Gold gab ich für Eisen

Dieser Slogan könnte die Textzeile eines Rappers sein. Doch wer neugierig nach dem Ursprung dieses Ausrufs fragt, dem eröffnet sich eine ganze Epoche und ein faszinierendes Sammelgebiet: Die Kunst des Berliner Eisengusses am Beginn des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um die damals modernste Technik der Verarbeitung von Eisen, in größter Vielfalt und Präzision gefertigt in den Königlichen Eisengießereien.

 

Die Befreiungskriege, der Patriotismus der Preußen, Klassizismus, Neogotik, Religion und Bildungsideale, adelige Wohnkultur bis hin zur Mode der Zeit können durch die Kunstwerke erfahrbar werden. Der einprägsame Slogan „Gold gab ich für Eisen“ wird auf Prinzessin Marianne von Preußen zurückgeführt, die damit 1813 die Bürgerinnen Preußens aufgefordert haben soll, ihren Goldschmuck zur Finanzierung des Krieges gegen Napoleon abzugeben und stattdessen die filigranen Schmuckstücke aus schwarz patiniertem Eisen mit patriotischem Stolz zu tragen.

Die Erfolgsgeschichte des Eisens als Werkstoff zur Herstellung von Kunstwerken begann 1784, als man im preußischen Lauchhammer erstmals eine Skulptur aus Eisen zu gießen im Stande war. Die Erfindung kleiner Hochöfen (Kupolöfen) machte es möglich, den Rohstoff nun auch fernab der Gewinnung weiterverarbeiten zu können. Die besondere Wertschätzung des Königs für die innovativen Möglichkeiten im Umgang mit Eisen führte zur Gründungen königlichen Eisengießereien in Gleiwitz und Berlin, etwas später in Sayn.

Das bekannteste Werk aus der Zeit ist das aus Eisen gegossene Denkmal auf dem Kreuzberg. Der Entwurf stammt von Karl Friedrich Schinkel, ergänzt durch einzelne Figuren der Bildhauer Christian Daniel Rauch, Christian Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann: all dies Künstler, die stilbildend für den Berliner Eisenkunstguss waren und in der zu versteigenden Sammlung zu finden sind.

Die Sammelleidenschaft von C. Lith begann mit der Faszination für die Technik und dem Erwerb der großen Parure aus der Werkstatt des Johann Conrad Geiss. Wie die Gießer das dünnflüssige heiße Eisen über schmalste Kanäle in die in den feinen Sand gedrückten Formen fließen lassen und so die einzelnen Teile der filigranen Schmuckstücke entstanden, ist ebenso wie die fragile Ziselierung bis heute ein Geheimnis.

Der Begriff „Fer de Berlin“ steht für den in ganz Europa begehrten Eisenschmuck. Obgleich der Austausch von Entwürfen zwischen den königlichen Eisengießereien und den privaten Gießereien üblich war, sind einige Schmuckstücke durch ihre Bezeichnung eindeutig den Künstlern Johann Conrad Geiss, Siméon Pierre Deveranne und August Ferdinand Lehmann zuzuordnen. Die großartige Vielfalt, die unnachahmliche Technik sowie die puristische Materialität machen den Schmuck bis heute begehrenswert.