Otto Heinrich Engel

Otto Heinrich Engel wurde am 27. Dezember 1866 in Erbach im Odenwald geboren. Das einzige Kind des Pastors und Politikers Heinrich Engel (1834–1911) wuchs in einem christlich-konservativen Umfeld auf, seine Mutter Ida Karoline Haas (1840–1889) litt unter schwerem Gelenkrheumatismus, der den Alltag der Familie überschattete. Als Schüler tat sich Otto Heinrich Engel schwer; nach mehreren Schulwechseln verließ er sein Goslarer Internat 1886 ohne Abschluss. In Berlin, wo der Vater seit 1873 als erster Chefredakteur die Zeitung Der Reichsbote verantwortete, besuchte er schließlich die Hochschule für die bildenden Künste unter Anton von Werner (1843–1915). 1890 wechselte er nach Karlsruhe an die Großherzoglich Badische Kunstschule in die Klasse des Schweizer Malers Caspar Ritter (1861–1923). Die letzte Station seiner Ausbildung wurde München, wo er an der Akademie der Bildenden Künste ganz maßgeblich von Paul Hoecker (1854–1910) geprägt wurde, zu dem er auch nach Abschluss seines Studiums noch engen Kontakt hielt.

Otto Heinrich Engel pflegte freundschaftlichen Umgang mit seinen Kommilitonen Georg Burmester (1864–1936), Ernst Eitner (1867–1955) und Wilhelm Schulz (1865–1952). 1892 besuchte er zum ersten Mal Ekensund am nördlichen Ufer der Flensburger Förde, das in den kommenden Jahren zu wichtigen Ankerpunkt seines künstlerischen Schaffens wurde. Hier lernte Otto Heinrich Engel viele seiner Weggefährten kennen: den deutsch-dänischen Fotografen Wilhelm Dreesen (1840–1926), den deutschen Maler und Grafiker Alexander Eckener (1870–1944) sowie Emmy Gotzmann (1881–1950), Sophus Hansen (1871–1959) und Anton Nissen (1866–1934). Mit seinem Atelier in Schwabing gelang es Engel, sich als Künstler zu etablieren; er trat dem Münchener Kunstverein bei und schloss sich der Münchener Secession an, die er allerdings 1895 wieder verließ. 1896 zog er mit seiner jungen Frau Olga nach Berlin, wo das Paar vier Kinder bekam. 1898 beteiligte er sich an der Gründung der Berliner Secession, um gegen die akademische Strenge in der Malerei Stellung zu beziehen.

Otto Heinrich Engel war als Maler besonders der Föhr verbunden, deren Landschaft und Lebenswelt er seit 1901 nahezu jeden Sommer besuchte und porträtierte. Mit diesem wichtigen Teil seines Werkes leistete der Künstler einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt einer verschwindenden Lebenswelt. In der Folge näherte sich der einstige Revolutionär auch wieder eher traditionellen künstlerischen Positionen an. 1902 verließ er die Berliner Secession und wurde Mitglied im Berliner Künstlerverein. Seine größten Erfolge feierte Otto Heinrich Engel in diesen glücklichen Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

 

Otto Heinrich Engel starb am 30. Januar 1949 in Glücksburg.