Lot 75 Dα

Die Bilder des Jahres 1963 stellen [...] Variationen zu einem Thema dar, das bereits 1962 vorhanden war, jetzt aber in der Symbiose aller Phänomene zu besonders gelungenen Kompositionen führt. Man kann sagen, daß hier noch einmal alle Register sowohl der offenen, spontanen malerischen Aktion als auch der mit dieser verbundenen, im Bereich der Zeichnung erarbeiteten Errungenschaften gezogen werden.
Einmal ist die Fläche durch auseinandergezogene gestische Zeichen mehr betont, einmal der Raum, der nicht auf illusionistische Weise erzeugt wird, sondern durch Linien, Kurvaturen, Gesten und Zeichen, die je nach Gewichtung ihre räumliche Bedeutung innerhalb des Gesamtgefüges erhalten.
Neben Schwarz, Weiß und Rot kommen auch andere Farben ins Spiel, so Grün oder lichter Ocker, die meist als dünne Untermalungen den tastenden, noch offenen Beginn der malerischen Aktion dokumentieren aber auch kräftiger akzentuiert sein können. Immer wieder beherrschen Rot und Schwarz als ein sich gegenseitig stützendes Gerüst das Bild oder werden als besondere Artikulation hervorgehoben [...].
Diese Bewegung und Zeit ausdrückenden, individuell geprägten Gesten und Zeichen markieren in ihrer freien Anwendung und Durchspielung aller bisher festgestellten Kompositionsschemata einen persönlichen Kulminationspunkt, der sowohl Höhepunkt als auch Endpunkt einer sich als offen verstehenden Malerei gewesen zu sein scheint. Die Bilder zeugen durchweg von einer solchen Sicherheit in der Anwendung und Wahl der künstlerischen Mittel, daß eine weitere Steigerung kaum möglich erscheint." (Marie-Luise Otten, Peter Brüning, Studien zu Entwicklung und Werk, Köln 1988, S.158/159).