Alexander Hornemann über Christian Lieberkühns Leuchterpaar

Leuchterpaar aus dem Tafelservice Friedrichs des Großen - Der renommierte Goldschmied Alexander Hornemann schildert seine ganz persönlichen Eindrücke.

INTERVIEW MIT ALEXANDER HORNEMANN, SCHMUCKDESIGNER UND PREISTRÄGER DES DIAMOND INTERNATIONAL AWARDS

Wie unterscheidet sich die Arbeit eines Goldschmieds heute von den Zeiten Lieberkühns und Friedrichs des Großen?

AH: In unserem Handwerk widerspricht die Vergangenheit nicht der Zukunft, sie belebt sie neu. Was die Gestaltung also die künstlerische Umsetzung betrifft sind wir allerdings viel freier als die Goldund Silberschmiede des 18.Jh. die ja vorwiegend Auftragsarbeiten ausführten.

Verwenden Sie in Ihren Arbeiten auch noch Punzen? 

AH: Auf jeden Fall, gerade beim Export ist dies sogar gesetzlich geregelt.

Was für Trends gibt es in der aktuellen Tischkultur – werden Tischleuchter und andere Repräsentationsstücke noch als Auftragsarbeit hergestellt?

AH: Sicherlich spielt im 21. Jh. bei Tafelaufsätzen weniger der Gebrauchswert eine Rolle, um so bedeutungsvoller wird der künstlerische Umgang mit der Form und ihrer Ausführung in den Vordergrund gestellt. Viele Kunden ziehen aber ein fertiges Objekt vor und gerade in Hinblick auf Tischobjekte wie Schalen und Kerzenleuchter haben wir eine große Auswahl zu präsentieren.

Was fasziniert Sie an Silber als Werkstoff? 

AH: Spätestens wenn man es in Händen hält, wird die Mystik des Metalls erfassbar. Im Gegensatz zur „männlichen“ Natur des Goldes gilt Silber seinem Wesen nach als „weiblich“. Die Heilwirkung des Silbers besteht angeblich darin, daß es Offenheit und Intuition fördert. Außerdem wird behauptet, Silber schärfe das Bewusstsein für Probleme psychischer Natur.

Welches „Conversation Piece“ war Ihr bisheriges Meisterwerk?

AH: Viele unserer Schmuckstücke haben einen hohen Kommunikationswert, schließlich sind sie ja im besten Falle ein Statement und nicht bloß Dekoration. Die vielen verwendeten Tiermotive stehen hier sicherlich im Vordergrund, wie z.B. der gesattelte Fisch aus der „Versuchung des hl. Antonius“ von Hieronymus Bosch.

Haben Sie schon einmal einen Auftrag abgelehnt? 

AH: Aus zeitlichen Gründen muß man leider ab und zu auch Aufträge absagen. Viele haben nur ein vages Verständnis von dem immensen Aufwand, welcher hinter der Anfertigung vieler Schmuckstücke und Objekte steckt.

Unter welchem Preußenkönig wären Sie gerne Hofgoldschmied gewesen – und sind Sie es nicht gewissermaßen im heutigen Berlin?

AH: Defintiv Friedrich „der Große“. Sein humanistisches Gedankengut als Schriftsteller, sowie seine aktive Rolle als Gedankengeber des Schlosses Sanssoucci zeugen davon, dass Friedrich II. eine konstruktive Zusammenarbeit mit seinen Handwerkern förderte. So ist auch sicherlich beim vorliegendem Paar Tischleuchter ein Gedankenaustausch vorausgegangen zwischen Friedrich II und seinem Goldschmied Christian Lieberkühn

 

Das Atelier Georg Hornemann gehört sowohl zu den renommiertesten als auch handwerklich versiertesten Goldschmiedewerkstätten der Gegenwart und ist für seine außergewöhnlichen Kreationen international bekannt. Es wurde 1973 in Düsseldorf gegründet und wird seit über 30 Jahren von Georg Hornemann und seinem Sohn Alexander Hornemann gemeinsam geführt. Georg Hornemann, mehrfach international preisgekrönter Goldschmied, gilt als Künstler seiner Zunft. Für sein Gesamtwerk als Künstler und Goldschmied erhielt er 2017 den Preis der Cologne Fine Art. Seit 2016 führt Alexander Hornemann das Unternehmen, eines der letzten unabhängigen Schmuckmanufakturen in Deutschland, an den Standorten Berlin und Düsseldorf.