Bartholomeus van der Helst - ALLEGORISCHES BILDNIS EINER DAME ALS VENUS, AMOR ENTWAFFNEND. - image-1

Lot 1068 Dα

Bartholomeus van der Helst - ALLEGORISCHES BILDNIS EINER DAME ALS VENUS, AMOR ENTWAFFNEND.

Auction 903 - overview Köln
19.05.2007, 10:30 - Alte Kunst (900 C)
Estimate: 19.000 €
Result: 21.420 € (incl. premium)

Bartholomeus van der Helst

ALLEGORISCHES BILDNIS EINER DAME ALS VENUS, AMOR ENTWAFFNEND.
1 1640

„Phönix der niederländischen Porträtmaler“ - so nannte ihn Arnold Houbraken in seiner „De Groote Schouburgh“ von 1718, der Sammlung von Biographien niederländischer Künstler. Tatsächlich erhielt der aus Haarlem stammende Bartholomeus van der Helst bereits zu Beginn seiner Karriere bedeutende Aufträge des Amsterdamer Patriziats. Es sind aber vor allem die Regenten- und Schützenstücke, die das hohe Ansehen van der Helsts bezeugen; sie zählen zu den bedeutendsten Beispielen dieser genuin niederländischen Porträtgattungen.
Das vorliegende Gemälde stellt eines der seltenen allegorischen Bildnisse im Werk Bartholomeus van der Helsts dar. Er folgte damit einer nicht nur in den Niederlanden verbreiteten Mode, sich als Figur einer religiösen, historischen oder mythologischen Erzählung darstellen zu lassen, so dass aus einer Frau eine Diana oder Venus wurde, aus einem Mann ein Neptun oder Alexander, aus einem Kind ein Ganymed oder Amor.
Die Dame auf dem vorliegenden Gemälde ließ sich als Venus, als Liebesgöttin der antiken Mythologie, abbilden. Sie ist frontal als Dreiviertelfigur wiedergegeben, sanft lächelnd und den Betrachter anblickend entreißt sie Amor den Liebespfeil. Links unten im Bild sieht man den kleinen Liebesgott, sich vergeblich nach seiner Waffe streckend. Der ausladende Gestus der weiblichen Figur sowie die spiralförmig angeordneten Falten der Kleidung verleihen der Bildkomposition eine diagonale Dynamik, wobei die Dramatik der Darstellung durch den Helldunkelkontrast zwischen Figur und Hintergrund sowie den intensiven Farbdreiklang aus rotem Himmel, blauem Samt und gelbem Stoff verstärkt wird. Was Arnold Houbraken über ein anderes Werk van der Helsts geschrieben hat, lässt sich auch auf das vorliegende Werk übertragen: „In diesem Bilde ist das Fleisch so natürlich, hell und lebhaft (…)“
J.J. De Gelder vermutete, die Dargestellte sei zunächst mit entblößtem Oberkörper dargestellt worden, was jedoch als allzu freizügig empfunden worden sei und zu einer späteren Übermalung geführt habe. In der Tat existiert eine Werkstatt-Replik dieses Gemäldes, die vor einigen Jahren im französischen Kunsthandel aufgetaucht ist (Auktion Tajan, Paris 25.10.2001, Lot 61) und die Dargestellte mit entblößter Brust zeigt. Im Übrigen hat sich zur Fragwürdigkeit, sich freizügig als Venus porträtieren zu lassen, ein aufschlussreiches zeitgenössisches Gerichtsdokument erhalten, das den Sohn des Künstlers, Lodewyck van der Helst, betrifft und in dem es heißt: „Dort [im Atelier Lodewyck van der Helsts] habe sie im Hinterzimmer das Bildnis der Ersuchenden gesehen (…) Sie war als nackte Venus porträtiert in einer sehr anstößigen Weise“ (zit. nach R. Wishnevsky, Studien zum „portrait historié“ in den Niederlanden, München 1967, S. 28.).

Literature

J.J. De Gelder, Bartholomeus van der Helst. Amsterdam 1921, S. 122-123, S. 158-159, Nr. 7.