Bruce Davidson erlangte mit seinen einfühlsam gestalteten und feinsinnig beobachteten Bilderserien über gesellschaftliche und geografische Entwicklungen und Veränderungen internationalen Ruhm. Der US-amerikanische Fotograf ist dafür bekannt, mit unendlicher Geduld am richtigen Ort auf den richtigen Augenblick zu warten.
(...) WeiterlesenBruce Davidson – Lieber Dunkelkammer als Kinderzimmer
Bruce Davidson wurde am 5. September 1933 in Oak Park, Illinois, USA geboren. Die Leidenschaft für die Fotografie begann früh: Schon im Alter von 10 Jahren richtete ihm seine Mutter seine erste Dunkelkammer im Keller ein und er unternahm seine ersten Versuche im Fotografieren. Sein Stiefvater, ein Marineoffizier, besaß von Berufs wegen eine Kodak Messsuchkamera, die der Junge benutzen durfte, ehe er zu seiner Bar-Mizwa einen eigenen modernen Fotoapparat bekam. Über einen Aushilfsjob bei einem Fotogeschäft lernte Bruce Davidson einen Bildreporter kennen, der ihm das technische Handwerk des Fotografierens beibrachte. Auf künstlerischer Seite waren es die Arbeiten von Henri Cartier-Bresson, Robert Frank und Eugene Smith, die Bruce Davidsons Verständnis der Bildästhetik beeinflussten. Im Alter von 19 Jahren konnte Bruce Davidson zum ersten Mal auf sich aufmerksam machen, als er 1952 für sein Bild einer Eule mit dem Kodak National High School Photographic Award ausgezeichnet wurde.
Auch beim Militär war die Kamera seine Waffe
Bruce Davidson studierte ab 1951 bei Ralph Hattersley am Rochester Institute of Technology und wechselte 1955 zu Herbert Matter, Alexei Brodowitsch und Josef Albers an die Universität von Yale, wo er neben Fotografie auch Malerei und Philosophie belegte. Für seine Abschlussarbeit schuf Davidson den Foto-Essay Tension in the Dressing Room, der die Gefühlslage von Footballspielern hinter den Kulissen des Spiels dokumentierte. Es war seine erste Arbeit, die in der Zeitschrift Life veröffentlicht wurde. Bereits nach einem Semester an der Universität wurde Davidson zum Militär einberufen, wo man seine Fähigkeiten als Fotograf erkannte und ihn dementsprechend einsetzte. Bei einem Auslandseinsatz bekam er die Gelegenheit, die Witwe des französischen Impressionisten Leon Fauché zu fotografieren – sie hatte noch Maler wie Paul Gauguin, Pierre-Auguste Renoir und Henri de Toulouse-Lautrec persönlich gekannt und stellte für Bruce Davidson eine inspirierende Begegnung dar. Nach seiner Entlassung aus der Armee arbeitete er kurzzeitig als freiberuflicher Fotograf, ehe er 1958 in der berühmten Fotoagentur Magnum Aufnahme fand, seit 1959 als vollwertiges Mitglied.
Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl
Bruce Davidson zeigte ein großes Gespür für Geschichte und Geschichten: Zwei Jahre, nachdem das Musical West Side Story in aller Munde war, schuf er in Verbindung mit der Journalistin Emily Haas, seiner späteren Ehefrau, eine Bildreportage über eine Teenager-Gang namens Jokers. In den 1960er Jahren dokumentierte er die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegungen um Martin Luther King und Malcolm X. Andere Bilderserien wurzelten in seiner großen Begeisterung für den Zirkus und zeigten den Alltag eines Zirkusclowns. Während seine frühen Arbeiten in Schwarz-Weiß gehalten waren, erschien 1986 mit der Serie Subway, die sich der New Yorker U-Bahn widmete, seine erste große Bilderserie in Farbe. Großen Eindruck machte auch die breit angelegte fotografische Dokumentation des sich verändernden Harlem in den 1990er Jahren. Bruce Davidson sucht und erzwingt seine Bilder nicht, sondern wartet an Stellen, die ihm geeignet scheinen, den Lauf der Dinge ab und drückt auf den Auslöser, wenn die Menschen und Dinge auf ihn zukommen. Neben seinen Meilensteinen der Dokumentarfotografie entstanden auch Porträts berühmter Persönlichkeiten wie Marilyn Monroe, Leonard Bernstein, Arthur Miller und Roman Polański.
Bruce Davidson lebt und arbeitet in New York.
Bruce Davidson - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: