Otto Antoine wurde als »Postmaler« berühmt. Der deutsche Künstler malte unzählige Motive aus dem Umfeld der Post, für die er im Hauptberuf tätig war, wurde aber auch zum bildmächtigen Chronisten für das Berlin zweier Jahrhunderte.
(...) WeiterlesenOtto Antoine - Bei der Post wurde sein Maltalent gefördert
Otto Antoine wurde am 22. Oktober 1865 in Koblenz geboren. Der Sohn eines Uhrmachers bewies schon früh ein ausgeprägtes zeichnerisches Talent, dessen Förderung aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse allerdings nur in bescheidenem Umfang möglich war; an eine Existenz als Künstler war nicht zu denken. Otto Antoine absolvierte zwar eine Lehre bei einem Malermeister, entschied sich im Alter von 18 Jahren aber für eine Beamtenlaufbahn, die er beim Postamt Lützel begann. Die Kunst vergaß er darüber nicht, sondern nutzte seine Abende und die sonstige freie Zeit, um viele verschiedene Motive seiner Heimatstadt Koblenz zu zeichnen und zu malen. Die dafür benötigten Kenntnisse eignete er sich überwiegend auf autodidaktischem Weg an. Als seinen Vorgesetzten bei der Post die schöne Handschrift des jungen Künstlers auffiel, wies man ihm entsprechende Aufgaben zu. Heinrich von Stephan, Staatssekretär des Reichspostamts, beorderte Otto Antoine nach Berlin, damit sein Talent besser genutzt werden könnte.
Als »Postmaler« erlangte Antoine große Bekanntheit
Otto Antoine zog 1891 nach Berlin und begann dort neben seiner beruflichen Tätigkeit für die Post ein Studium an der Akademie der Künste bei dem impressionistischen Maler und Zeichner Franz Skarbina. Dieser erkannte das Talent Antoines und bemühte sich nach Kräften, die Wissenslücken, die der fleißige Autodidakt in seinem Können noch aufwies, möglichst umfassend aufzufüllen. Otto Antoine stand in regem Austausch mit den anderen Künstlern Berlins, erlangte die Mitgliedschaft im Verein Berliner Künstler und präsentierte seine Bilder wiederkehrend auf den Großen Berliner Kunstausstellungen. Die Grenze zwischen Brotberuf und Berufung verliefen bei Otto Antoine fließend: Für seinen Arbeitgeber, die Post, fertigte er zahlreiche grafische und malerische Arbeiten an: er aquarellierte die Fassaden von Postgebäuden, kümmerte sich um den Aufbau des Reichspostmuseums, kopierte und restaurierte vorhandene Illustrationen und Initialen und betreute über 20 Jahre lang die museumseigene Postwertzeichensammlung. Berühmt wurden aber vor allem seine eindrucksvollen Gemälde, die Abläufe und Betrieb des Postverkehrs an Brennpunkten der Stadt darstellten – zum Beispiel das 1912 entstandene Werk Paketpost am Anhalter Bahnhof.
Antoines Berliner Motive fanden weite Verbreitung
Otto Antoine pflegte als zweiten künstlerischen Schwerpunkt die Darstellung zahlreicher Stadtansichten Berlins. Dabei malte er in impressionistischem Stil, dem er auch treu blieb, als 1905 eine allgemeine Hinwendung zum Expressionismus erfolgte. Da viele seiner Bilder in Kalendern oder auf Postkarten abgedruckt wurden, erreichte er bald eine weite Verbreitung und eine hohe Popularität. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der damit verbundenen staatlichen Kunstlenkung wandte er sich einer etwas realistischeren Malweise zu. Auf einer Reise in die USA, die er als Übersiebzigjähriger unternahm, um seine dort lebende Tochter zu besuchen, fertigte er viele Skizzen und Zeichnungen von amerikanischen Motiven an. Durch die Bombenangriffe auf Berlin während des Zweiten Weltkriegs verlor er sein Atelier und seine Wohnung. Antoine zog mit seiner Frau nach Unteruhldingen, wo er bis ins hohe Alter kaum an Schaffens- und Tatkraft einbüßte, sein gewohntes Berliner Umfeld aber stark vermisste.
Otto Antoine starb am 14. Juli 1951 in Unteruhldingen.
Otto Antoine - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: