Matthias Weischer - Afrikanisches Haus - image-1

Lot 532 D

Matthias Weischer - Afrikanisches Haus

Auction 890 - overview Köln
02.06.2006, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Estimate: 80.000 € - 100.000 €
Result: 113.050 € (incl. premium)

Matthias Weischer

Afrikanisches Haus
2000

Öl auf Leinwand. 150 x 150 cm. rückseitig signiert

Das Bild „Afrikanisches Haus“ gehört zu einer Serie von Stadtlandschaften (wie auch das Hochhaus Bild "Bulgarisches Haus) und Interieurs, die Matthias Weischer 2000, ein Jahr nach seinem Hochschulabschluss, gemalt hat. Es zeigt ein rotes Wohnhaus vor einer Landschaft mit strahlend blauem Himmel, Palmen und einem Blumenbeet mit roten Tulpen. Das Bild wirkt wie die idyllische Postkartendarstellung einer urbanen Utopie der Moderne.
Diese Idylle wird jedoch durch die Malerei ad absurdum geführt. Die Perspektive des Hauses ist, wenn auch unmerklich, verzerrt: Außenwände, Balkone sowie der Hauseingang sind schief. Um den Umriss des Hauses sind Planquadrate zu erkennen wie bei einer Konstruktionsskizze. Überall im Bild schlägt zudem der naive Realismus um in abstrakte Malerei: Durch das Blau des Himmels bricht die untere Malschicht durch, der Platz vor dem Hochhaus ist eine Fläche, die aus breiten horizontalen Pinselstrichen besteht und durch ihre Zweidimensionalität die Logik des Bildraums zerstört.

"Insgesamt widerstrebt das Verständnis vom Bild als Ganzen der Definition von Einheit bzw. Harmonie nach dem Maßstab einer Deckungsgleichheit, was offensiv in dem 'infinito" gerade der Bildränder betont wird: Die Ränder weisen stets 'freie' Stellen auf, an denen der Untergrund durchscheint bzw. die Malfläche dort einfach unfertig, mit Spuren von wildem Pinseleinsatz stehenbleibt, daß die Bilder offenstehend, auch aufgerissen oder auslaufend wirken, somit gegen den Begriff des vollendeten Werks anstehen." (Anja Hilgert, Matthias Weischer, Gemalte Räume, in: Räumen, Ausst.Kat. Galerie im Kunsthaus Essen, Essen 2002, S. 13).

Der 33-jährige Matthias Weischer gehört zu einer jungen Generation von deutschen Malern, die von der internationalen Kunstszene als "Leipziger Schule" gefeiert wird. Er studierte an der Leipziger Akademie, die eine starke Tradition der Malerei bereits zu Zeiten der DDR entwickelte. Obwohl zunächst als konservativ belächelt, waren bereits die ersten Ausstellungen Weischers ein großer Erfolg. Im letzten Jahr wurden seine Bilder u.a. auf der Biennale in Venedig gezeigt. Sie sind mittlerweile in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen wie der Saatchi Collection, der Rubell Family Collection oder des Museum für Moderne Kunst in Frankfurt vertreten, das sogar eines der drei "Afrikanischen Häuser" in seiner Sammlung besitzt.

Provenance

Galerie Kleindienst, Leipzig. Privatbesitz, Hessen

Exhibitions

Leipzig 2001 (Galerie Kleindienst), Matthias Weischer, Malerei, Ausst.Kat. mit Farbabb.
Essen 2002 (Galerie im Kunsthaus Essen), Räumen, Ausst.Kat. S. 21 mit Farbabb.