern. Glasierter Boden ohne Marke. Restaurierte Chips an einigen Blättern. H 8,8 cm. Künersberg, zugeschrieben, um 1770. € 600 – 800 727 Suppenschüssel mit konturierten Blumen Fayence, Aufglasurdekor in „camaieu vert“ und Schwarz. Ohne Marke. H 13,5 cm. Moustiers, Fabrique Ferrat, 1770 – 1790. € 1 000 – 1 500
49 729 Fußschale mit Dekor „à la rose manganèse“ Fayence, polychromer Mischdekor. Manganmarke H. Drei kurze Radialrisse, Kratzer. H 10,5, D 22 cm. Bordeaux, Fabrique Hustin, zweite Hälfte 18. Jh. Literatur Vgl. Kat. Faïences françaises XVIe – XVIIIe siècles, Paris 1980, Kat. Nr. 14. € 800 – 1 000
50 731 Deckeldose mit Hundeknauf Fayence, Aufglasurdekor in Purpurcamaieu. Blaumarke P. Ein Randchip am Gefäß. H 13,5, B 18 cm. Proskau/Prószków, nach 1784. € 300 – 400 730 Ovale Platte mit Landschaft Fayence, farbiger Aufglasurdekor. Ovale passige Form. Im Spiegel detailliert gemalte Bauernkate und Staffagefiguren in einer Flusslandschaft, auf der Fahne vier kleine Terraininseln mit Baumbewuchs. Blaumarke Z. Verunreinigung durch Aschenflug. B 35,5 cm. Zürich, Porzellanmanufaktur Kilchberg-Schooren, um 1770. Provenienz Sammlung Helmut Neuner, Rückersdorf. € 500 – 800
51 732 Paar Deckelvasen im Stil von Bernard Palissy Feinsteinzeug, gedreht, gemodelt, glasiert, reduzierte Scharffeuerpolychromie, Applikationen aus Fayence mit Blaudekor. Dicht mit gemodelten Muscheln, Schneckenhäusern und Seetang belegt, seitlich zwei zoomorphe Maskarons mit gedrehten Hörnern, auf den Deckeln jeweils ein Laubfrosch. Pinselmarke N 31, Ritzzeichen. H ca. 45 cm. Frankreich, zugeschrieben, 19. Jh., die Fayencetondos Delft, um 1700. € 2 000 – 2 500
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53 Porzellan aus europäischen Privatsammlungen
54 733 Teekanne und Deckel mit Blütenblattreliefs Rotes Steinzeug, gedreht und gemodelt. Ohne Marke. Randchips an Deckel und Hals. H 11 cm. Delft, Ary de Milde, zugeschrieben, Ende 17. Jh. Literatur Vgl. de Jonge, Delfter Keramik, Tübingen 1969, S. 64 ff., Abb. 59 ff. Bevor der niederländische Kunsthistoriker C.H. de Jonge seine Arbeit über Ary de Milde publizierte, wurden diese Keramiken entweder als chinesisches Yixing oder als sächsisches Böttger-Steinzeug identifiziert. Ary de Milde war ab 1658 Mitglied der Delfter Lukasgilde, ein „Plateelbakker“. Erst nach 1671 spezialisierte er sich auf die Herstellung von roten Steinzeugkannen nach chinesischem Vorbild, produzierte diese bis zu seinem Tod 1708. Die Kannen gibt es mit unterschiedlichem vegetabilem chinoisem Reliefdekor, mit oder ohne Drehrillen in dieser Ballenform oder auch mit eher ovoidem Umriss. Ein sehr ähnlicher „theepot“ mit Silbermontierung befindet sich im Rijksmuseum Amsterdam, Inv. BK-NM-6570. € 2 500 – 3 000
55 734 Hockender Budai mit Teegeschirr Weißporzellan. Mit offenem Mund auf einer geschweiften profilierten und leicht erhöhten Sockelplatte sitzend, in der auf dem Knie liegenden Hand ein Koppchen mit Untertasse haltend. Vor sich eine Teekanne und eine Kumme. Offener Boden, ohne Marke. Restauriert über Brüchen, vor allem im unteren Körper- und Sockelbereich, ein Brandriss hinten im Sockel. H 10,8 cm. Meissen, um 1715 – 20. € 1 500 – 2 000
56 In dem Inventar, das nach dem Tod Johann Friedrich Böttgers 1719 erstellt wurde und das Claus Boltz im Jahr 2000 publizierte, sind zwei Glocken gelistet: „1 fein geschnitten Glocke mit Silber beschlagen“ und „1 dito ohne Silber“. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem hier vorgestellten Exemplar um die erstere der beiden Glocken. € 6 000 – 8 000 735 Seltene frühe Tischglocke Rotes Böttgersteinzeug, geschnitten und poliert, Silbermontierung, Metall. Der Klöppel wohl ersetzt. H 7,2, D 8,5 cm. Meissen, um 1710 – 15. Provenienz Skandinavische Privatsammlung. Literatur Vgl. Boltz, Steinzeug und Porzellan der Böttgerperiode – Die Inventare und die Ostermesse des Jahres 1719, in: Keramos 167/168/2000, S. 30.
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60 Diese elegante, für den königlichen Gebrauch fein veredelte Teekanne besteht aus einem auf der Scheibe hochgedrehten Körper, einem gedrehten Deckel und den anbossierten Teilen Tülle, Henkel und Deckelknauf. Nach dem Trocknen und dem Brand wurde die Oberfläche bis auf den Maskaron unter der Tülle hochglänzend poliert, so dass die Optik der eines polierten Halbedelsteins, z.B. von rotem Jaspis, ähnelt. Zu Sicherung des Deckels wurde von einem vielleicht Dresdener Silberschmied eine Erbskette hergestellt, die in zwei Teilen an drei Ringen vom Henkel zum Deckelknauf und von dort zur Spitze der Tülle führt. Ein kleiner Klappdeckel verschließt den Ausguss. Sowohl der Klappdeckel als auch das geschnittene Silberband um den Henkel sind mit vergoldeten Wölbungen verziert. Von diesem Kannenmodell sind uns bisher nur sehr wenige Exemplare bekannt gewesen. Publiziert wurden zwei: Ein unpoliertes, ehemals Sammlung Dr. Ernst Schneider, und ein gleich geschnittenes und poliertes aus einer norddeutschen Sammlung. Claus Boltz benennt den Typus „Fratzenköpfgen“-Teekannen. Im Nachlassinventar, das nach dem Tod Johann Friedrich Böttgers 1719 erstellt wurde und das auch die Manufakturbestände beinhaltet, ist nur das „rohe“ Stück erfasst. Man kann also davon ausgehen, dass die beiden polierten Exemplare vorher verkauft wurden. € 15 000 – 25 000 736 Bedeutende frühe Teekanne mit Deckel Rotes Böttgersteinzeug, geschnitten und poliert, Silbermontierung mit etwas Vergoldung. Ohne Marke. H 13,5 cm. Meissen, um 1710 – 15, das Modell Johann Jakob Irminger, zugeschrieben. Provenienz Skandinavische Privatsammlung. Literatur Vgl. Rückert, Meissener Porzellan 1710 – 1810, München 1966, Kat. Nr. 3, ehemals Sammlung Dr. Ernst Schneider, dasselbe Modell, nicht poliert. Vgl. Pietsch, Early Meissen Porcelain. A Private Collection, Lübeck 1993, Kat. Nr. 20, dasselbe Modell mit gleicher Silbermontierung, nur einem zusätzlichen gezahnten Ring um den Deckel. Vgl. Boltz, Steinzeug und Porzellan der Böttgerperiode – Die Inventare und die Ostermesse des Jahres 1719, in: Keramos 167/168/2000, S. 3 ff., Abb. 144, dieselbe Kanne mit gleicher Silbermontierung, nur einem zusätzlichen gezahnten Ring um den Deckel. Vgl. Hanemann (Hg), Goldchinesen und indianische Blumen. Die Sammlung Ludwig in Bamberg. Fayencen und Porzellan, Petersberg 2010, Kat. Nr. 10, eine reich mit Auflagen gestaltete Version desselben Modells. Vgl. Santangelo, A Princely Pursuit. The Malcolm D. Gutter Collection of Early Meissen Porcelain, San Francisco 2018, Kat. Nr. 15, eine kleine Kanne gleichen Modells mit zusätzlichem Reliefdekor und wolkiger Glasur.
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62 738 Frühe Teekanne und Deckel mit Akanthusbelag und Goldspitze Böttger-Porzellan, Vergoldung. Ohne Marke. Umlaufender Golddekor etwas berieben, Bruch im Deckel restauriert, Henkel wieder angefügt. H 10,8 cm. Meissen, um 1715 – 20. € 4 000 – 6 000 737 Teedose und Deckel mit Akanthusbelag und Goldspitze Porzellan, Vergoldung. Sechspassiges Modell mit breit goldkonturierten Graten und rundem Stülpdeckel. Unglasierter Boden mit blauer Emailmarke Schwerter, goldene 43. Deckel restauriert, Vergoldung der Schulter retuschiert. H 10 cm. Meissen, um 1720 – 30. € 3 000 – 3 500
63 739 Paar Becher und Untertassen mit Akanthusbelag und Goldspitze Porzellan, Vergoldung. Blaue Emailmarke Schwerter unter den Untertassen, zusätzlich Dreherzeichen /, Becher mit Dreherzeichen für Johann Martin Kittel. Innenvergoldung der UT retuschiert. Becher H 8, UT D 14,8 cm. Meissen, um 1720 – 30. € 6 000 – 8 000
64 740 Museales Vasenpaar mit chinoisem Reliefdekor Porzellan, cremefarbene körnige Masse, modelgeformt, gebrannt und glasiert. Modell in „gu“-Form, Flöten- oder Stangenform mit trichterartiger Mündung und bauchiger Mitte. Drei Zonen mit umlaufendem Reliefdekor nach asiatischem Vorbild: Blütenzweige, Felsen und ein auf einem breiten Sumpfpflanzenblatt sitzender exotischer Vogel. Ein abgestrichener Boden mit Blaumarke Schwerter, ein glasierter vertiefter Boden, auf beiden Böden ein geritztes Alchemistenzeichen. Die Vase mit Blaumarke mit wieder eingefügtem V-förmigem Ausbruch oben. Die Vase ohne Schwertermarke mit kreisförmigem Brandriss um den Boden, einer Restaurierung am oberen und am Bodenrand. H 41,7 cm. Meissen, 1730er Jahre. Provenienz Christie‘s London am 14. Juni 1994, Lot 199. Literatur Zum Formerzeichen s. Rückert, Alchemistische Symbolzeichen als Meißener Masse-, Former-, Bossierer und Drehermarken im vierten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, in: Keramos 151/96, S. 75, Abb. 11, Marke 11 und S. 85 ff. Vgl. Pietsch, Meissener Porzellan und seine ostasiatischen Vorbilder, Leipzig 1996, Abb. 40, die weiße Vase mit der AR-Marke in der Porzellansammlung Dresden, Inv. Nr. P. E. 7698. Eine gleiche Vase ehemals Sammlung Just (heute Uměleckoprůmyslové Museum Prag). Das Alchemistenzeichen eines auf der Spitze stehenden Dreiecks mit einem Kreuz bezeichnet Sulphur/ Schwefel, eine der „Drei Substanzen“, zusammen mit Merkur und Salz. Rainer Rückert publizierte das seltene Zeichen auf einem Pfau im Historischen Museum Bern (Inv. Nr. 28137), der wohl 1732 ausgeformt wurde, und auf fünf weiteren Exemplaren in der Münchner Residenz. Diese Modelle, die ostasiatische Porzellanplastiken nachahmen, werden heute meist den Formern Georg Fritzsche (1697/98 – 1756) oder Gottlieb Schmahl zugeschrieben, der 1723 in die Manufaktur kam. Diese „Pseudo-“ und tatsächliche Kopien asiatischer Modelle, zu denen auch die beiden hier vorgestellten Vasen zählen, wurden präferiert nach 1729 produziert. Der neue Schwerpunkt war dem französische Kaufmann Rudolphe Lemaire zu verdanken, der solche Stücke in Frankreich als asiatisches Porzellan verkaufen wollte. Den Zusammenhang von Lemaires Bestellung in Meissen und den mit der Alchemistenmarke gekennzeichneten Porzellane erwähnte bereits Rainer Rückert in seinem Aufsatz 1996. Es ist möglich, dass diese Vasen an Lemaire geliefert wurden, denn nur eine trägt die unterglasurblaue Schwertermarke. Eine weitere Balusterdeckelvase mit ähnlicher Scherbenkonsistenz und gleichem Reliefdekor, ehemals Sammlung Ernst Schneider, befindet sich heute in der Sammlung Hetjens Museum Düsseldorf. Diese Vase ist hingegen mit der AR-Marke gekennzeichnet, wurde aber mit großer Sicherheit ungefähr zeitgleich produziert. Das Modell ist auf chinesische „gu“- Bronzegefäße aus der Shang- und Zhou-Zeit zurückzuführen. In der Porzellansammlung Dresden befinden sich einige bemalte chinesische Vasen gleicher Form aus der KangxiÄra. € 20 000 – 30 000
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66 742 Koppchen und Schale mit Kakiemondekor Päonie, Granatapfel und Prunus Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, brauner Randstreifen, Goldakzente. Das Koppchen vierpassig, die Schale tief gemuldet und fünfpassig, beide mit geschnittenem Rand. Nicht zusammengehörig, aber passend. Blaumarke Caduceus (Unterschale), Blaumarke Schwerter (Koppchen), Dreherzeichen x für Johann Daniel Rehschuh (Koppchen) und nicht identifiziertes Dreherzeichen Kreuz (UT). Y-förmiger Brandriss in der Blaumarke des Koppchens, wenige Farbverluste. Koppchen H 6, B 8,6 cm, Schale H 4,2, B 12,6 cm. Meissen, um 1730. Provenienz Tschechische Privatsammlung. € 800 – 1 200 741 Tasse und Untertasse mit chinoisem Dekor Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, brauner Randstreifen, Goldakzente. Chinoises Modell mit J-Henkel, die Tasse etwas brandschief. Drei Astmotive mit indianischen Blumen. Blaue Emailmarke Schwerter. UT D 13,8 cm. Meissen, 1728 – 33. € 1 000 – 1 500
67 743 Sakeflasche und Deckel mit Kakiemondekor Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Oktogonal facettierte Balusterform. Zwei Gebinde mit Ominaeshi und Chrysanthemen, darüber zwei Insekten. Um den Hals vier Behangornamente. Zugehöriger Haubendeckel mit Brandriss und restauriertem Knauf. Unglasierter Boden ohne Marke. H 23,5, mit Deckel H 27,1 cm. Meissen, um 1730. Provenienz Norddeutsche Privatsammlung. Literatur Vgl. Shono, Japanisches Aritaporzellan im sogenannten „Kakiemonstil“ als Vorbild für die Meißener Porzellanmanufaktur, München 1973, Kat. Nr. 91 (das Arita-Vorbild) und 106 f. Vgl. Kat. Frühes Meissener Porzellan, Kostbarkeiten aus deutschen Privatsammlungen, München 1997, Nr. 95. Vgl. den Blaauwen, Meissen Porcelain in the Rijksmuseum, Amsterdam 2000, Kat. Nr. 143 – ein paar stärker gebauchte Flaschen mit gleichem Dekor, Inv. BK-1957-12 A/B. S.a. die Sakeflasche gleicher Form mit Purpurfond in der Porzellansammlung SKD (PE 5313). Mit den Bestellungen des französischen Kaufmanns Rudolphe Lemaire, unterstützt durch den sächsischen Innenminister Graf von Hoym, produzierte die Meissener Manufaktur, spätestens ab 1729, eine Vielzahl an exakten Kopien der ostasiatischen Porzellane. Darunter befanden sich auch Sakeflaschen in vier- und achtkantigen Formen mit Dekoren nach Arita-Vorbild. Zunächst noch ohne Schwertermarke oder mit pseudochinesischen Zeichen auf der Unterseite, gelangten die Meissener Produkte in den Umlauf. Nach der Verhaftung Lemaires und Hoyms auf Befehl Augusts des Starken 1731, wurden die Porzellane, die sich noch in Sachsen befanden, an den Hof zurückgeführt und ins königliche Verzeichnis aufgenommen. Sie wurden mit der Schwertermarke (ausnahmsweise nicht in Unterglasur- sondern in Aufglasurblau) gekennzeichnet, so wie es die königliche Markenverordnung vorsah. Es ist sehr wahrscheinlich, dass unsere Flasche aus demselben Produktionskontext stammt, nicht zuletzt aufgrund der besonders schönen Qualität der Malerei. € 10 000 – 15 000
68 Kombination asiatischer Motive. Exemplarisch dafür sind der siebenteilige Vasensatz aus der Sammlung Schneider und die beiden Flötenvasen in New York. Man kann vermuten, dass diese höchst eigenen Zusammenstellungen auch von dem seit 1731 „bunte Bluhmen“ malenden Adam Friedrich von Löwenfink vorangetrieben wurden. Seine Rolle in der Manufaktur als aufsässiger, alles hinterfragender Lehrjunge wurde von Ulrich Pietsch ausführlich beschrieben, belegt anhand von zahlreichen Archivalien. Seiner Genialität verdankte die Manufaktur ein neues Motivrepertoire, das maßgebend wurde für die Produktion der 1730er Jahre und zu den schönsten Erzeugnissen führte. Die Darstellung der Landschaftsinseln, vor allem auf dem vorderen Vasenhals und hinten, sprechen für seinen Einfluss bei der Bemalung dieser Vase. € 40 000 – 45 000 744 Vase mit indianischen Blumen Porzellan, farbiger Aufglasurdekor mit überwiegend schwarzen Konturen, Goldränderung. Modell in „gu“- Form, Flöten- oder Stangenform mit trichterartiger Mündung und bauchiger Mitte. Drei Zonen bemalt mit kleinen Landschaftsinseln nach asiatischem Vorbild: Zweige mit großen Päonienblüten über Felsen, auf der Front in der Mitte zusätzlich ein Reisstrohbündel, oben ein Gatter, auf der Rückseite in der Mitte ein Bambusrohr, alles umschwirrt von Insekten. Abgestrichener Boden mit Blaumarke Schwerter. Restaurierte Brandrisse um die Bauchung und den Fuß. H 47,5, D 23,8 cm. Meissen, 1730er Jahre. Provenienz Ehemals Sammung Jahn, Hamburg. Norddeutsche Privatsammlung. Literatur Vgl. Cassidy-Geiger, The Arnhold Collection of Meissen Porcelain 1710 – 50, New York-London 2008, Kat. Nr. 264. Vgl. Weber, Meißener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern, Bd. II, München 2013, Kat. Nr. 456, die beiden Flötenvase aus dem siebenteiligen Satz und die beiden Flötenvasen in der Sammlung The Metropolitan Museum of Art, acc. no. 1974.356.504 und 1974.356.505 auf Abb. 66. Zum Dekor s.a. ibd. Kat. Nr. 207 ff. Zum Dekor vgl. Pietsch (Hg), Phantastische Welten. Malerei auf Porzellan und deutschen Fayencen von Adam Friedrich von Löwenfinck 1714 – 1754, Dresden-Stuttgart 2014, Kat. Nr. 6. Der prachtvolle Dekor vereint chinesische famille verteElemente mit japanischen im Kakiemon-Stil. Die Verwendung der Motive aus Arita wird von Julia Weber auf spätestens ab der Mitte der 1730er Jahre datiert. Sie bezieht sich dabei auf zwei Porzellanstücke, die eine Eingrenzung vorgegeben haben: Die Deckelkanne mit der Pariser Vermeilmontierung von 1732 – 38 aus der Sammlung Henry Arnhold und ein Teller Modell Alter Ausschnitt mit einem bis 1739 verwendeten Dreherzeichen im MAD Paris. Etwa gleichzeitig erfand man in Meissen auch eine
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70 746 Teller mit japanischem Lambrequindekor Porzellan, kobaltblauer Unterglasurdekor, eisenroter Camaieudekor, Vergoldung. Leicht vertieft, mit bogig geschnittenem Rand. In Spiegelmitte indianische Blumen. Vier weitere Blütenzweige auf der Unterseite der Fahne. Blaumarke Schwerter mit K, Drehernummer 16. Glasurkratzer. D 23,4 cm. Meissen, um 1740 – 50. € 1 500 – 2 000 745 Teller mit Bemalung im Imari-Stil Porzellan, kobaltblauer Unterglasur- und eisenroter Camaieudekor, Vergoldung. In Spiegelmitte eine unterglasurblaue Rosette, umrankt von eisenroten Chrysanthemen. Um die Fahne eine unterglasurblaue Gitterbordüre mit vier Reserven. Große Blaumarke Schwerter mit Beizeichen Punkt. D 22,2 cm. Meissen, um 1725 – 30. € 1 500 – 2 000
71 749 Saucière mit Eichhörnchen-Dekor Porzellan, Aufglasurdekor in Kakiemon-Polychromie, brauner Randstreifen, Goldakzente. Modell SulkowskiOzier. Schiffsrumpfform auf vier Volutenfüßen, zwei C-Henkel. Im Fond und auf beiden äußeren Wandungen ein springendes (fliegendes) Eichhörnchen, zusätzlich auf den Seiten Reisstrohgarben, darauf ein weiteres Eichhörnchen. Blaumarke Schwerter. Randchip über einem Maskaron restauriert, fünf der kleinen Goldkugeln auf dem Rand abgebrochen. H 10,8, L 25,7 cm. Meissen, um 1740, das Modell von Johann Joachim Kaendler. € 800 – 1 000 748 Oktogonales Koppchen und Untertasse mit Wachtel-Dekor und Palastnummern Porzellan, eingeschränkter Aufglasurdekor in Kakiemonpolychromie, brauner Randstreifen, Goldakzente. Emailmarke Schwerter, gravierte geschwärzte Palastnummern „N=346.w“ (Koppchen) und „N=345.w“ (UT), Dreherzeichen für Johann Martin Kittel jr. (UT). Kurzer Riss in der UT. Koppchen H 6, D 7,9 cm, UT D 14 cm. Meissen, 1729 – 31. Claus Boltz listet folgenden Eintrag im Inventar des Turmzimmers: „Zwey und Sechzig Stück detto, mit (52b) 2. Henckeln und kleinen bunten Blümgen, und Rebhünern gemahlt, 2 1/4. Zoll tief, 3 1/4. Zoll in Diam: 2. St. haben Riße, und Zwey und Sechzig Stück dazugehörige Unterschaalen, 1 1/4. Zoll tief, 5 1/2. in Diam: 1. St. defect. No. 345 Vier Dutzendt detto Coffeé-Tassen, ohne Henckel, 2 1/2. Zoll tief, 3 1/4. Zoll in Diam: und etliche schadh. Vier Dutzendt darzu gehörige Unterschaalen, 1 1/2. Zoll tief, 5 1/2. Zoll in Diam: No. 346.“ € 1 000 – 1 500 747 Blattschale mit indianischen Blumen Porzellan, farbiger Aufglasurdekor. Mit Astgriff, Zweig- und Blütenrelief auf dem Boden. Innen äußerst fein gemalte Blüten und Insekten. Um den Innenrand eine eisenrote Gitterbordüre. Ohne Marke. Minimale Randchips. H 4,2, B ca. 10,6 cm. Meissen, um 1728 – 33. € 800 – 1 000
72 750 Cremetopf und Deckel mit sechs Purpurlüsterkartuschen um Chinoiserien Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Modell auf drei Tatzenfüßen. Dicht bemalt mit feinsten figürlichen Chinoiserien, Federblättern und indianischen Blumen. Goldener Punkt. H 10,2 cm. Meissen, Weißbrand vor 1723, der Dekor um 1725. € 3 000 – 4 000
73 751 Paar Koppchen und Untertassen mit Hoeroldt- Chinoiserien Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Modell mit vergoldeten Kanneluren. Um die Koppchen je vier Einzelfiguren. UT mit besonders fein gemalten, zweifigurigen Szenen in Goldspitzenkartuschen über herzförmigen Purpurlüsterfeldern, gerahmt von Miniaturchinoiserien, Gitterwerk und Füllhörnern. Blaue Emailmarke Schwerter (Koppchen) und in Purpur (UT), Ritzmarke /. Winziger Randchip an einer UT, geringe Verluste im Grün. Koppchen H 4,5, UT D 12,4 cm. Meissen, um 1729 – 31, der Dekor Johann Gregorius Hoeroldt, zugeschrieben. Provenienz Sammlung Said und Roswitha Marouf. Süddeutsche Privatsammlung. Literatur Abgebildet bei Pietsch, Passion for Meissen. Sammlung Said und Roswitha Marouf, Stuttgart 2010, Kat. Nr. 37. € 4 000 – 6 000
74 754 Kleine Kaffeekanne mit Chinoiserien Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Modell mit Konsolausguss und geschweiftem Ohrenhenkel. Umlaufend mehrfigurige Szene in chinoiser Landschaft auf grünem Terrainstreifen, über eisenroter Doppellinie. Blaumarke Schwerter, Goldmalerzeichen 49. (Kanne und Deckel), Pressnummer 24 (Kanne). Chip am Ausguss restauriert, Knauf des Deckels wieder angefügt. Mit Deckel H 15,7 cm. Meissen, um 1740, der Dekor Werkstatt Johann Gregorius Hoeroldt, zugeschrieben. € 1 200 – 1 500 753 Teedose mit Chinoiserien Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Rechteckig mit Stülpdeckel (restauriert und ersetzt). Auf allen vier Seiten feingemalte vielfigurige Szenen auf grünem Terrainstreifen. Um die Schulter Goldspitze und indianische Blumen. Schwache Blaumarke Schwerter auf unglasiertem, abgestrichenen Boden. Chip und Riss am Hals restauriert. Mit Deckel H 10,4, B 8,6, T 5,3 cm. Meissen, um 1735/40, der Dekor Werkstatt Johann Gregorius Hoeroldt, zugeschrieben. € 1 000 – 1 500 752 Teedose mit zwei Konturchinoiserien Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Goldkonturen. Modell versetzter Stab. Zwei Seiten mit Figuren auf Landschaftsinseln, Insekten und Streublumen, auf den Schmalseiten indianische Blumen. Unglasierter Boden mit Dreherzeichen für Andreas Schiefer. Krakelée und Glasurberieb, ein Chip am Lippenrand. H 10,3 cm. Meissen, um 1730 – 35, der Dekor in der Art Adam Friedrich von Löwenfinck. € 1 000 – 1 500
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