Dirk Bell ist der Künstler im Wunderland. Seine beinahe kindliche Entdeckerfreude führt den deutschen Maler, Zeichner und Bildhauer auf absonderlichen Wegen zu scheinbar widersprüchlichen Werken voller Ungleichheit und Exotik. Da fällt es Publikum und Kritik mitunter schwer, Schritt zu halten.
Die Kunst als unerschöpflicher Raum der Wünsche
Dirk Bell wurde 1969 in München geboren. Seine erste Begegnung mit der Kunst erlebte er als Zeichner. Noch im Kindesalter stromerte er durch die ehrwürdigen Säle der Glyptothek und zeichnete die dort ausgestellten Skulpturen der alten Meister. Damals entdeckte Dirk Bell das Zeichnen als eine Möglichkeit des Rückzugs, die ihm gleichzeitig neue, endlose Räume eröffnete. Als er wenige Jahre später, 1975, im Teenageralter den Film Stalker sah, mit dem der russische Filmemacher Andrei Arsenjewitsch Tarkowski einen Klassiker des sowjetischen Science-Fiction-Kinos geschaffen hatte, war sein Weg zur Kunst unwiderruflich beschlossen. Den legendären »Raum der Wünsche«, Zentrum und Sehnsuchtsort des Films, fand Dirk Bell in der Kunst, die es ihm erlaubte, vielfältige Einflüsse aufzunehmen und zu eigenen Ausdrucksformen umzuarbeiten. Der Künstler selbst gibt unumwunden zu, dass es sich um eine Art des Versteckens handelt – aber aus dem Schatten des entdeckten und bewunderten Schatzes tritt er auch mit neuen und eigenen Ideen hervor.
Unablässiges Spiel mit verschiedenartigen Einflüssen
Dirk Bell schätzt Bezüge und Verknüpfungen. Er scheut auch nicht davor zurück, bestehende Objekte anderer Künstler als Grundlage für seine eigenen Werke zu nehmen, an sich vollendete Bilder zu übermalen und Skulpturen zu verformen und mit neuen Elementen zu verbinden. Auf der Suche nach neuen Einflüssen und Anregungen bereist Dirk Bell die Welt, macht Entdeckungen, trägt Fundstücke zusammen und benutzt diese als Ausgangspunkt und Bestandteil für neue Arbeiten. Widersprüchliches und an sich Unvereinbares werden zu frischen Schöpfungen verbunden – da findet sich schon einmal ein von Luigi Colani designtes Fahrrad in einer urwüchsigen Fantasie-Landschaft wieder. Bei Bell wirken diese mitunter abenteuerlichen Kombinationen aber nicht willkürlich und aufdringlich, sondern auf eigentümliche Weise anregend und vertiefend. Es sind vielfältige Einflüsse im Werk Dirk Bells erkennbar, von der Romantik über Symbolismus und Jugendstil hin zur Minimal Art – und selbst die vielfach als trivial geschmähte Fantasy-Illustrationskunst der 1980er- und 1990er-Jahre findet ihren Widerhall.
Künstlerischer Sprung zwischen den Extremen
Dirk Bell bringt Moderne und Historie zusammen, lässt in seinen Bildern, Skulpturen und Installationen die unterschiedlichsten kunsthistorischen Epochen mit zeitgenössischer Popkultur und aktueller Kunstszene verschmelzen. Inhaltliche und gestalterische Konzeption gehen Hand in Hand und können auf beiden Ebenen überzeugen. Für seine Kunst erhält Dirk Bell Preise und Auszeichnungen, so gewann er im Jahr 2016 den von der Deutschen Bank ausgerichteten Wettbewerb »Macht Kunst! Ihre Skulptur für Berlin«, bei dem er sich gegen über 400 Mitbewerber durchsetzen konnte. Sein Entwurf war eine würfelförmige Skulptur, die sich aus zwei ineinander gestülpten Schriftzügen mit dem Wort Free zusammensetzte. Diese Freiheit sucht der Künstler auch für sich selbst, in dem er ständig neuen Träumen, Fragen, Sehnsüchten folgt, im steten Sprung zwischen den Extremen ein vielseitiges Werk erschafft und dabei doch sich selbst treu bleibt.
Dirk Bell lebt und arbeitet heute überwiegend in Berlin.
