Hans Hansen - Gestalterische Neugier trieb Hansen zur Fotografie
Hans Hansen, geboren 1940 in Bielefeld, kam als Autodidakt zur Fotografie. Zuvor hatte er bei der Druckerei Thomas & Kurzberg eine Ausbildung zum Lithografen durchlaufen und Ende der 1950er Jahre Angewandte Grafik bei Walter Breker an Düsseldorfer Kunstakademie studiert. In dieser Zeit entwickelte er ein starkes Interesse an der Verbindung von Fotografie und Grafik, wie sie in der US-amerikanischen Werbeindustrie bereits gang und gäbe war, während in man in Deutschland nahezu gänzlich auf den Einsatz dieses Mittels verzichtete. Um seine Neugier zu befriedigen, begann Hans Hansen, einfach selbst zu fotografieren. In seinen Kommilitonen Bernd Becher und Hilla Becher fand er kompetente Ansprechpartner, die ihn auch in der Dunkelkammer anleiteten. Zu Beginn seiner fotografischen Tätigkeit im Jahr 1962 fertigte er für den finnischen Designer Tapio Wirkkala Studien von Glasobjekten an, wenig später folgten Aufträge für renommierte Firmen wie Lufthansa, Mercedes, Kodak und Volkswagen, deren Markenimage er durch seine bewusst reduzierte und klare Bildsprache entscheidend prägte.
Eine neue Ästhetik der Produkt- und Sachfotografie
Hans Hansen war ursprünglich nicht daran interessiert, ihn die Werbung zu gehen, aber die Bekanntschaft und mehrere Gespräche mit Jack Piccolo, einem Art Director der Agentur DDB in New York, halfen dabei, seine diesbezüglichen Vorbehalte abzubauen. Insbesondere für die Lufthansa und deren Werbeleiter Hans G. Conrad fotografierte Hans Hansen über viele Jahrzehnte lang; dort übernahm man seinen speziellen Stil sogar für die bordeigenen Speisekarten. 1970 gründete Hans Hansen sein eigenes Atelier mit dem Schwerpunkt Sachfotografie. Für diese konzentrierte sich der Künstler ganz auf die Form des dargestellten Objekts, löste diese von allen Bezügen und setzte sie in nüchterner Ausschließlichkeit vor perfekt ausgeleuchteten monochromen Hintergründen in Szene. In seiner Bildsprache bezog sich Hansen bewusst auf die Traditionen des Bauhauses und der Hochschule für Gestaltung Ulm, wo man nach seiner Ansicht nicht Moden gefolgt war, sondern die persönliche Haltung der Künstler in den Mittelpunkt gestellt hatte.
Persönliche Interpretation trotz aller Nüchternheit
Hans Hansen fotografierte auch Reportagen für verschiedene Zeitschriften wie das Zeit Magazin, das Magazin der Süddeutschen Zeitung, Vogue, Harper's Bazaar, Architektur & Wohnen und Max. Für eine Serie des Stern fotografierte er viele Jahre lang arrangierte Mahlzeiten. In den 1980er Jahren wandte sich Hansen auch verstärkt künstlerischen Projekten zu. Der deutsche Fotograf und Galerist Franz Christian Gundlach attestierte Hansen die Schaffung einer neuen Bildsprache und die Gewinnung neuer Sichtweisen durch Auflösung und Abstraktion. Durch den nüchternen Stil, in dem Hansen über Jahre hinweg für das Schweizer Unternehmen Vitra Stühle und andere Produkte fotografiert hatte, erzielte er eine neue dokumentarische Form der Vergleichbarkeit, die für ihn selbst allerdings nachrangig war: Hansen ging es ausdrücklich um seine persönliche Interpretation der fotografierten Objekte. Für sein fotografisches Werk erhielt Hans Hansen Preise und Auszeichnungen, darunter 1997 den Karl-Schneider-Preis der Stadt Hamburg.
Hans Hansen übergab zum Abschluss seiner beeindruckenden Karriere sein gesamtes Lebenswerk mit rund 10.000 Diapositiven sowie Bildabzügen, Briefen und sonstigen Dokumenten im Jahr 2021 an das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.
Hans Hansen - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: