Émile Bernard

Émile Bernard – Die Lehrzeit war nicht frei von Konflikten

Émile Bernard wurde am 28. April 1868 in Lille geboren. Der Sohn eines Textilunternehmers lebte seit seinem 10. Lebensjahr in Paris, wo er das Collège Sainte-Barbe und die École des Arts Décoratifs besuchte. 1884 nahm er in der privaten Malschule Atelier Cormon Unterricht bei dem Historienmaler Fernand Cormon, der dem akademischen Realismus zuneigte. In Cormons Atelier machte Émile Bernard die für ihn prägende Bekanntschaft mit Louis Anquetin und Henri Toulouse-Lautrec, ehe künstlerische Meinungsverschiedenheiten mit seinem Lehrer zu seinem vorzeitigen Ausschluss aus der Schule führten. Bernard bildete sich als Autodidakt weiter und unternahm eine Wanderung durch die Normandie und die Bretagne. Während eines Aufenthalts in Concarneau lernte er den Neoimpressionisten Émile Schuffenecker kennen und erhielt von diesem ein Empfehlungsschreiben für den zwanzig Jahre älteren und bereits etablierten Maler Paul Gauguin. Bei einem ersten Besuch bei Gauguin in Pont-Aven entwickelte sich jedoch noch keine Zusammenarbeit.

Freundschaft und Bruch mit Paul Gauguin

Émile Bernard machte im Winter 1886/87 die Bekanntschaft von Vincent van Gogh und pflegte mit diesem von da an einen engen brieflichen Austausch. Mit seinem früheren Studienkollegen Anquetin reiste er 1887 ein zweites Mal nach Pont-Aven und konnte diesmal die erhoffte Kooperation mit Gauguin verwirklichen. Émile Bernard tat sich bei der Entwicklung neuer Malweisen hervor und beeindruckte seine Malerfreunde mit innovativen Konzepten. Seine äußerst individualistische Kunstauffassung, die ihn einst in Konflikt mit seinem Lehrer Cormon gebracht hatte, regte ihn zu mannigfaltigen Experimenten an und befähigte ihn, über bestehende Grenzen hinauszugehen. Auf ein anfängliches Interesse am Pointilismus folgte eine intensive Beschäftigung mit den zu dieser Zeit in Mode kommenden japanischen Farbholzschnitte, auf deren Grundlagen er seine vereinfachte Malweise mit stark abgegrenzten Farbflächen entwickelte, die schließlich im Austausch mit Gauguin und Anquetin zum postimpressionistischen Synthetismus und Cloisonismus führte und die Schule von Pont-Aven begründete. Als Gauguin allein den Ruhm für diese Arbeit erntete, kam es zum endgültigen Bruch zwischen den beiden eigenwilligen Künstlern, deren Zusammenarbeit schon zuvor nie frei von Spannungen gewesen war.

Bedeutende Korrespondenz mit Künstlerkollegen

Émile Bernard erlebte schwierige Jahre, als er versuchte, sich seiner drohenden Einberufung zum Militär zu entziehen. Mit Hilfe von freundlichen Ärzten ließ er sich ein ums andere Mal fehlende Gesundheit attestieren, 1893 floh er nach Italien und fand dank der finanziellen Unterstützung von Mäzenen wie Andries Bonger im britischen Protektorat Ägypten ein erträgliches Exil. Erst 1904 kehrte Émile Bernard nach Frankreich zurück, wo er sich in Aix-en-Provence mit Paul Cézanne befreundete. Die umfangreiche Korrespondenz, die Émile Bernard mit Cézanne (wie auch zuvor mit van Gogh und Gauguin) unterhielt, gehört zu den wichtigsten Quellen für die Kunstgeschichte des späten 19. Jahrhunderts. Zu Bernards Schriften gehören auch Romane, und Zeitgenossen wie der symbolistische Maler und Mitbegründer der Nabis Maurice Denis, der auch Bernards Totenrede hielt, bescheinigten ihm die Seele eines Dichters.

Émile Bernard starb am 16. April 1941 in Paris.