Andreas Gefeller

Andreas Gefeller, geboren 1970 in Düsseldorf, studierte von 1992 bis 2000 an der Folkwang Universität der Künste Fotografie und Visuelle Kommunikation. Sein Studium bei Professor Bernhard Prinz schloss er mit Auszeichnung ab. Bereits im Folgejahr 2001 wurde er in die Deutsche Fotografische Akademie (DFA) berufen. Die ausgeprägte Subjektivität der menschlichen visuellen Wahrnehmung rückte früh in den Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens von Andreas Gefeller, der streng systematisch vorgeht und seine Kunst in einzelnen, aufeinander folgenden und in sich geschlossenen Werkgruppen präsentiert. Noch während seiner Studentenzeit begann er mit der Serie Halbwertszeiten (1996), für die er 10 Jahre nach dem GAU in Tschernobyl und Umgebung fotografierte. Während die Arbeit vordergründig den angemessenen dokumentarischen Charakter wahrten, irritieren die unerwartet leuchtenden Farben und machen auf diese Weise die noch immer gegenwärtige radioaktive Strahlung für das Auge wahrnehmbar. Durch die geschickte Ausnutzung der fotografischen Möglichkeiten setzt Andreas Gefeller ins Bild, was eigentlich nicht zu sehen ist.

Andreas Gefeller gelingen durch den geschickten Einsatz der analogen Fotografie mitunter so unwirkliche Bilderwelten, dass der Eindruck entsteht, er habe seine Motive digital nachbearbeitet. Die menschenleeren Strände und scheinbar endlosen Liegestuhlreihen, die er im Jahr 2000 für seine Serie Soma präsentiert, wirken durch die langzeitbelichtete Nachtaufnahme unwirklich und fremdartig. Die von Menschenhand künstlich angelegten Ferienanlagen werden vom Künstler als Kulissen entlarvt, die im Widerspruch zur Natur stehen. Von 2002 bis 2009 arbeitete Gefeller an seinen Supervisions, für die ein ausgeklügeltes Rasterverfahren zum Einsatz kam. Für ein einziges Gesamtbild nahm der Fotograf mitunter tausende Einzelbilder auf, die später am Computer zusammengesetzt wurden. So entsteht eine an sich unmögliche Gesamtschau, die dem Betrachter geradezu ein göttliches Auge gibt und mit ihrer unfassbaren Detailfülle eine abstrakte Qualität erreicht. Für diese Bilder entwickelt der Fotograf eigene technische Verfahren und betreibt einen mitunter immensen Aufwand mit Mehrfachaufnahmen.

Andreas Gefeller erfindet sich und seine Arbeit immer wieder neu, auch wenn er grundlegenden Prinzipien wie der Auseinandersetzung mit der sinngesteuerten Wahrnehmung treu bleibt. Für seine Arbeit The Japan Series wechselte er wieder die Perspektive und fotografierte dieses Mal von unten nach oben: Vor dem Himmel als Folie wurden Stromleitungen, Drähte und Äste zu einem verzerrten Rastermuster, das an ein neuronales Netz erinnert. Sein bislang jüngstes Projekt Blank treibt Andreas Gefellers künstlerische Prinzipien auf die Spitze: Seine großformatigen Nachtaufnahmen von illuminierten Großstädten, Autobahnkreuzen und Wolkenkratzern lösen durch starke Überbelichtung nahezu sämtliche Details auf, bis nur noch besonders dunkle Stellen sichtbare Rückstände auf dem Bild hinterlassen. Für seine Fotokunst erhielt Andreas Gefeller Preise und Auszeichnungen, darunter 2001 den Reinhart-Wolf-Preis für seine Serie Soma und 2011 den Deutschen Fotobuchpreis in Gold für sein bei Hatje Cantz erschienenes Buch The Japan Series.

 

Andreas Gefeller lebt und arbeitet in Düsseldorf.