Friedrich August von Kaulbach

Friedrich August von Kaulbach wurde am 2. Juni 1850 als Friedrich August Christian Siegmund Kaulbach in München geboren. Er entstammte einer Künstler- und Malerfamilie; sein Vater war der Historienmaler Friedrich Kaulbach (1822–1903), sein Bruder der Maler Sigmund Kaulbach (1854–1894), seine Halbgeschwister der Maler Anton Kaulbach (1864–1934), die Malerin Antonie Kaulbach (1875–1958) und die Schriftstellerin Isidore Kaulbach (1862–19??). Als Friedrich August von Kaulbach sechs Jahre alt war, wurde sein Vater von König Georg V. als Hofmaler nach Hannover gerufen. Dort erhielt der Künstler seine grundlegende Ausbildung im väterlichen Atelier, ehe er von 1868 bis 1870 die Königliche Kunstgewerbeschule in Nürnberg besuchte, an der er von August von Kreling (1819–1876) und Karl Raupp (1837–1918) unterrichtet wurde. Nach seinem Studium kehrte Friedrich August von Kaulbach für kurze Zeit zu seinem Vater zurück und verfeinerte sein Können durch das Kopieren der alten Meister in der Dresdener Gemäldegalerie.

Friedrich August von Kaulbach übersiedelte im Jahr 1872 nach München, wo er an der Akademie der Bildenden Künste in Wilhelm von Diez (1839–1907) einen weiteren wichtigen Lehrer fand und mit Künstlern wie Wilhelm Busch (1832–1908), Lorenz Gedon (1844–1883), Gabriel von Seidl (1848–1913) und Rudolf von Seitz (1842–1910) einen fruchtbaren Austausch pflegte. Er unternahm mehrere Reisen nach Italien und in die Niederlande. Der Durchbruch gelang Friedrich August von Kaulbach mit zwei Porträts, die er auf der Pariser Weltausstellung 1878 präsentierte. Sein Ansatz, die Dargestellten auf schwärmerische Weise und doch lebensecht zu inszenieren, fand großen Anklang und brachte ihm so viele Aufträge ein, dass er bald als einer der bestbezahlten deutschen Künstler galt und in einer Reihe mit den Münchener Malerfürsten Franz von Lenbach (1836–1904) und Franz von Stuck (1863–1928) stand. Er porträtierte nur die Spitzen der Gesellschaft, darunter die spätere Gattin des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann (1875–1955), Katia Mann (1883–1980), im Kindesalter. Für seine gefälligen Porträts bediente sich der Künstler auch der Fotografie und nahm Impulse auf aus altdeutscher Renaissance, flämischer und venezianischer Malerei sowie der Pariser Mode.

Friedrich August von Kaulbach lehrte ab 1883 an der Münchner Akademie und wurde 1886 in der Nachfolge von Carl Theodor zu Piloty (1826–1886) zu deren Direktor ernannt; außerdem gehörte er der Berliner Akademie der Künste an. An der von seinen Künstlerfreunden Franz von Lenbach und Lorenz Gedon gegründeten Künstlergesellschaft Allotria beteiligte sich Friedrich August von Kaulbach rege und steuerte für deren Kneipzeitung auch Karikaturen bei. Nach den Entwürfen des Künstlers wurden zwei bedeutende denkmalgeschützte Villen errichtet: die Kaulbach-Villa in München, heute Sitz des Historischen Kollegs, und die Kaulbach-Villa in Ohlstadt, die dem Maler im Sommer als Zweitwohnsitz diente.

 

Friedrich August von Kaulbach starb am 26. Januar 1920 in Ohlstadt bei Murnau am Staffelsee.