Sofonisba Anguissola - Der progressive Vater sorgte für eine gute Ausbildung
Sofonisba Anguissola wurde 1531 oder 1532 in Cremona, Italien geboren. Sie war das älteste Kind des Patriziers Amilcare Anguissola und seiner Frau Bianca Ponzona. Gemeinsam mit ihren fünf Schwestern und ihrem Bruder erhielt sie eine humanistische Ausbildung, was für Frauen in dieser Zeit ein seltenes Privileg darstellte und vor allem der fortschrittlichen Haltung des Vaters zu danken war, der sich durch die Lektüre des berühmten Il Libro del Cortegiano des mit Raffael befreundeten Renaissance-Literaten Baldassare Castaglione anregen ließ. Ihren Namen verdankte Sofonisba der historischen Persönlichkeit Sophonisbe, der Königin von Numidien und Tochter des karthagischen Feldherrn Hasdrubal. Vier ihrer Schwestern – Lucia, Europa, Anna Maria und Elena – widmeten sich ebenso der Malerei, allerdings zog Elena Anguissola es später vor, sich als Ordensschwester den Dominikanern anzuschließen; die fünfte Schwester, Minerva, wandte sich der Literatur zu.
Zunehmende Erfolge als unkonventionelle Porträtmalerin
Sofonisba Anguissola erhielt dank ihrer adeligen Abstammung Unterricht von dem anerkannten Porträtisten und Maler religiöser Szenen, Bernardino Campi, der sie und ihre Schwester Elena in seinem Haus aufnahm. Später setzte sie ihre Ausbildung bei Bernardino Gatti, genannt »Il Sojaro«, fort, während sich der Vater sich um das Management der begabten Tochter kümmerte und bemüht war, ihr Aufträge zu verschaffen. Während eines Aufenthalts in Rom besuchte Sofonisba Anguissola den großen Michelangelo, der ihr Talent sofort erkannte und der 22-jährigen Künstlerin Unterweisung und Förderung zuteilwerden ließ, wofür sich der Vater der Künstlerin später mit einem herzlichen Brief bedankte. Sofonisba Anguissolas Porträtmalerei zeichnete sich durch informelle Arrangements aus, die einen Einblick in das alltägliche Leben der Aristokratie erlaubten. Damit gewann sie bald eine gewisse Bekanntheit, die ihr auch die Gunst des Herzogs von Alba, Fernando de Toledo, einbrachte, der sie dem spanischen König Philipp II. empfahl. Sofonisba Anguissola porträtierte die spanische Königsfamilie und erteilte der gerade 14-jährigen Königin Elisabeth von Valois Unterricht.
Bis ins hohe Alter eine geachtete Künstlerin und Lehrerin
Sofonisba Anguissola entwickelte ihren unkonventionellen Malstil auch aufgrund der Tatsache, dass es ihr als Frau nicht gestattet war, anatomische Studien zu betreiben und auf großformatigen Leinwänden zu malen. Mit ihren Porträts erlangte sie Lebzeiten jedoch eine so große Bekanntheit, dass selbst Peter Paul Rubens in seinen jungen Jahren ihre Darstellung der kindlichen Infantin Isabella Clara Eugenia von Spanien kopierte. Ihrer Schülerin Elisabeth war Sofonisba Anguissola so verbunden, dass sie nach deren vorzeitigem Tod in tiefe Depressionen verfiel und den spanischen Hof verließ. Sie heiratete den Sohn des sizilianischen Vizekönigs und lebte einige Jahre lang auf Sizilien. Nach dem Tod ihres Mannes zog Sofonisba Anguissola nach Genua, wo sie sich in einen Kapitän verliebte, den sie ohne Erlaubnis des Königs heiratete. Sie nahm das Malen wieder auf und erteilte auch zahlreichen jungen Schülerinnen Unterricht, wobei das Vermögen ihres Ehemanns und die Pension des spanischen Hofes ihr finanzielle Unabhängigkeit garantierten. Als sie im hohen Alter aufgrund körperlicher Schwächen und einem Augenleiden nicht mehr malen konnte, kehrte sie nach Sizilien zurück, wo der junge Anthonis van Dyck sie aufsuchte und um ihren Rat bat.
Sofonisba Anguissola starb am 16. November 1625 in Palermo, Italien.
Sofonisba Anguissola - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: