Richard Riemerschmid

Richard Riemerschmid – Maler und Architekt mit eigenen Vorstellungen

Richard Riemerschmid wurde am 20. Juni 1868 in München geboren. Als Enkel des bekannten bayerischen Spirituosenfabrikanten und Politikers wuchs er in gutsituierten Verhältnissen auf und erhielt eine gute Ausbildung. Nach dem Abitur am Wilhelmsgymnasium München musste er zunächst von 1886 bis 1887 seinen Militärdienst ableisten, ehe er an der Münchner Kunstakademie sein Studium begann und bis 1890 von renommierten Lehrern wie Gabriel Hackl und Ludwig von Löfftz unterrichtet wurde. Im Anschluss reüssierte Richard Riemerschmid als freier Kunstmaler und Architekt in München. In der frühen Schaffensphase entstanden vielfach Landschaftsdarstellungen im Stil des späten französischen Impressionismus sowie des Pointillismus, aber auch symbolistische Werke, für die er sich an den Ideen der zeitgenössischen Lebensreformbewegung orientierte. In erster Linie entwarf Richard Riemerschmid aber Möbel und Raumausstattungen. Um seine neuartigen Vorstellungen verwirklichen zu können, schloss er sich mit Gleichgesinnten wie Hermann Obrist, Otto Pankok und Bruno Paul zu einer antihistorischen Künstlerbewegung zusammen und verfasste Artikel für die Zeitschrift Jugend.

Zahlreiche Arbeiten, Ämter und Verdienste

Richard Riemerschmid beteiligte sich 1897 an der Gründung der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk, deren Ziel es war, individuelle oder in kleinen Auflagen hergestellte Möbel herzustellen. 1899 entwarf er für den Kölner Schokoladenfabrikanten Ludwig Stollwerck mehrere Bilderserien für dessen berühmte Sammelalben. Der rührige Möbelfabrikant Karl Schmidt-Hellerau beauftragte Riemerschmid 1902 mit den Innenausstattungen für mehrere Schiffe der Kaiserlichen Marine. Mit dem österreichischen Designer Joseph Maria Olbricht und seinem langjährigen Künstlerfreund Bruno Paul konzipierte Richard Riemerschmid die Ausstattung der Kronprinzessin Cecilie, die als eines der ambitioniertesten und erfolgreichsten deutschen Passagierschiffsprojekte galt. 1907 gehörte Riemerschmid zu den Mitgründern des Deutschen Werkbundes, dem er von 1920 bis 1926 als Leiter vorstand. Von 1912 bis 1924 leitete er die Kunstgewerbeschule München, er verantwortete 1922 die Deutsche Gewerbeschau in München und wurde für seine Verdienste zum Geheimen Regierungsrat ernannt. 1926 wurde er zum Direktor der Kölner Werkschulen ernannt, wo er unter anderen Alfred Will, Joseph Mader und Max Wendl unterrichtete. 1931 kehrte er als Pensionär nach München zurück.

Ein ambitionierter Künstler und Sozialreformer

Richard Riemerschmid war an vielen wegweisenden Projekten beteiligt, die bis heute nachhallen und wurde zu einem der wichtigsten Vertreter des deutschen Jugendstils. Zu seinen berühmtesten Arbeiten zählen die Innenausstattung der Münchner Kammerspiele im Münchener Schauspielhaus und die Gartenstadt Hellerau. Neben dem künstlerischen Aspekt interessierte sich Riemerschmid aber auch für die soziale Komponente: Es war ihm zeitlebens sehr darum zu tun, Produkte maschinell und kostengünstig herzustellen. Dieses Ziel mit einem künstlerischen Anspruch in Einklang zu bringen, wurde zu einem Leitsatz seiner Arbeit, die stark vom englischen Arts and Crafts Movement beeinflusst war. 1926 entwickelte Richard Riemerschmid seine vielleicht originellste Erfindung: Das Holzfertighaus Brigitte IV ließ sich auf Wunsch vollständig zerlegen und war noch 1984 mitsamt seiner Einrichtung so gut erhalten, dass es als voll funktionsfähig mit Erfolg versteigert werden konnte.

Richard Riemerschmid starb am 13. April 1957 in seiner Geburts- und Heimatstadt München.