Wenzel Hollar

Wenzel Hollar - Ausbildung bei Matthäus Merian, Vorläufer der Rheinromantik

Wenzel Hollar wurde am 13. Juli 1607 in Prag geboren. Als Spross einer gutsituierten katholischen Beamtenfamilie besaß er Aussicht auf eine sorgenfreie Kindheit und Jugend; durch die Wirren des 30-jährigen Krieges wurde diese jedoch zunichtegemacht. Mit der Rückeroberung Prags durch die kaiserlichen Truppen ging das Vermögen seiner Familie verloren. Trotz der wirtschaftlich prekären Situation verwarf Wenzel Hollar das ihm zugedachte Jurastudium und entschied sich für die Kunst. Gegen den Willen seines Vaters ging der junge Mann im Jahr 1627 nach Deutschland, wo er in der Frankfurter Werkstatt des gefeierten Kupferstechers Matthäus Merian eine Ausbildung begann. In dieser Zeit war er auch an der Entstehung der berühmten Topografien Merians beteiligt. 1630 ging Wenzel Hollar nach Köln, von wo aus er zahlreiche Reisen durch das Rheintal unternahm. Die dort vorgefundene Landschaft inspirierte ihn zu zahlreichen Werken, die ihn zu einem frühen Vorläufer der im 18. und 19. Jahrhundert aufkommenden Rheinromantik machten.

Künstlerische Erfolge in London, Verwicklung in den Bürgerkrieg

Wenzel Hollar gewann mit seinem künstlerischen Talent die Aufmerksamkeit des englischen Adeligen und Diplomaten Lord Thomas Howard, Earl of Arundel. Dieser war einer der wichtigsten Kunstsammler seiner Zeit und nahm den jungen Künstler unter seine Fittiche. An der Seite seines Gönners reiste Wenzel Hollar nach Prag und Wien, sammelte dabei vielfache Anregungen und schuf zahlreiche Stiche, die er 1635 in Form seines ersten Buches veröffentlichte. Als Arundel 1637 nach London zurückkehrte, folgte ihm der Künstler – und verbrachte den Großteil seines weiteren Lebens in England. Obwohl er dem gräflichen Haushalt angehörte, arbeitete Wenzel Hollar auch für andere Auftraggeber, wurde von diesen aber immer wieder mit niedrigen Löhnen abgespeist. 1641 heiratete er eine Gesellschafterin seiner Herrschaft. Während des englischen Bürgerkriegs trat Hollar in die Dienste des Herzogs von York, weil sein früherer Dienstherr das Exil im Ausland vorzog. Der Künstler selbst ergriff stattdessen Partei für den König, trat dessen Truppen bei und geriet schließlich in Kriegsgefangenschaft, der er sich aber durch Flucht entzog. In Antwerpen kam es zu einem Wiedersehen mit seinem alten Gönner Arundel, der aber bald darauf starb.

Der Künstler führte trotz gefeierter Werke ein Leben in Armut

Wenzel Hollar kehrte nach London zurück und heiratete nach dem Tod seiner Frau ein zweites Mal. Obwohl er künstlerisch ein beachtliches Werk schuf, musste er aufgrund seiner mangelnden Geschäftstüchtigkeit doch in ärmlichen Verhältnissen leben. 1665 verlor er seinen künstlerisch ebenfalls hochbegabten Sohn James im Alter von 22 Jahren an die Pest. Als 1666 der Große Brand London vernichtete, bewahrten Wenzel Hollars detaillierte Stiche die Erinnerung an das verlorene mittelalterliche Stadtbild. König Karl II. zeigte sich von Hollars Kunstfertigkeit so angetan, dass er ihn auf eine Expedition nach Tanger sandte, wo zahlreiche Darstellungen von Menschen, Flora und Fauna entstanden. Auf dem Rückweg wurde die Gesandtschaft in einen Piratenüberfall verwickelt, den der Künstler ebenfalls ausdrucksstark im Bild festhielt. Trotz seiner gefeierten und überaus beeindruckenden Lebensleistung starb der Künstler in bitterer Armut – es geht die Legende, dass er mit seinem letzten Atemzug den Gerichtsvollzieher bat, ihm nicht das Sterbebett zu pfänden.

Wenzel Hollar starb am 25. März 1677 in London.