Willi Baumeister - Mo - image-1

Lot 620 Dα

Willi Baumeister - Mo

Auction 882 - overview Köln
03.12.2005, 00:00 - Moderne Kunst
Estimate: 120.000 € - 140.000 €
Result: 202.300 € (incl. premium)

Willi Baumeister

Mo
1954

Öl/Kunstharz/Sand auf Hartfaserplatte 54 x 46 cm signiert

"Mo" ist eine Abkürzung für "Montaru", die Baumeister für die kleineren Formate der gleichnamigen Serie verwendete. In dieser in den Jahren 1953 bis 1955 entstandenen Werkreihe bildet eine große schwarze Form mit unregelmäßigem Umriß den Bildmittelpunkt, umgeben von kleineren farbigen Elementen. Die Komposition aus urzeitlich wirkenden Formgebilden erhält in ihrer farblichen Staffelung eine räumliche Tiefendimension - Plastizität einzelner Formen ist einmal durch tonale Abstufung modelliert, zum anderen faktisch durch eine taktil reizvolle Sandbeimischung gegeben -, die durch die massive Schwärze der Mittelfigur wieder zurückgenommen ist. Dadurch entsteht eine Bewegtheit im Bild, die mit den wie mit Schnüren verbundenen Gebilden in der unteren Bildpartie, eine schwebende Leichtigkeit erlangt. So zählt das vorliegende Gemälde auch zu der Unterabteilung "Montaru mit Gondel". Es herrscht ein Wechselspiel zwischen Statik und Bewegung.
Erich Franz beschreibt eine bereits ähnliche Bildwirkung früher entstandener Werke: "Die schwarze Fläche tritt aus dem Rhythmus von Formbezügen des Bildes heraus. Ihre Schwärze, ihre Größe, ihre Geschlossenheit und Unverbundenheit erzwingen eine Umstellung des Blicks, dem sich der durchgehende Formenrhythmus entzieht. [...] Die Größe der schwarzen Form, ihre saugende Anziehungskraft stellt sich dem Blick massiv und bewegungslos entgegen. Dennoch bewegt sich diese Form als geschlossene Einheit in ihrem Umfeld - aufgrund der Balance zur mehrfarbigen Flächenkombination und vor allem aufgrund außen liegender kleiner Formen. Die ambivalente Erfahrung des Schwarz als Ruhe und Bewegung erinnert an Baumeisters Aussage zu seinen viel späteren Montaru-Bildern (von 1953/54): 'Die Wurzelfasern und andern Auswüchse geben eine seitliche Bewegung an. Dadurch und durch die hinter dem Schwarz hervorbrechenden farbigen Protuberanzen wird vermieden, daß der dunkle Körper als Loch, als Tiefendimension gesehen wird.' In dieser Notiz stellt Baumeister die Montaru-Bilder als das 'äußerste Volumen eines vor der Wand schwebenden Körpers' in einen Zusammenhang mit den 'fliegenden Formen (...) à la Malewitsch von 1938' und sogar den 'Apparaten und Maschinenbildern der 20er Jahre'." (Erich Franz, Bewegtes Sehen. Baumeister und die Moderne, in: Willi Baumeister, Figuren und Zeichen, Ausst. Kat. Hamburg/Münster/Wuppertal 2005/2006, S.12f.)

Catalogue Raisonné

1974 Beye/F. Baumeister

Provenance

Nachlaß Baumeister; Sammlung Bernhard Sprengel, Hannover; Galerie Änne Abels, Köln; Galerie Wilbrand, Köln; Galerie Müller, Stuttgart; Privatbesitz, Münster

Literature

Will Grohmann, Willi Baumeister - Leben und Werk, Köln 1963, Nr. 1518 mit Abb. S. 147 ("Mo II"); Galerie Wilbrand, Lagerkatalog 3, Köln 1969, Kat. Nr. 28 mit Abb.

Exhibitions

Hannover 1956 (Kestner-Gesellschaft), Kat. Nr. 63, S. 26