Silvia Bächli sucht mit ihren Zeichnungen nach dem richtigen Ton, nach der stimmigen Formulierung, die zum Ausdruck bringt, was ihr in ihrem Alltag begegnet, was sie beobachtet, erfährt und spürt. Dabei meidet die Schweizer Künstlerin bewusst das Sensationelle und Reißerische, setzt auf sanfte Linien und lässt Raum für die Vorstellungskraft ihres Publikums.
(...) Continue readingSilvia Bächli – Die Künstlerin setzt bewusst auf Kontinuität
Silvia Bächli wurde am 16. März 1956 in Baden in der Schweiz geboren. Von 1976 bis 1980 studierte sie an der Schule für Gestaltung Basel und besuchte die École Superieure d'Arts Visuels in Genf, 1981 folgte ein Romaufenthalt, seit 1982 erhielt sie mehrere Kunststipendien. Noch während ihres Studiums begann Silvia Bächli in den späten 1970er Jahren die Auseinandersetzung mit dem Medium, das sie über ihre gesamte Karriere hinweg in seltener Kontinuität erforscht, durchdringt und weiterentwickelt. Zu diesem steten Fluss passt auch die Einstellung der Künstlerin zu periodischem Arbeiten, das sie für etwas völlig Widersinniges hält. Bei ihrer Arbeit kennt Silvia Bächli nicht das eine Ziel, auf das sie sich fokussieren könnte, sie glaubt nicht an einzelne Schritte, die zu einem Abschluss führen, will keine Geschichten mit Anfang und Ende erzählen. Klare Brüche finden sich im Werk der Schweizerin so gut wie überhaupt nicht, einzige Ausnahme stellt ihre 1982 spontan getroffene Entscheidung dar, keine ihrer tagebuchartigen Zeichnungen im Format A4 mehr zu schaffen.
Jede Zeichnung ist größer als das einzelne Blatt
Silvia Bächli zeigt in ihren Bildern, die sie in Tusche, Pastellkreide, Kohle oder Gouache anfertigt, immer nur einen Ausschnitt ihrer eigentlichen künstlerischen Vision. Der Raum, den ihre Zeichnungen für sich in Anspruch nehmen, geht über die Begrenzung des einzelnen Blattes hinaus. Dieses Ausgreifen ist für die Künstlerin ein Merkmal einer guten Zeichnung, die stets mehr beinhalten sollte, als sie unmittelbar zeigen kann und so über sich selbst hinausweist. Auch aus diesem Grund spielen leere Flächen in den Bildern von Silvia Bächli eine wichtige Rolle: Sie lassen Raum, den der Betrachter mit eigenen Gedanken und Überlegungen füllen kann. Ihre Sujets findet die Künstlerin meist in ihrem Alltag, es sind einfache und wenig spektakuläre Themen, die sie mit subtilen Tönen vermitteln will. Sie sieht sich dabei als Komponistin, die eine Partitur schreibt, die auch Pausen und Zwischentöne enthält und vom Betrachter interpretiert werden soll. Ihre Gedanken sind die Töne, zwischen denen sie hin- und herspringt. Manches ist deutlich lesbar, anderes findet sich nur als Andeutung.
Alltagserfahrungen als Inspiration für die Kunst
Silvia Bächli schöpft die Inspiration für ihre Zeichnungen aus ihren alltäglichen Beobachtungen, ihren Erinnerungen, Erfahrungen und Emotionen. Seit 1982 benutzt sie weiße und gelbliche Papiere in unterschiedlichen Formaten, meist klein oder mittelgroß. Diese lässt sie bei ihren Ausstellungen in verschiedener Höhe aufhängen, so dass sie eine Art von Notation von Tönen ergeben. In der Regel geht Bächli von einem realen Ausgangspunkt aus, meist eine Erfahrung aus ihrem Alltag, um den sie ihre Gedanken spinnt, bei deren Gestaltwerdung sie sich souverän zwischen gegenständlicher und ungegenständlicher Kunst bewegt. Die Künstlerin bespielte zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen und gilt heute als eine der wichtigsten Zeichnerinnen ihrer Generation. Für ihre Zeichnungen erhielt Silvia Bächli Preise und Auszeichnungen, darunter 2003 den Prix Meret Oppenheim des Bundesamtes für Kultur in der Schweiz, 2007 den Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg, 2014 den Kulturpreis der Stadt Basel und 2018 den Preis der Sammlung Ricola in der Schweiz.
Silvia Bächli lebt und arbeitet in Basel.
Silvia Bächli - Works that have already been sold at Kunsthaus Lempertz: