Frog Girl - image-1

Lot 453 Dα

Frog Girl

Auction 868 - overview Köln
03.12.2004, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Estimate: 80.000 € - 100.000 €
Result: 89.250 € (incl. premium)



Frog Girl
1998

Öl auf Leinwand. 120 x 110 cm. rückseitig signiert

„Nara´s Gemälde kennzeichnet eine seltsam entrückte Spannung zwischen Ruhe, Melancholie, Trauer und Angst, Aggressivität oder Verzweiflung. Seine Markenzeichen sind Kinder und Hunde, die hinter ihrer scheinbaren Unschuldigkeit ein metaphorisches Konfliktpotential offen legen. Isoliert und einsam, manchmal schüchtern, wirken sie gut erzogen, irgendwie drollig und projizieren unser Verhältnis zu unserer und ihrer eigenen Geschichte in die grossen Augen. Oder sie dringen tiefenpsychologisch und schlafwandelnd in unser Unterbewusstsein vor, in dem der alltägliche Horror weniger virtuell denn real erscheint. Dann sind die knuffigen, liebenswerten Figuren aber auch böse, bedrohlich und spielen mit der subversiven Energie des Kindchenschemas, das im Nirgendwo des Nowhere-Lands eine beständige Unruhe und Irritation erfährt.“ (Gregor Jansen, Yoshitomo Nara, Schnitt mit einem sehr kleinen Messer, in: The Japanese Experience, Hg. Margrit Brehm, Ostfildern 2002, S. 192)
„Meistens scheinen Sie wie angewurzelt auf Ihrem Fleckchen Erde zu stehen, sie haben auch nur Stummelfüßchen, um ihm zu entkommen, und manchmal sind sie buchstäblich am Boden festgenagelt. Aus solch himmelschreiender Einsamkeit gibt es kein Entrinnen. ... Stumme Anklage erheben sie gegen eine Welt, die sie so allein lassen konnte. Doch kann sich dieses dumpfe Brüten in den langen, schlaflosen Nächten auch verwandeln, dann schlagen Angst und Verzweiflung um in Aggression. Das fängt ganz harmlos an: Ein Kind verzieht den Strichmund zu einem Lächeln, einem grinsen, verengt gleichzeitig die Augen ein bisschen, und schon blickt es lauernd, stechend wie das winzige Messer, das plötzlich aus der geballten Faust wächst. ... Eigentlich sind sie ja stumm. Die Münder, ob lächelnd oder grimmig verzerrt, sind fest geschlossen, und wenn sie sich öffnen, dann höchstens zum Zähneblecken. Die Sprachlosigkeit ist Teil ihrer Machtlosigkeit.“ (74) Diese Verweigerungshaltung, die aufrührerische Aura, die Naras Figuren umgibt, hat einiges mit der vom Künstler so oft für sich und seine Kinder reklamierten Punk-Attitüde zu tun. Dabei ist Punk für ihn keine Frage des Outfits.“ (Stephan Trescher, Ein Porträt des Künstlers als junger Hund, in: Yoshitomo Nara, Lullaby Supermarket, Hg. Institut für moderne Kunst Nürnberg, 2002, S. 74 und 81.)

Traditionelle Maltechnik und Stilmittel der Renaissance, japanische Farbholzschnitte von Hiroshige, Hokusai und von Utamaro neben zeitgenössischen Erscheinungen wie den japanischen mangas oder den Bilderwelten des westlichen Comics (etwa Dick Bruna) inspirieren Nara zu seinem Kinderkosmos, in dem er die Kinder vor meist leeren Hintergründen zu Ikonen des trotzigen kindlichen Widerstand und der Verlassenheit stilisiert. (vgl. Christa Murken, Das Kind in der Kunst als Spiegel des gesellschaftlichen Wandels, in: Kinder des 20. Jahrhunderts, Ausst.Kat. Galerie der Stadt Aschaffenburg und Mittelrhein-Museum Koblenz, 2000, S. 10/11.)

Provenance

Galerie Zink & Gegner, München. Deutsche Privatsammlung

Exhibitions

Aschaffenburg 2000 (Galerie der Stadt), Koblenz 2000 (Mittelrhein-Museum), Kinder des 20. Jahrhunderts, S. 139 mit Farbabb.