Lot 684 D

In technischer Hinsicht steht das Werk der "westwärts marschierenden Barbaren" der Frottage nahe, bei der 'gefundenes' Material, in einer Art Pause unter den Bildträger gelegt, abgerieben wird, wobei die Formgebung der hier entstandenen Umrisse, die sich mehr oder weniger aus dem Zufall heraus ergeben, dann betont umgesetzt ist. Das vorliegende Werk steht in einer kleinen Reihe ähnlicher Arbeiten (vgl. Spies 2226-2238). Ob der Werktitel für diese Arbeiten politisch motiviert ist durch die zuvor erfolgte Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland - Max Ernst selbst lebte seit 1922 in Paris - bleibt ungewiß.
Der Surrealist Tristan Tzara beschreibt die Arbeitsweise seines Freundes Max Ernst 1934: "Das Menschliche am Werke von Max Ernst ist zunächst das Spiel mit den durch Erlebnisse irgendwelcher Art ausgelösten Reizungen, und dann die Entdeckung einer neuen Art von Humor. Dieser resultiert aus der Gegenüberstellung und dem Vergleich von gegensätzlichen Welten, deren Ansprüche auf Alleingültigkeit beide negiert werden. Der Humor erhebt sich über beide mit dem Ziel, die Wechselwirkung beider Sphären den Lebensnotwendigkeiten und der Entwicklung des Menschen nutzbar zu machen. ... In dem eisigen Schweigen einer unbarmherzigen Innenschau, in dem Grenzzustand zwischen Träumen und Wachen hat sich Max Ernsts dichterische Tätigkeit entfaltet, die vom Bewußtseinsstandpunkt aus als ein Rausch oder als ununterbrochener Kontakt zwischen der vorbeiziehenden Bilderwelt und der einfühlsamen Persönlichkeit, die von ihnen erfüllt werden soll, definiert werden kann." (in: Cahiers d'Art, zit. nach: Werner Spies (Hg.), Max Ernst. Leben und Werk, Köln 2005, S. 119)