Piero Manzoni - Achrome - image-1

Lot 303 Dα

Piero Manzoni - Achrome

Auction 876 - overview Köln
10.06.2005, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Estimate: 100.000 €
Result: 138.040 € (incl. premium)

Piero Manzoni

Achrome
1958-1959

Kaolin über Leinwandfaltung. 18 x 24 cm. rückseitig signiert und datiert

"Es gibt nichts zu sagen: es gibt nur zu sein, nur zu leben."
"Non c'è nulla da dire: c'è solo da essere, c'è solo da vivere." (Piero Manzoni)


Piero Manzonis Achrome sind als Suche nach dem Wesentlichen des Bildes zu verstehen. Der Künstler betrachtet das Bild dabei als autonom neben dem Künstler existierend. Das Bild bzw. die Leinwand verweist auf sich selbst.
"Die ersten Achrome, die Unfarbigen, bestehen aus Gips auf Leinwand, pastos aufgetragen ohne Zugabe von Farbpigmenten. Undefinierbare Formen sind in den Gips eingezogen worden. In den ersten Achromes von 1957 sind noch Spuren des Künstlers zu sehen. In den Achromes ab 1958 verschwindet die Geste zunehmend aus dem Bild, bis nur noch die offenstehende Leinwand zu sehen ist. Zum Teil sind es kaolingetränkte Vierecke, die zusammengenäht sind, zum Teil handelt es sich um eine einheitliche Fläche, die mit Kaolin überzogen worden ist.
Die einzige 'Tat' des Künstlers ist das Tränken der Leinwand mit Kaolin. Der gesamte Werkprozess wird danach vom Künstler nicht mehr beeinflußt. Das Bild vollendet sich selbst. Das Kaolin trocknet, und verändert die Erscheinung der Leinwand, meist wirft es Falten. Es wurden keine Farbpigmente aufgetragen, und keine formale Strukturierung unternommen. Es entsteht eine stumme Oberfäche, eine stumme Leinwand, die ohne fremden Eingriff, ohne jede farblich-figürliche Beziehung sich selbst entwickelt und sich selbst darstellt.
Mit der Verbannung jeglicher autobiografischer Bezüge, mit der Annulierung der persönlichen Mystik eines Künstlers, mit dem Verzicht auf die Geste und auf das formale Gestalten, macht Manzoni tabula rasa mit der bisher bekannten Kunst. Er macht tabula rasa mit seiner Realitätswahrnehmung und mit eigenen biografischen Bezügen. [...] Manzoni trennt die Materie von der Geste. Er trennt das Objekt vom Subjekt in zwei Subjekte. Bild und Künstler existieren nebeneinander autonom." (Frédéric Bußmann, Piero Manzoni - Versuch einer Einführung, Humboldt-Universität, Berlin 1998).

Catalogue Raisonné

Palazzoli 298 BM; Celant 143 cg

Provenance

Galerie Thomas, München. Süddeutsche Privatsammlung.