Adolf Lins war einer der wichtigsten Künstler der Willingshäuser Malerkolonie. Weil er besonders gern und lebendig Gänse und Enten malte, erhielt er den Beinamen »Gänse-Lins«. Der deutsche Romantiker glänzte überdies aber auch mit lebendigen Kinderporträts und bäuerlicher Genremalerei.
Adolf Lins - Gute Ausbildung trotz schwieriger Verhältnisse
Adolf Lins wurde am 21. Oktober in Kassel geboren. Der Sohn eines Postbeamten erlebte eine wechselvolle Kindheit: Nachdem die Beförderung des Vaters der Familie zunächst einen sozialen Aufstieg beschert hatte, folgte mit seinem unerwarteten Tod ein umso schmerzhafterer Fall. Der gerade 13 Jahre alte Adolf musste mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern in eine kleinere und ärmlichere Wohnung umziehen. Trotz der prekären Verhältnisse achtete seine Mutter mit Nachdruck darauf, dass die Kinder eine gute Ausbildung erhielten. Adolf Lins besuchte ein humanistisches Gymnasium und erwarb die Obersekunda-Reife, sein älterer Bruder Carl wurde Architekt, sein jüngerer Bruder Theophil brachte es bis zum Fabrikdirektor und seine ältere Schwester Auguste leitete die Fachschule des Städtischen Haushalts- und Gewerbevereins. Adolf Lins entschied sich für eine Künstlerlaufbahn und begann unmittelbar nach seinem Schulabschluss ein Studium an Kasseler Kunstschule bei den Historienmalern Friedrich Müller und Eduard Ihlée sowie bei dem Landschaftsmaler August Bromeis.
Großes künstlerisches und soziales Engagement
Adolf Lins folgte 1874 den Empfehlungen seiner Lehrer, seine Malweise durch praktische Studien zu vertiefen und reiste zum ersten Mal in das Malerdorf Willingshausen. Durch sein herzliches und offenes Auftreten eroberte er die Herzen der Kinder im Sturm, die ihm willig Modell standen und oft in großer Lebendigkeit auf seinen Bildern zu sehen sind. Seine wiederkehrenden Besuche im Dorf wurden schnell zu einer gefeierten Attraktion unter der Dorfjugend, und auch unter den Erwachsenen war er wohlgelitten. Dieser Umstand sowie die Freundschaft mit den Düsseldorfer Malern Nikolaus Barthelmess und Hermann Sondermann bewogen Adolf Lins, seinen Wohnsitz nach Düsseldorf zu verlegen. Er arbeitete im Atelier von Ferdinand Brütt und wurde Mitglied im Künstlerverein Malkasten sowie dem 1878 gegründeten wohltätigen Kreis Orient, dem auch Hans von Volkmann, Hugo Mühlig, Fritz von Wille und Eduard Kaempffer angehörten. Er engagierte sich für die Unterstützung anderer Düsseldorfer Künstler und saß von 1902 bis 1906 im Verwaltungsrat der Düsseldorfer Kunsthalle.
Bewunderte Vaterfigur für viele jungen Künstler
Adolf Lins war nicht nur eines der wichtigsten Mitglieder der Willingshäuser Malerkolonie, sondern auch entscheidend am Aufbau einer neuen Künstlergemeinschaft im benachbarten Röllshausen beteiligt. 1908 begann Lins, zusammen mit seinem Freund Hugo Mühlig, die Sommermonate in Röllshausen zu verbringen. Als sich viele junge Künstler dem charismatischen Lins anschlossen, entwickelte sich eine zweite Künstlergemeinde, zu der eine neue Malergeneration um Walter Hoeck, Hans Wiegand, Franz Eichhorst, Arno Drescher, Emil Beithan und Hans Bremer beitrug. Die viel älteren Maler Lins und Mühlig galten den jungen Malern als Vorbilder und Vaterfiguren. In späteren Jahren malte Lins weniger Kinder und Tiere als vielmehr unberührte Landschaften ohne Figuren mit einer immer kräftiger werdenden Pinselführung. Vier Jahre vor seinem Tod heiratete er seine langjährige Haushälterin Gertrud Klein. 1926 machten ein Schlaganfall und eine Diabeteserkrankung eine weitere künstlerische Tätigkeit nahezu unmöglich.
Adolf Lins starb am 26. März 1927 in Düsseldorf.