Edvard Munch - Selbstporträt - image-1

Lot 890 Dα

Edvard Munch - Selbstporträt

Auction 882 - overview Köln
03.12.2005, 00:00 - Moderne Kunst
Estimate: 20.000 € - 25.000 €
Result: 78.540 € (incl. premium)

Edvard Munch

Selbstporträt
1895

Original-Lithographie auf dünnem glatten Papier 46,1 x 32,3 cm (63,2 x 43,2 cm) Signiert. - In schönem Zustand, wenige lineare Quetschfalten restauratorisch gemildert.

„Technisch verdeutlicht das Portrait, wie brillant Munch die Kombination von lithographischer Tusche und Stift auf Stein beherrscht. Die Tusche liegt dem tiefen, schwarzen Hintergrund zugrunde, und der lithographische Stift zeichnet die feinsten Details des Kopfes. Das Schabeisen wurde gebraucht, um den Kontrast dort, wo er zu hart werden könnte, zu vermindern.“ (Arne Eggum, „Selbstbildnisse und Selbstdarstellungen“, in: Munch, Liebe - Angst - Tod, Bielefeld 1980, S. 245).
Nach den Nummern der publizierten Werkverzeichnisse zum graphischen Werk des Künstlers (Gustav Schiefler, Verzeichnis des graphischen Werks Edvard Munchs, Berlin 1907 bwz. Gerd Woll, Edvard Munch. Werkverzeichnis der Graphik, München 2001) ist dieses Selbstbildnis die dritte überhaupt von Munch geschaffene Lithographie. Die ersten beiden Arbeiten, Porträts von Harry Graf Kessler, dem bekannten Kunstliebhaber, Diplomaten und einer der frühesten Förderer des Norwegers, sind noch einfache, mit Kreide ausgeführte Lithographien und technisch weniger anspruchsvoll. Mit diesem Selbstbildnis hat der Künstler zuerst bewiesen, daß er alle technischen Möglichkeiten des Druckverfahrens - Zeichnung mit Kreide, Tusche und Schaben - souverän beherrschte. So hat er bei dem ersten Versuch gleich ein Meisterwerk der Lithographie geschaffen. Noch in demselben Jahr folgen zwei andere Meisterdrucke: „Das Geschrei“, ausgeführt mit Lithotusche und Pinsel und „Madonna“, wieder eine geniale Demonstration der verschiedenen Möglichkeiten der Lithographie.
Dieses Blatt ist das bekannteste und zugleich das begehrteste von Munchs Selbstbildnissen, vor allem in diesem frühen Zustand mit dem völlig schwarzen, in nur ganz wenigen Stellen mit dem Schabeisen fein aufgelichteten Bildgrund, der oberen Inschrift und dem Knochenarm unten am Rand. In zwei weiteren Zuständen werden die Inschrift und der Knochenarm bedeckt. Das Selbstbildnis des gerade Zweiunddreißigjährigen ist mit diesem Detail zweifellos als ein „memento mori“ zu interpretieren.

Catalogue Raisonné

Woll 37 II a (von IV); Schiefler 31 (nur diesen Zustand beschrieben)