Andrea Boscoli

Andrea Boscoli - Zwischen Studium und Instinkt

In der Mitte des 16. Jahrhunderts, um das Jahr 1560 herum, wurde Andrea Boscoli in Florenz geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist kaum etwas bekannt, die frühesten und wichtigsten Zeugnisse nennen ihn als Schüler des späten Manieristen und Machiavelli-Porträtisten Santi di Tito, der ihn gemeinsam mit Gregorio Pagani und Agostino Ciampelli unterrichtete. Andrea Boscoli begann seine Künstlerlaufbahn zu einem spannenden Zeitpunkt: Der Manierismus erlebte eine Reform hin zu naturalistischen Elementen, die besonders von Andrea Boscolis Lehrer Santi di Tito vorangetrieben wurde. Boscoli nahm diese Impulse auf, ohne sich ihnen ganz zu ergeben, und mischte sie mit seinem eigenen künstlerischen Instinkt, der ihn zu einer besonderen Aufmerksamkeit für Details und einem lebendigen Ausdruck seiner Darstellung führte. Damit erwarb er sich rasch die Anerkennung seines Lehrers und der Florentiner Kunstszene; ab 1583 gehörte Andrea Boscoli als vollwertiges Mitglied der Akademie für florentinische Malerei an.

Reger Austausch mit den Größen seiner Zeit

Andrea Boscoli knüpfte eine Vielzahl von Kontakten mit den italienischen Künstlern seiner Zeit. Wichtige Impulse übernahm er von Jacopo Zucchi, der ihn mit den Lehren Giorgio Vasaris bekannt machte, sowie von Frederico Zuccari, der ein geachteter Kritiker und Chronist der italienischen Malerei war. All diese Einflüsse nahm Andrea Boscoli auf und ließ sie in seine Kunst einfließen, die aber zu jeder Zeit und immer mehr eine ganz eigene Form des Ausdrucks annahm. Dies trug ihm mehrere achtbare Aufträge ein, so gestaltete er für den Bildhauer Giovanni Angelo Montorsoli die Fresken der Capella della Cella im Konvent Servi di Maria. Ein beeindruckendes Spiel aus Licht und Schatten schuf Andrea Boscoli mit seinen Fresken für die Villa della Seta in Pisa. Damit bewies er auch sein Talent für die eindrückliche Gestaltung profaner Motive, eine Eigenschaft, die ihn von vielen seiner Zeitgenossen unterschied. Natürlich bedeuteten auch für Andrea Boscoli religiöse Darstellungen einen Schwerpunkt seines Schaffens; im Jahr 1597 zeichnete er eine Serie über die Passion Christi, die Pieter de Jode gravierte und Matteo Florimi verlegte. Berühmt sind auch seine großformatigen Altarbilder, die er ab 1600 in Florenz erstellte.

Ein leidenschaftlicher Künstler

In Andrea Boscoli brannte ein leidenschaftliches Feuer für seine Kunst, das ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Ständig auf der Suche nach neuen Inspirationen und Einflüssen, begeisterte er sich geradezu sprunghaft mit großer Intensität für verschiedene Themengebiete, zu denen Musik, Poesie und Astrologie gehörten. Auf seine Zeitgenossen wirkte er durch diese Leidenschaft, die oft genug mit seinem hitzigen Temperament einherging, oft befremdlich; der Ruf eines schillernden Exzentrikers haftete ihm an. Seine schier unerschöpfliche Energie trieb ihn auch in den letzten Jahren vor seinem Tod noch zu immer neuen Meisterleistungen; dabei entfernte er sich zunehmend von den naturalistischen Tendenzen seines Lehrers Santi di Tito und bediente sich wieder traditioneller Formelemente des Manierismus, was sich in den oft überlangen Proportionen seiner Figuren zeigt. Andrea Boscoli starb 1606 oder 1607 in Rom.