Rosalba Carriera

Rosalba Carriera - Studium in Rom und Venedig, Wechsel zur Pastellmalerei

Rosalba Carriera wurde am 7. Oktober 1675 in Venedig geboren. Schon im Alter von 14 Jahren begann sie zu malen; ihr Vater, der als Erster auf das Talent seiner Tochter aufmerksam wurde, sorgte dafür, dass sie Zeichenunterricht bei Giuseppe Diamantini erhielt. Später studierte Rosalba Carriera an der Accademia di San Luca in Rom und wieder in Venedig bei Antonio Balestra. Als ganz entscheidend für die Entwicklung ihres persönlichen Stils und ihren späteren großen Erfolg erwies sich der Rat des Malers Christian Cole, der Rosalba Carriera zu einem Wechsel von Ölfarben zu Pastellstiften riet. So bewegte sie sich von der Miniaturmalerei, die ihre jungen Jahre prägte, hin zur Pastellmalerei und fand darin ihre charakteristische Ausdrucksmöglichkeit. Ihre Bilder erreichten schnell ein breites Publikum und riefen ein großes Echo hervor – die verspielt und verträumt anmutende Pastelloptik stellte ein besonderes Merkmal dar und wurde von der Künstlerin mit unnachahmlicher Darstellungskraft und Eleganz ausgeführt.

Die künstlerische Beseitigung der menschlichen Makel

Rosalba Carriera malte ihre Motive nicht einfach nach der Wirklichkeit, sondern verstand sich vortrefflich darauf, mit Silberfarbe alle menschlichen Makel zu übertönen und ihren Porträts einen märchenhaften Glanz zu verleihen. Das bildgewaltige pastose Zuckerwerk wurde ein beispielloser Erfolg in ganz Europa, die Künstlerin selbst zu einem gefeierten Superstar und es gehörte bald zum guten Ton, ein Porträt bei Rosalba Carriera anfertigen zu lassen. So gewaltig fiel zeitweise die Nachfrage aus, dass die Künstlerin diese aus eigener Kraft nicht bewältigen konnte und mehrere Malerinnen einstellen musste, die ihr zur Seite standen. Ihr künstlerischer Erfolg führte Rosalba Carriera an die Adelshöfe in Paris, Modena und Wien, wo sie die Spitzen aus Adel und Klerus in ihre idyllische Bildsprache übertrug. Was in der heutigen Medienlandschaft durch die Mittel der digitalen Bildbearbeitung längst zur gewohnten Selbstverständlichkeit für das Auge geworden ist, stellte damals eine Revolution dar – mit analogem Pinselstrich durchgeführt von einer Frau.

Späte Hinwendung zum Realismus, Depressionen und Blindheit

Rosalba Carriera wandte sich in späteren Jahren zunehmend einer realistischen Porträtmalerei zu, bei der sie mutig und schnörkellos den menschlichen Schwächen ins Gesicht blickte. Sie selbst lernte diese Schwächen zur Genüge kennen, waren ihre späten Jahre doch von tiefer Dunkelheit überschattet: Der Tod von Mutter und Schwester belastete sie so sehr, dass sie sich außerstande sah, weitere Aufträge anzunehmen und nur durch gutes Zureden wieder zur Aufnahme ihrer künstlerischen Tätigkeit zu bewegen war. Ein hartnäckiges Augenleiden erschwerte ihr das Malen zusehends, bis sie 1746 schließlich vollständig erblindete und ihr letztes Lebensjahrzehnt in völliger Zurückgezogenheit, von Depressionen und Schwermut gepeinigt, unter der Obhut ihrer letzten lebenden Schwester verbrachte. Die Welt, die sich zunehmend von der Pastellmalerei und auch der schillernden Adelswelt abwandte, vergaß die einst berühmte und gefeierte Malerin bald.

Rosalba Carriera starb am 15. April 1757 in ihrer Geburts- und Heimatstadt Venedig.