Walter Bondy

Walter Bondy - Industriellensohn und moderner Künstler

Walter Bondy wurde am 28. Dezember 1880 in Prag geboren. Als Sohn einer österreichischen Industriellenfamilie begann er sein Leben unter einem guten Stern und konnte ungehindert seinen künstlerischen Neigungen nachgehen. Sein Vater Otto Bondy, ein wohlhabender Kabel- und Drahtfabrikant, betätigte sich selbst als Kunstsammler und besaß über 70 moderne Gemälde und Plastiken. Walter Bondy studierte zunächst an der Wiener Kunstakademie, ging später nach Berlin und München und ließ sich schließlich 1903 in Paris nieder, wo er bis 1914 lebte. Bondy besuchte die Académie Holosoi und beschäftigte sich intensiv mit den französischen Impressionisten um Edouard Manet. Später faszinierte und prägte ihn außerdem die Malerei Paul Cézanne, Henri Matisse und Vincent van Gogh. Walter Bondy gehörte während seiner Pariser Jahre dem Künstlerkreis um das Café du Dôme an und wandte sich der französischen Malweise der peinture zu, die er eigenständig interpretierte.

Mittler zwischen französischer und deutscher Kunstszene

Walter Bondy pflegte auch während seiner Zeit in Paris ausgezeichnete Kontakte zur reichen Berliner Kunstszene und agierte als bedeutender Mittler zwischen deutschen und französischen Künstlern. Ab 1904 stellte er regelmäßig mit der Berliner Secession aus; dabei profitierte er auch von der Förderung durch seinen Cousin Paul Cassirer, der als Galerist und Kunstsammler großen Einfluss besaß und 1911 Bondys Werke zusammen mit den Café-du-Dôme-Künstlern Jules Pascin, Hans Purrmann und Rudolf Levy zeigte. Der Beginn des Ersten Weltkriegs machte den fruchtbaren Austausch zunichte und zwang Walter Bondy zur endgültigen Rückkehr nach Berlin. Die Verbindungen nach Frankreich ebbten ab, die Künstlergemeinschaft des Café du Dôme zerbrach. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, musste er sich als Kunsthändler betätigen, wobei er sich besonders auf dem Gebiet der Asiatika hervortat. Für die von seinem Cousin Bruno Cassirer verantwortete Zeitschrift Kunst und Künstler verfasste Walter Bondy mehrere Kunstkritiken. Er selbst gründete 1927 das Magazin Kunstauktion, aus dem später die bis heute erscheinende Weltkunst hervorging.

Ein Großteil von Walter Bondys Werk ging verloren

Walter Bondy beobachtete den Aufstieg der Nationalsozialisten mit großer Sorge. Als moderner Künstler jüdischer Herkunft war er doppelt gefährdet. 1932 verließ er vor diesem bedrohlichen Hintergrund Deutschland und gelangte über die Schweiz nach Sanary-sur-Mer in Südfrankreich, wo sich bereits eine deutsche Künstlerexklave gebildet hatte. Um seine Berliner Wohnung und die darin aufbewahrten Bilder kümmerten sich Bondys Cousins, die Kunsthändler Bruno und Paul Cassirer. Erst als die Nationalsozialisten zunehmend die Vernichtung der nach ihrer Auffassung »entarteten Kunst« vorantrieben, wurde Bondys Werk nach Österreich transportiert, um in der Fabrik seines Vaters ein vermeintlich sicheres Lager zu finden. Im Zuge der Arisierung Österreichs gingen die Bilder allesamt verloren – auch aus diesem Grund ist heute nur selten ein Bild von Walter Bondy auf dem freien Kunstmarkt zu finden. Mit seiner zweiten Ehefrau, einer jungen Französin, betrieb Bondy bis zu seinem Tod ein Fotoatelier.

Walter Bondy starb am 17. September 1940 in Toulon.