Lot 1543 Dα

Vor genau 800 Jahren wurde die hl. Elisabeth als Tochter des ungarischen Königs geboren. Sie heiratete 1221 den Landgrafen von Thüringen, der jedoch bereits sechs Jahre später starb. Der neue Regent Thüringens, ihr Schwager Heinrich Raspe IV., verwies Elisabeth angeblich der Wartburg; als wahrscheinlicher wird jedoch heute angesehen, dass sie die Burg 1227 freiwillig verließ, nachdem sie umfängliche Witwengüter erhalten hatte. Fortan widmete sich Elisabeth, die selber in ärmlichsten Verhältnissen lebte, der Armen- und Krankenfürsorge und starb 1231 im Alter von 24 Jahren in Marburg. Bereits vier Jahre nach ihrem Tod wurde sie heilig gesprochen.
In der Literatur und bildenden Kunst wurde die Vertreibung der hl. Elisabeth häufig dargestellt. Der Berliner Maler Karl Fielgraf zeigt Elisabeth mit ihren drei Kindern Hermann, Sophie und Gertrud in dem Moment, in dem sie durch das Tor der Wartburg tritt. Erhöht hinter ihr stehen mit gebieterischer Geste ihr Schwager Heinrich Raspe IV. sowie dessen Bruder Konrad, der dem Geschehen eher amüsiert beizuwohnen scheint. Im Gegensatz dazu zeigen zwei Bettler und ein betender Mönch im Tordurchgang Mitleid und Trauer.
Das Thema der hl. Elisabeth hat Fielgraf noch in zwei weiteren Gemälden aufgegriffen: "Die hl. Elisabeth findet bei einem Klausner Aufnahme" und die "Die hl. Elisabeth als Krankenpflegerin" (beide ehemals Sammlung M. von Waldenburg, Berlin). Neben Themen der deutschen Geschichte des Mittelalters verarbeitete Fielgraf auch antike Stoffe und biblische Sujets in seinen Bildern. In der Tradition der Schadow-Schule stehend sind seine Werke durch eine präzise, feinmalerische Ausführung und sorgfältig konstruierte Kompositionen charakterisiert. Die "Vertreibung der hl. Elisabeth von der Wartburg" ist eines der Hauptwerke des Künstlers.