Gebrüder Thonet hat mit seinen Bugholz-Möbeln Geschichte geschrieben. Die klassischen Modelle des bis heute familiengeführten deutsch-österreichischen Unternehmens haben sich millionenfach verkauft, in jüngerer Zeit konnte man mit Stahlrohrmöbeln an die vergangenen Erfolge anknüpfen.
(...) WeiterlesenGebrüder Thonet: Der Wiener-Kaffeehaus-Stuhl als Fundament
Gebrüder Thonet geht auf den deutsch-österreichischen Tischlermeister Michael Thonet (1796–1871) zurück, der bereits um das Jahr 1830 herum mit Bugholz experimentierte und damit sogar Schlagzeilen in der Presse schrieb. Alle Versuche, seine neu entwickelten Techniken patentieren zu lassen, scheiterten aber nicht nur in Preußen, sondern auch in Frankreich, Großbritannien und Russland, weil vor ihm bereits Samuel Gragg (1772–1855) und Jean-Joseph Chapuis (1765–1864) Möbel aus gebogenem Holz angefertigt hatten. Trotzdem begeisterten Thonets Möbel den Fürsten Klemens Wenzel Lothar von Metternich, der den findigen Tischler 1842 nach Wien lud, wo wenige Jahre später Stuhl Nr. 14, bekannt als »Wiener-Kaffeehaus-Stuhl« die Grundlage für den anhaltenden Erfolg der Gebrüder Thonet legte, zu denen neben Michael Thonet ab 1853 auch seine fünf Söhne Franz, Michael jr., August, Joseph und Jacob Thonet gehörten. Michael Thonet behielt die Leitung der Firma bis zu seinem Tod, bereitete aber frühzeitig den Weg für seine Söhne als Nachfolger.
Die Qualität der Bugholz-Möbel begeisterte selbst den Kaiser
Gebrüder Thonet zeichnete sich über die gesamte Firmengeschichte hinweg durch ungebrochene Kreativität und große Innovationskraft aus. Nicht nur setzte man immer wieder Maßstäbe mit neuen Designs, man verstand es auch, technische Neuerungen und Produktionsmethoden zu nutzen. Bereits 1853 setzte man neben handgetriebenen Maschinen auch auf eine moderne Dampfmaschine, um die Herstellung der Möbel zu professionalisieren und zu beschleunigen. Im Zuge der wachsenden Industrialisierung wurde in Zusammenarbeit mit dem Kaufmann Hermann Christian Wittgenstein (1802–1878) eine Fabrik in Koritschan (Koryčany) errichtet, in der die angestrebte Massenproduktion möglich wurde, die aber auch eine spezialisierende Verengung der Produktpalette zur Folge hatte. Der wachsende Erfolg führte zu weiteren Fabriken und Sägemühlen, wobei man streng darauf achtete, trotz der Verzweigung die Firmengeheimnisse zu wahren, um Nachahmung zu erschweren. Bei einer Werkbesichtigung äußerte Kaiser Franz Joseph I. seine (1830–1916) höchste Anerkennung für die Qualität der begehrten Möbel der Gebrüder Thonet.
Auf schwierige Kriegsjahre folgte die erfolgreiche Neugründung
Gebrüder Thonet geriet nach dem Ersten Weltkrieg in wirtschaftliche Schwierigkeiten, weil sie als loyale Anhänger des Kaisers zahlreiche Kriegsanleihen erworben hatten. Dem Kaufmann Leopold Pilzer gelang es in den 1920er-Jahren, das Unternehmen durch Zusammenführungen mit der Mundus AG und später mit Jacob & Josef Kohn sowie der Einführung von Stahlrohrmöbeln wieder zu stabilisieren. Künstlerische Entwürfe für Gebrüder Thonet kamen aus dem Bauhaus, von Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969), Marcel Breuer (1902–1981) und Le Corbusier (1887–1965). Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich musste der Jude Pilzer in die USA emigrieren, die Firma wurde zerschlagen. Georg Thonet, der Urenkel Michael Thonets, gründete im Jahr 1953 die Gebrüder Thonet unter dem Namen Thonet GmbH neu. Die Produktpalette umfasst heute neben den berühmten Klassikern auch viele moderne Entwürfe zeitgenössischer Designer, darunter Stefan Diez (*1971), Norman Foster (*1935) und Hadi Teherani (*1954). Im hessischen Frankenburg zeigt das Thonet-Museum die historischen Möbelstücke der Gebrüder Thonet.
Gebrüder Thonet - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: