Richard Kern

Richard Kern wurde im Jahr 1954 in Roanoke Rapids im US-Bundesstaat North Carolina geboren. Er studierte an der University of North Carolina at Chapel Hill und erwarb dort 1977 seinen Bachelor of Fine Arts. Erstes Aufsehen als Künstler erregte er in den 1980er Jahren mit erotisch ausgerichteten Experimentalfilmen wie The Right Side of My Brain (1985) und Fingered (1986), in denen Szenegrößen der damaligen Zeit zu sehen waren, darunter Lydia Lunch (*1959), David Wojnarowicz (1954–1992), Kembra Pfahler (*1961), Karen Finley (*1956), Henry Rollins (*1961) und die Gruppe Sonic Youth, für die Richard Kern ihr erstes Musikvideo Death Valley '69 drehte. Wie viele Musiker und Künstler aus seinem Umfeld zeigte sich auch Richard Kern fasziniert von der Ästhetik der extremen Gewalt, des Sex und der Perversion und wurde aktiver und treibender Teil einer Bewegung, die der amerikanische Filmemacher und Autor Nick Zedd (1958–2022) als Cinema of Transgression bezeichnete.

Richard Kern begann seine künstlerische Tätigkeit mit selbstproduzierten Zeitschriften, die Texte und Bilder enthielten, die er selbst und seine Freunde verfasst und gemacht hatten. Es handelte sich dabei um einfache Sammlungen handgehefteter Fotokopien, die zunächst unter dem Titel The Heroin Addict erschienen und später in The Valium Addict umbenannt wurden. In den 1980er Jahren begann Richard Kern mit seinen Untergrundfilmen und Musikvideos, die seine Popularität in der Szene begründeten. In den 1970er und 1980er Jahren machten die Erotik-Filme von Russ Meyer großen Eindruck auf Kern und hinterließen auch in seinen eigenen filmischen Experimenten Spuren. In den 1990er Jahren legte er seinen Schwerpunkt auf die erotische Fotografie, die ihn weltweit bekannt machte. Die Arbeit mit der Kamera kannte er von seinem Vater, der in North Carolina als Zeitungsfotograf gearbeitet hatte. Sein 1995 publizierter Fotoband New York Girls, der die Themen Fetischismus und Bondage behandelt, brachte ihm den Durchbruch.

Richard Kern veröffentlicht seine Arbeiten regelmäßig in Magazinen wie dem Playboy, Purple, GQ und Vice. Häufig wählt er für seine Bilder Amateurmodelle und lässt sich von diesen zu unüblichen Posen und fotografischen Experimenten anregen. Obwohl Kern vor allem für seine expliziten Aufnahmen nackter Frauen bekannt ist, die seine zahlreichen Bildbände zu Bestsellern machten, hat er auch zahlreiche Prominente in Bekleidung porträtiert. Als Regisseur dreht er sei 2007 seine eigene Serie Shot by Kern für VBS.tv. Die kanadische Fotografin Petra Collins (*1992) wurde von Kern gefördert. Sein Kurzfilm Manhattan Love Suicides (1985) inspirierte die britische Rockband The Manhattan Love Suicides zu ihrer Namenswahl. Von 2007 bis 2015 war Richard Kern mit der Künstlerin Martynka Wawrzyniak (*1979) verheiratet.

 

Richard Kern lebt und arbeitet in New York.