Hans Christiansen

Hans Christiansen - Dekorationsmaler, Fachschullehrer und Kunststudent

Hans Christiansen wurde am 6. März 1866 in Flensburg geboren. Den Weg zur Kunst begann er im Handwerk: Von 1881 bis 1885 ließ er sich in Flensburg zum Dekorationsmaler ausbilden und arbeitete als solcher zwei Jahre lang in einem Hamburger Atelier für Innendekoration. Weil ihn diese Tätigkeit aber nicht restlos zufriedenstellte, übersiedelte Hans Christiansen schließlich nach München, um dort die Kunstgewerbeschule zu besuchen. Nach einer Studienreise durch Italien kehrte er für eine Stelle als Fachschullehrer nach Hamburg zurück. Gleichzeitig betätigte er sich weiter als Dekorationsmaler, engagierte sich im ansässigen Verein Volkskunst und studierte intensiv die Natur. 1892 erschien als frühe Veröffentlichung sein Vorlagenwerk Neue Flachsornamente. Bei einem Besuch in Chicago lernte Hans Christiansen die Glasarbeiten von Louis Comfort Tiffany kennen und zeigte sich tief beeindruckt von der Kunstfertigkeit des amerikanischen Jugendstilkünstlers. Die Summe seiner Erfahrungen in diesen prägenden Jahren bewogen ihn schließlich dazu, seinen Beruf aufzugeben und über Antwerpen nach Paris zu gehen, wo er die Académie Julian besuchte. Hier lernte er auch seine spätere Frau Claire Oppenheimer kennen.

Erfolgreich als Werbegrafiker, Kunsthandwerker und Universalkünstler

Die Kunst von Hans Christiansen wurde stark beeinflusst von der französischen Art Nouveau, von Toulouse-Lautrec und Alphonse Mucha. Zeitlebens blieb der Maler Paris stark verbunden und unternahm auch, nachdem er sich in Deutschland als freier Maler etabliert und schließlich die Professorenwürde empfangen hatte, immer wieder Reisen in die französische Hauptstadt und Kulturmetropole. Er selbst betätigte sich nicht nur als Maler, sondern darüber hinaus als Werbegrafiker und Kunsthandwerker. Als wegweisend erwiesen sich seine Entwürfe für die Titelblätter der in München erscheinenden Zeitschrift Die Jugend, die schließlich einer ganzen Bewegung den Namen verlieh. Für den Kölner Schokoladenfabrikanten Ludwig Stollwerck gestaltete er ganze Bilderserien für dessen berühmten Sammelalben. Auf Wunsch des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen gehörte Hans Christiansen mit Peter Behrens und Joseph Maria Olbrich zu den sieben ersten Mitgliedern der Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe. In den 1920er Jahren legte er seinen Schwerpunkt auf die Dekoration, schuf neben seinen Grafiken und Gemälden vorrangig Keramik, Gläser, Schmuck – und Glasfenster. Tatsächlich stellte die Gestaltung von Kirchenglasfenstern eine der lukrativsten Betätigungsfelder für den Künstler dar, der sich ohnehin als Universalbegabung begriff und nicht auf eine einzelne Disziplin festlegen wollte.

Die zwei Weltkriege brachten den Künstler aus dem Takt

Hans Christiansen hatte nach dem Ersten Weltkrieg große Schwierigkeiten, an seine vormalige Glanzzeit anzuknüpfen, fiel es ihm doch im Gegensatz zu früheren Jahren nicht leicht, den aufkommenden neuen Strömungen zu folgen. Noch schwerer wogen die Vorbehalte der 1933 an die Macht drängenden Nationalsozialisten, die den Künstler zur Scheidung von seiner jüdischen Frau zwingen wollten. Hans Christiansen lehnte dieses Ansinnen kategorisch ab und fand sich unversehens in Acht und Bann. In den Kriegswirren wurde die von ihm gestaltete Villa in Rosen vollständig zerstört, nur ein Duplikat des gewebten Wandteppichs Schutzengel blieb erhalten – das Original hatte im Schlafzimmer der Villa gehangen, die Kopie hatte Christiansen dem befreundeten Pastor Jacobsen geschenkt. Der Teppich befindet sich heute im Besitz des Museums für Kunst- und Naturgeschichte in Flensburg.

Hans Christiansen starb am 5. Januar 1945 in Wiesbaden.