Hans Kohlschein

Hans Kohlschein wurde am 5. Mai 1879 in Düsseldorf geboren. Bereits im Alter von zehn Jahren beeindruckte der Künstler seine Familie mit Zeichnungen seines Großvaters und wurde in der Folge von seinem Vater, dem Kupferstecher Josef Kohlschein (1841–1915), nach Kräften gefördert. Mit dreizehn Jahren durfte Hans Kohlschein die Elementarklasse der Düsseldorfer Kunstakademie besuchen, zu seinen Lehrern gehörten die Historienmaler Arthur Kampf (1864–1950) und Eduard von Gebhardt (1838–1925). Als Meisterschüler des Genremalers Claus Meyer (genannt Claus-Meyer, 1856–1919) assistierte er diesem von 1898 bis 1902 bei der Ausmalung von Schloss Burg und schuf im Rittersaal mit seiner Ermordung Engelberts von Berg ein völlig eigenständiges Werk, das er allerdings nicht signierte. In diesen frühen Jahren folgten weitere großformatige Wandgemälde, auf denen Hans Kohlschein vor allem seine Fähigkeiten als Historienmaler unter Beweis stellte. Seine Werke Der Besuch Friedrichs des Großen im neuen Land (Kleve 1906/7) und Der Besuch des Großen Kurfürsten (Czarnikau 1911) wurden jedoch 1945 zerstört.

Hans Kohlschein musste während des Ersten Weltkriegs als Kriegsmaler zunächst an der Westfront Dienst tun. Sein im Frühjahr 1915 entstandenes Bild Die Übergabe nach der Schlacht von Maubeuge fand als Druck weite Verbreitung. Im August 1915 wurde er an die Ostfront geschickt, wo er für das Generalgouvernement in Warschau die Verhältnisse vor Ort festhielt. Dabei unterlief er die üblichen Erwartungen an einen Kriegsmaler, indem er weniger die militärischen Erfolge des deutschen Heeres glorifizierte, als vielmehr die Lebensverhältnisse der polnischen Zivilbevölkerung schilderte. Nach eigenen Angaben schuf Hans Kohlschein in dieser Zeit über 300 Gemälde und Zeichnungen, von denen allerdings nur rund ein Drittel erhalten geblieben ist. Oft genügten dem Künstler wenige spontane Striche, um lebendige Szenen zu ins Bild zu setzen. Die Polenbilder fanden großen Anklang und im Düsseldorfer Kunstpalast auch öffentliche Aufmerksamkeit; 1922 wurde das Bild Großes Frauenbad an der Weichsel von der Nationalgalerie in Tokio erworben – als erstes Gemälde eines zeitgenössischen deutschen Malers überhaupt.

Hans Kohlschein erhielt zwar in den 1930er und 1940er Jahren durchaus noch Aufträge für Wandbilder, darunter auch öffentliche Stellen wie das Generalkommando in Hannover und das Polizeipräsidium Wuppertal, doch den nationalsozialistischen Machthabern missfiel der Stil des Künstlers. Auf den großen offiziellen Ausstellungen der NS-Diktatur war Hans Kohlschein nicht vertreten, sein Gemälde Vor der Stadt, das erst 1932 vom Düsseldorfer Kunstmuseum angekauft worden war, wurde 1937 als »Entartete Kunst« diffamiert, beschlagnahmt und zerstört. Der Pfingstangriff 1943 auf Düsseldorf brachte die Vernichtung von Hans Kohlscheins Wohnhaus samt Atelier, auch viele Werke fielen dem Feuer zum Opfer. Der Künstler verbrachte seine letzten Lebensjahre mit seiner Frau Ella in seinem Ferienhaus in Warburg, wo er seinen Lebensunterhalt mit Landschaftsszenen und Ansichten der Umgebung bestritt. In dieser von Brotaufträgen bestimmten Zeit entstanden viele Darstellungen des vulkanförmigen Desenbergs, die sich bei seinen Käufern großer Beliebtheit erfreuten.

 

Hans Kohlschein starb am 28. Dezember 1948 in Warburg. Sein Enkel Rolf Gentz wurde ebenfalls Maler und Bildhauer.