Otto Dix - Liegender weiblicher Akt (Karton zu "Liegende auf Pantherfell") - image-1

Lot 924 Dα

Otto Dix - Liegender weiblicher Akt (Karton zu "Liegende auf Pantherfell")

Auction 867 - overview Köln
04.12.2004, 00:00 - Moderne Kunst
Estimate: 100.000 € - 110.000 €
Result: 119.000 € (incl. premium)

Otto Dix

Liegender weiblicher Akt (Karton zu "Liegende auf Pantherfell")
1926

Kohle, Kreide und Tuschpinsel, weiß gehöht, auf grauem Tonpapier 66,5 x 92,5 cm Unten rechts mit Bleistift signiert, datiert und gewidmet DIX 26/ Für Frau Rudnicki. - Im Rand rechts und links alt beschnitten. Rückseitig fest auf Kartonunterlage montiert.

Die Widmung "Für Frau Rudnicki" erfolgte an eine andere Auftraggeberin, die Dix 1926 gemalt hatte.
Die Zeichnung, formatfüllend und großzügig als breit gelagerter Akt angelegt, ist in unmittelbarem Zusammenhang mit dem ein Jahr später datierten Ölgemälde "Liegende auf Leopardenfell" entstanden. Der starke bildnishafte Charakter mit dem fixierten, direkten Blick, dem nicht auszuweichen ist, erscheint in diesem genialen Entwurf noch präsenter als in dem Gemälde mit seiner grellen Farbigkeit und den zusätzlichen, beschreibenden Details. Der Raum bliebt hier nur angedeutet mit den Stoffhintergründen, einem Stuhl und der gegenläufigen Silhouette eines Tieres. Beherrschend ist die mit dem Pinsel Schwarz nachgezogene Kontur des Antlitzes und der stützenden Hand, durch die Perlen gleiten, angedeutet als schmale weiße Punktkette, wie andere Weißhöhungen die geschmeidige, runde Körperlichkeit betonen.
Dix war von Düsseldorf 1925 nach Berlin übergesiedelt und erlebte hier das berühmte neue "Milieu" der "Berliner Bohème" (Löffler), in dessen Dunstkreis das vorliegende Stück 1926 entstanden ist. 1925/1926 waren für Dix entscheidene Erfolgsjahre, sie stellen einen absoluten künstlerischen Höhepunkt dar. Es entstanden eine ganze Reihe bedeutender Porträts (Anita Berber, Sylvia von Harden, Ivar von Lücken). "Hierzu kommen das Porträt des Kunsthändlers 'Alfred Flechtheim' des gleichen Jahres, und die 1927 signierte, noch in Berlin entstandene 'Liegende auf Pantherfell', es ist die Schauspielerin Vera Simailova, ein Porträt, das in seiner Auffassung mit dem der 'Anita Berber' korrespondiert. Diese Bildnisse haben nicht ihresgleichen in ihrer Zeit und charakterisieren das Berlin in der Epoche der Décadence der zwanziger Jahre vollgültig." (Fritz Löffler, Otto Dix, Recklinghausen 1981, S. 31/32).

Catalogue Raisonné

Lorenz NSk 2.7.15 (hier noch "1927" datiert, ohne Maß)

Certificate

Wir danken Ulrike Lorenz, Regensburg, für freundliche Hinweise

Provenance

Ehemals Sammlung Josef Haubrich, Köln

Literature

Fritz Löffler, Otto Dix 1891-1969, Oeuvre der Gemälde, Recklinghausen 1981, S. 32 mit Abb. ("Karton zu 'Liegende auf Pantherfell', 1927); vgl. Löffler 1927/2
Zeichnung zu dem 1927 in Berlin entstandenen Ölgemälde "Liegende auf Leopardenfell" (Löffler 1927/2, vgl. auch Fritz Löffler, Otto Dix, Leben und Werk, Dresden 1977, Nr. 102 mit ganzseitiger Abb.), Bildnis von Vera Simailowa; zum Modell sind auch eine Reihe Porträtstudien in Bleistift überliefert (vgl. Lorenz NSk 2.1.7. - 2.1.9, vgl. vor allem: "Frauenkopf (Vera Simailova) - Studie zum Gemälde 'Liegende auf Pantherfell'" NSk 2.1.10). Die von Dix seit 1924 bevorzugte Maltechnik in Lasuren, einer feinen Mischtechnik auf Holzgründen, erforderte eine sorgfältige 1:1 Vorzeichnung, einen "Karton", von dem aus die Komposition und die Details übertragen wurden. Lorenz stellt fest, daß "nicht wenigen Kartons [...] eine größere Lebendigkeit [eignet] als den realisierten Gemälden, insbesondere wenn Dix sie als autonome Werke (im nachhinein?) ausformulierte." (Ulrike Lorenz, Otto Dix. Das Werkverzeichnis der Zeichnungen und Pastelle, Weimar 2003, Bd. III, S. 1014).