Franz Ehrlich

Franz Ehrlich - Student am Bauhaus in Dessau, Unterricht bei Klee und Kandinsky

Franz Ehrlich wurde am 28. Dezember 1907 in Leipzig-Reudnitz geboren. Von 1914 bis 1922 besuchte er die Volksschule in Leipzig, 1923 erwachte bei dem Besuch einer Bauhaus-Ausstellung in Weimar sein Interesse an der künstlerischen Architekturbewegung »Neues Bauen«. Zwar beendete er seine Lehre als Maschinenschlosser erfolgreich, ging aber im Anschluss als Student und Mitarbeiter an das Bauhaus Dessau. Zu seinen Lehrern zählten László Moholy-Nagy, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Joost Schmidt. Nach bestandener Gesellenprüfung als Tischler arbeitete er zeitweise sogar im Büro des Bauhaus-Gründers Walter Gropius. Mit diesem beteiligte Franz Ehrlich an dem Totaltheater-Projekt von Erwin Piscator, beschäftigte sich außerdem mit Bildhauerei und Typografie. Im Bereich der Plastischen Werkstatt erwarb Ehrlich schließlich sein Bauhaus-Diplom.

Deportation nach Buchenwald, Bautätigkeit in Dresden und Berlin

Sein ehrenamtliches Engagement in der kommunistischen Jugendbewegung wurde Franz Ehrlich in der Zeit des Nationalsozialismus beinahe zum Verhängnis, als er 1934 verhaftet und der »Vorbereitung zum Hochverrat« beschuldigt wurde. Der 1937 erfolgten Deportierung in das Konzentrationslager Buchenwald begegnete er mit dem Anschluss an den Lagerwiderstand im KZ. Ab 1939 musste er zwangsweise als Architekt für die SS arbeiten, 1943 kam er als Soldat mit dem Strafbataillon 999 nach Griechenland und geriet in Gefangenschaft. Erst 1946 konnte Franz Ehrlich nach Deutschland zurückkehren und wurde in Dresden zum Leiter des Referats Wiederaufbau bestellt. In den Folgejahren zeichnete er unter anderem für den Bau des Funkhauses in der Nalepastraße in Berlin-Oberschönweide, die Errichtung des Fernsehzentrums in Berlin-Adlershof sowie dem Wiederaufbau der Deutschen Bank und der Franz-Volhard-Klinik verantwortlich. Für die Messe in Leipzig entwarf Franz Ehrlich einen Messeturm, der allerdings nie gebaut wurde.

Stasispitzel, Stadtplaner und Möbelmacher

Unbestritten zählte Franz Ehrlich zu den bedeutendsten Architekten der DDR. Obgleich er sich immer wieder mit den Regierenden überwarf, weil er für seine Arbeit mehr kreative Freiheit einforderte, passte er sich klug den Vorgaben an, wenn es ihm geboten und unvermeidlich schien. Dabei gelang ihm der schwierige Spagat zwischen der Erfüllung festgesetzter Aufträge und der Entwicklung und Beibehaltung einer eigenen Formsprache. Die Stasi rekrutierte Ehrlich als Mitarbeiter, räumte ihm aber große Freiheiten ein, die er weidlich zu nutzen verstand, indem er nur gelegentlich ausgewählte Informationen meldete und sich durch diese Beziehungen interessante Aufträge verschaffte. Als früheres Bauhaus-Mitglied hatte er einen schweren Stand in der DDR. Weil er zudem häufig mit einer Flucht drohte, galt er der Stasi als unzuverlässig und wurde schließlich selbst überwacht. Obwohl Franz Ehrlich für seine Tätigkeit als Architekt am bekanntesten ist, machte er sich auch als Zeichner und Bildhauer einen Namen – und als Möbelmacher: Mit seiner Möbelserie 602 im Stil des Bauhauses sorgte er für einen der wenigen DDR-Export-Erfolge.

Franz Ehrlich starb am 28. November 1984 in Bernburg an der Saale.