Louis Held

Louis Held wurde am 1. Dezember 1851 in Berlin geboren. Er kam aus gut situierter Familie, verlor aber früh seine Eltern und wurde deshalb zu Verwandten nach Heiligensee gegeben, wo er in einem Pfarrhaus aufwuchs. Nach Abschluss seiner Schulzeit absolvierte er eine Lehre in einer Potsdamer Seidenwarenfabrik, doch gehörte seine Leidenschaft schon früh der Fotografie: Louis Held baute aus Zigarrenkisten einfache Fotoapparate und machte erste Aufnahmen von Familienmitgliedern. Im Atelier des deutschen Fotografen und Verlegers Julius Cornelius Schaarwächter (1847–1904) ließ er sich zum Fotografen ausbilden und eröffnete in der Folge im Alter von 25 Jahren in Liegnitz sein erstes Fotogeschäft. Das in Partnerschaft mit dem Maler und Fotografen C. Steinl betriebene Atelier Steinl & Held war auf Porträt-, Landschafts- und Architekturfotografie spezialisiert und wurde von Prinz Arthur of Connaught (1883–1938) zum Hoffotografen ernannt. Nach der Hochzeit mit der Fabrikantentochter Clara Klein arbeitete Louis Held vorübergehend im Unternehmen seines Schwiegervaters, wandte sich aber bald wieder der Fotografie zu.

Louis Held eröffnete 1882 in Weimar ein eigenes Fotoatelier, in dem er vor allem Porträts anfertigte. Besonderen Ruhm und auch Wohlstand brachten ihm die Aufnahmen des alten Franz Liszt (1811–1886), die international Beachtung fanden. 1888 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Weimar und wurde zum Großherzoglichen Hoffotografen berufen, eine Ehre, die er infolge einer Indiskretion im Jahr 1905 wieder verlor, als seine an die Presse durchgestochene Fotografie der Großherzogin Caroline auf dem Totenbett deren Witwer, den Großherzog Wilhelm Ernst, dermaßen erzürnte, dass er den Fotografen nicht nur körperlich züchtigte, sondern als Hoffotograf durch Franz Vältl (1881–1953) ersetzte. Nichtsdestotrotz konnte Held seine fotografische Karriere in Weimar erfolgreich fortsetzen; neben seinen ausdrucksstarken Porträts mehrten vor allem die detailreichen Reportagefotografien seinen Ruhm. Nach vorherrschender Meinung erreichte allein Ottomar Anschütz (1846–1907) zu dieser Zeit ein vergleichbares fotografisches Niveau, ansonsten war Louis Held praktisch konkurrenzlos.

Louis Held interessierte sich neben der künstlerischen Seite auch für die technischen Aspekte der Fotografie und des Filmemachens. Seine Experimente mit Kameras von Ernemann und Pathé führten zur Entstehung kleinerer Dokumentarfilme, darunter Tanzszenen mit der später sehr bekannten Schauspielerin Lil Dagover (1887–1980). Held machte sich außerdem um die Vorführung von großen Stummfilmwerken wie Der Student von Prag und Panzerkreuzer Potemkin verdient. 42 eigene Filme von Louis Held sind im Filmarchiv des Bundesarchivs erhalten. Zum historischen Gedächtnis der Stadt Weimar trug der Fotograf unter anderem mit seinen Aufnahmen von Henry van der Velde (1863–1957), Harry Graf Kessler (1868–1937) und verschiedenen kulturellen Anlässen wie der großen Rodin-Ausstellung teil. Seine Fotoagentur wurde zunächst von seiner Tochter Ella und später von Schülern weitergeführt.

Louis Held starb am 17. April 1927 in Weimar.