Manchmal ist Miquel Barceló ein rechter Wüterich, dann nimmt er kein Blatt vor den Mund, nicht mit Worten und nicht mit seiner Kunst. Der spanische Maler und Bildhauer verschafft seinem Herzen Luft und prangert an, was er als Missstand sieht – ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten. Gerade diese radikale Konsequenz ist es, die seine Kunst so ausdrucksstark und unwiderstehlich macht.
(...) WeiterlesenMiquel Barceló - Studium in Palma de Mallorca und Barcelona
Miquel Barceló wurde 1957 auf Mallorca geboren. Zunächst studierte er in Palma de Mallorca an der Schule für Dekorative Künste, im Anschluss zog es ihn in die katalonische Hauptstadt Barcelona, wo er an der Schule für Schöne Künste seine Kenntnisse vertiefte. Gerade in Katalonien kam er mit jener künstlerischen Tradition in Berührung, zu deren bedeutendem Vertreter er selbst bald werden sollte: Die »Materialkunst«, die von Größen wie Antoni Tàpies etabliert wurde, genoss besonders in Spanien großes Ansehen und wurde von Miquel Barceló auf neue Höhen geführt. Eine Studienreise nach Paris sorgte für weitere Anregungen und Inspiration. Schon früh gehörte eine kaum stillbare Rastlosigkeit zum Wesen Miquel Barcelós, sein unstetes Wesen zog ihn hinaus in die Welt, führte ihn weit weg von seiner Heimat Mallorca und vor allem nach Afrika.
Afrika formte die Kunst von Miquel Barceló
Afrika ließ Miquel Barceló nicht mehr los: Seine Reisen durch den Kontinent brachten dem Künstler ein neues Verständnis der Welt und einen neuen Zugang zu seiner Kunst. Als ein Wüstensturm sein Atelier im afrikanischen Mali durchfegte und zahlreiche Gemälde mit Sand bedeckte, war das für Miquel Barceló kein Grund zur Verzweiflung, sondern ein Erweckungserlebnis, das seine Kunst um eine weitere Dimension bereicherte und sein Interesse für den verbreitetsten und preiswertesten Rohstoff der Welt weckte: Erde. Die intensive Auseinandersetzung mit der Töpfer- und Keramikkunst war die Folge, Barceló schuf Werke mit vielfachen Dimensionen und erregte die Aufmerksamkeit der internationalen Kunstwelt.
Durchbruch auf der Biennale von São Paolo
In den 1980er-Jahren wurde Miquel Barceló schließlich endgültig zu einer festen, vielbeachteten Größe auf dem Kunstmarkt. Insbesondere seine Teilnahmen an der Biennale von São Paolo und der Documenta 7 in Kassel sorgten für Aufsehen. Unumstritten war Miquel Barcelós Kunst dabei nie, besonderen Unmut erregte eine zeitgenössische Keramik des Künstlers, die in der Kathedrale von Palma angebracht wurde und die wundersame Vermehrung von Brot und Fischen darstellen sollte. Barceló selbst goss weiter Öl ins Feuer, in dem er der Einweihung demonstrativ fernblieb und dabei auf seine Überzeugung als Agnostiker verwies.
Wichtiger Vertreter der spanischen Gegenwartskunst
Inzwischen werden für Werke von Miquel Barceló Preise in Millionenhöhe bezahlt. Aber auch wenn der spanische Meister heute zu den arrivierten Künstlern gehört, ist er doch nie zur Ruhe gekommen – und will das auch gar nicht. Klare Worte scheut er nicht, einem Streit geht er nicht aus dem Weg. Trotzdem ist es Barceló, der die lukrativsten und vor allem prestigeträchtigsten Aufträge erhält: 2007 gestaltete er die Decke des neuen Sitzungssaales des UNO-Menschenrechtsrates. In Deutschland stellte er bislang nur einmal aus, auf einer gefeierten Ausstellung in Hannover, die ganze 20 Jahre seines eindrucksvollen Schaffens umfasste.
Miquel Barceló lebt und arbeitet heute abwechselnd auf Mallorca, in Paris und in Mali.
Miquel Barceló - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: