Lot 641 R

Die vorliegende Gipsplastik ist Teil der Konstruktion "Straßenbahnhaltestelle", die Beuys 1976 für den deutschen Pavillon der Biennale geschaffen hat. Sie verarbeitet nicht nur Kindheitserinnerungen, sondern bezieht sich ebenso auf den Raum der Ausstellung und seinen historischen Baugrund. Bei der Rauminstallation handelt es sich um den teils originalen Abguss eines Monumentes, das Johann Moritz Graf von Nassau 1653 für Beuys' Heimatstadt Kleve geschaffen hat. Es stand nahe einer Straßenbahnhaltestelle, die Beuys als Schuljunge häufig benutzt haben soll. Die Installation in Venedig zeigte ein vertikal aufgestelltes Kanonenrohr umgeben von 4 zylindrischen Mörsern. Anstatt der Statuette des Amor krönte den Kanonenlauf der Kopf eines angsterfüllt dreinblickenden Mannes. Dieser wurde vermutlich von einer früheren Schülerin von Beuys modelliert und später von ihm verändert. Ebenfalls zur Installation gehörte eine 8 m lange Straßenbahnschiene, sowie ein 21 m tiefes Loch, in dem das Lagunenwasser sichtbar wurde. Neben der Statue lag als Schutthaufen der Aushub für die Befestigung der Skulptur. Dabei handelte es sich um den Materialschutt des 1902 eingestürzten Campanile von San Marco, auf dem der deutsche Pavillon errichtet ist. Die Installation "Straßenbahnhaltestelle" wurde in zwei Versionen hergestellt, die anläßlich der Biennale entstanden sind. (vgl. Heiner Stachelhaus, Joseph Beuys, München 1987, S.197).