Hans Hoffmann - FELDHASE - image-1

Lot 1081 Dα

Hans Hoffmann - FELDHASE

Auction 920 - overview Köln
17.05.2008, 00:00 - Alte Kunst
Estimate: 500.000 € - 600.000 €
Result: 696.000 € (incl. premium)

Monogrammiert und datiert oben Mitte: Hh (ligiert) 1582.
Feder, Silberstift und Aquarell auf Pergament, auf Bütten aufgezogen. 21,6 x 18,3 cm.
Links unten Stempel Gruenling, Wien (Lugt 1107); auf der Rückseite Stempel Kunsthalle Bremen.
Von der linken unteren Ecke bis zur Mitte des oberen Bildrandes eine Knickfalte.

Hans Hoffmann ist zwischen 1576 und 1584 in Nürnberg nachweisbar. Er ist ein früher und der wohl prominenteste Vertreter der sogenannten Dürer-Renaissance der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sein Aquarell ist eine Kopie nach dem berühmten Feldhasen Albrecht Dürers von 1502, der sich heute in der Albertina in Wien befindet. Hoffmann stand in freundschaftlicher Beziehung zu dem Nürnberger Dürer-Freund und Sammler Willibald II Imhoff, für den er mehrere Kopien nach Dürer-Werken fertigte. Das schon damals außerordentlich berühmte Tiermotiv hat Hoffmann mehrfach und immer unterschiedlich dargestellt. Diese Version ist diejenige, die dem Vorbild kompositorisch am nächsten steht. 1582, zum Zeitpunkt der Ausführung des Blattes, lebte Hoffmann noch in Nürnberg. Drei Jahre später, 1585, wurde er von Kaiser Rudolf II nach Prag berufen und zum Hofmaler ernannt, wofür er eine jährliche Besoldung von 100 Taler erhielt (K. Pilz, S. 240). Wie umfangreich die Hoffmann Bestände des Kaisers insgesamt waren, wissen wir nicht genau. Tatsache ist, dass er bis zu seinem Tode 1591/92 das genannte Jahreseinkommen erhielt und über seinem Tod hinaus die Witwe und seine Kinder ebenfalls noch in den Genuss einer Rente kamen (K. Pilz, S. 242). Wie sehr der Kaiser Hoffmann geschätzt hat, geht darüber hinaus auch aus mehreren Archiveintragungen bezüglich der Zahlungen hervor, die unmittelbare Äußerungen des Kaisers über den Künstler wiedergeben (F. Pilz, S. 240-241). Hoffmanns Berufung nach Prag erfolgte im Rahmen der künstlerischen Bestrebungen des Kaisers und seiner außerordenlichen Verehrung für die Werke von Albrecht Dürer. Der Kontakt zu Hoffmann kam möglicherweise über den Kunstsammler und Vermittler Jacopo Strada, der in 1546/56 in Nürnberg tätig war und von hier aus kostbare Werke für fürstliche Sammler kaufte, auch für Kaiser Maximilian II (1564 -1576) und Rudolf II.
Hans Hoffmann ist unter den Künstlern der sogenannten Dürer Renaissance sicher der bedeutendste und weit mehr als ein reiner Dürer-Kopist, denn der größte Teil seiner Arbeiten sind keine Kopien, sondern eigenständige, großartige Werke. Um so unverständlicher ist es, dass sein Schaffen bis heute noch nicht ausreichend bearbeitet worden ist.

Provenance

Kaiser Rudolf II, Prag. Schloss Ambras bei Innsbruck. Vermutlich Sammlung des kaiserlichen Rats Johann Melchior von Birckenstock (1738 - 1809). Teile von dessen Sammlung wurden 1811 und 1812 bei Artaria & Cie in Wien versteigert, wahrscheinlich auch dieses Blatt. Joseph Gruenling, Wien. H.G. Hartzen, Hamburg, Hieronymus Klugkist, Bremen. Kunsthalle Bremen. Auslagerung im 2. Weltkrieg nach Schloss Karnzow, Mark Brandenburg. Mit den weiteren hier gelagerten Beständen 1945 in die frühere UdSSR verbracht. Privatsammlung Belgien.

Literature

Friedrich Winkler: Die Zeichnungen Albrecht Dürers, Bd. I, Berlin 1936, S. 171. Kurt Pilz: Hans Hoffmann - Ein Dürernachahmer aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts; in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 51/1962, S. 260 ff, Nr. 21. Fritz Koreny: Albrecht Dürer und die Tier- und Pflanzenstudien der Renaissance, Wien 1985, S. 132 (Anm. 4). Siegfried Salzmann und Wulf Herzogenrath: A Catalogue of the Works of Art from the Collection of the Kunsthalle Bremen lost during Evacuation in the Second World War, Bremen 1997, S. 270.